Kapitel 26

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Ginny's PoV:

Tränenverschmiert kehre ich ins Schloss zurück. Niemand begegnet mir. Niemand fragt mich, was los ist. Keiner nimmt mich in dem Arm und tröstet mich. Niemand. Ich bin alleine.

Meine Brust bebt immer noch. Ich wünschte, ich hätte das alles nicht gesagt. Alles. Ich sagte, ich hasse ihn. Aber das tue ich nicht. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn immer noch, nach all dem, was er mir angetan hat.

Schnaufend sage ich das jetzige Passwort vor dem Portrait und hole mir gleich den ersten, blöden Kommenar von der fetten Dame ein. ,,Na? Auch mal wieder da, hm? Hat dich wie es aussieht, doch nicht so toll gefunden, mhm? Aber was kann man an dir schon finden!"

Böse sehe ich sie an. Doch die fette Dame redet munter weiter. ,,Weißt du, was ich vor zwei Wochen von zwei Schülern gehört habe, die sich hier gestritten haben? Nein, bleib, das musst du dir anhören!", meint sie schnell und bewirkt somit, dass ich, nicht wie gewollt, abhaue. ,,Das Mädchen sagte zum Jungen: Eyy, weißt du was? Du bist wie ne Wolke, wenn du sich verzeihst, wird der Tag schöner! Und sie sagte: ,,Ach was, und weißt du was? Wenn man dich aus dem Fenster wirft ist das keine Körperverletzung sondern Umweltverschmutzung!"

Ich bleibe kurz stehen und sehe sie verstört an, dann laufe ich durch das Portrait. Sie ist im Gemeinschaftsraum noch lauthals lachend zu hören.

Als ich in den überfüllten Raum trete, verstummen plötzlich alle darin lernenden, redenden oder lachenden Schüler. Jeder sieht mich überrascht an und es ist vereinzelt Getuschel zu vernehmen.

Ganz vorne erkenne ich Ron und Harry, die mit geweiteten Augen zu mir herauf sehen, und in der Ecke sehe ich Hermines buschige Haare, die hinter einem dicken Buch hervor sehen, sie wollte sich wohl verstecken.

Ich räuspere mich und schlage meinen Weg zu meinem Schlafsaal ein. Aus dem Augenwinkel sehe ich Harry aufspringen, dicht gefolgt von meinem Bruder. Ich lasse sie jedoch nicht wissen, dass ich sie bemerkt habe, und laufe geradewegs auf die Mädchenschlafsäle zu.

Die beiden kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Merlin sei Dank können sie ab hier nicht mehr hinter mir her schleichen.

Es stimmt. Ein paar Sekunden später höre ich, wie sie unsanft gegen die Rutsche fallen, welche vorher noch eine Treppe war, und die Jungen davon abhalten soll, in die Mädchenschlafsäle zu gelangen.

Kichernd verstecke ich mich hinter einer Ecke und lausche ihrem Ächzen.
Dann endlich findet es Ron eine gute Idee, nach mir zu rufen.

,,Ginny! Hey, Ginny, komm runter, bitte!"
Ich trete aus meinem Versteck und sehe die beiden am Anfang der Rutsche stehen.
Harry rappelt sich auf und sieht mich ernst an.
,,Wir müssen reden!"

Draco's PoV:

Lange stehe ich noch am See und weine. Ich Weine einfach alles raus. Und auch, wenn ich nicht verstehe, warum, es fühlt sich einfach besser an. Am Ende sitze ich murmelnd am See und starre auf das Wasser.

Lange werde ich das nicht mehr aushalten.

In der Ferne höre ich irgendwo eine vertraute Stimme nach mir rufen. Ich seufze.

,,DRACOOOOO, VERDAMMT, WO BIST DU?!"
Erneut seufze und erhebe ich mich. ,,Ich bin hier, Blaise.", sage ich ruhig.

In Windeseile läuft er zu mir und begutachtet mich.,,Die hat dir nichts angetan?", meint er danach erleichtert und sieht mich freundlich an.

Ich verliere aber schon wieder die Beherrschung. ,,Nichts angetan?! Meinst du das ernst?"
Blaise zuckt zusammen. ,,So habe ich das nicht gemeint. Ich meine, sie ist so elend und zerstreut ins Schloss gekommen, ich dachte, du bist schwer verletzt."

,,Haha Blaise."
Missmutig rupfe ich einzelne Grashalme unter meinem Fingern aus, um sie danach noch kleiner zu stutzen.

Mit zusammengebissenen Zähnen versuche ich, einen Ttänenschwall zu unterdrücken.

Nicht an sie denken, Junge! Denk einfach nicht an Ginny Weasley!

Boah, danke, dumme Stimme!

Bitte.

Pure Traurigkeit überkommt mich und ich breche vor den Augen meines besten Freundes in Tränen aus.

Blaise tut dann einfach das beste, was machen kann. Er setzt sich neben mich und nimmt mich brüderlich in den Arm.
,,Draco, schau, das wird schon wieder.", versucht er mich auf zu muntern, doch er bewirkt damit genau das Gegenteil. Denn ich weiß, dass es das nicht wird.

Nach ein paar Minuten stehe ich entschlossen auf. ,,Gehen wir zurück.", sage ich und Blaise nickt zufrieden. Er erhebt sich ebenfalls und wir machen uns schweigend auf den Weg ins Schloss.

Später

Blaise hat mich in mein Zimmer gebracht, und mich allein gelassen. Ich bin ihm dafür aber keineswegs böse. Ich bin froh, allein zu sein.
Zuerst habe ich mich versucht, mit Schulaufgaben ab zu lenken.
Doch das bringt nichts.

Gleich ist Abendessen, da bin ich mir sicher. Mein Magen macht sein einiger Zeit komische Geräusche. Aber ich traue mich nicht, hin zu gehen. Was, wenn ich ihr dabei über den Weg laufe?

Panisch stehe ich auf. Ich kann Blaise auch nicht fragen, ob er mir was mitnehmen kann. Er ist nämlich sicher schon dort.

Genervt nehme ich meinen Umgang. Ich will doch nicht verhungern!
Kurz prüfe ich mein Aussehen im Wandspiegel und stecke dann lässig meine Hände in die Umhangtadchen. 

Fast schon sofort ergreife ich den glatten, kühlen Stein. Mein Finger streichen langsam darüber und plötzlich überkommt mich Wut.

Wieso habe ich gedacht, es könnte irgendwie funktionieren? Anstatt mich zu lieben, hasst Ginny mich!

Mit festem Griff ziehe ich ihn heraus und werfe ihn mit voller Wucht unter das Bett von Blaise.

Als wäre eine große Last von mir gefallen atme ich ruhig aus und sehe ihn ein letztes mal an. Dann greife ich die Türklinke und mache mich auf den Weg zum Essen.





Piece of me |Drinny FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt