Ginny's PoV:
Purer Schmerz durchzuckt mich, als ich sie sehe. In der Kammer, eng umschlungen. Ihre Lippen berühren sich zaghaft...
,,Ginny!"
Aufgewühlt von meinem, zum bestimmt schon hundertsten, immer gleichen Traum, öffne ich meine Augen. Verschwommen erkenne ich zwei Gestalten vor mir, die wild mit den Händen um sich herum fuchteln, als wollen sie mir etwas sagen. Ich schließe meine Augen und schüttle meinen Kopf heftig. Als ich sie dann wieder aufmache, sehe ich Hermine und...Blaise Zabini? Wie kommt der denn hier rein? Ich dachte, Jungen können hier nicht rauf!
Für kurze Zeit vergesse ich den Streit zwischen Hermine und mir. ,,Hermine, wie-?" ,,Jetzt ist keine Zeit für unnötige Fragen, zeih dich an, los, beeil dich!"
Bei Merlin, was ist denn los? Mein fragender Gesichtsausdruck sagt wohl alles. ,,Bitte Ginny, Draco ist in großer Gefahr!", fleht sie und ich finde endlich wieder zu mir selbst.
Malfoy würde sich doch nie von jemandem wegschleppen lassen. Derjenige würde dann wahrscheinlich von seinem Vater die Todesstrafe erlangen. Das ist ganz sicher wieder so ein billiger Trick, um mich wieder irgendwie zu demütigen.
,,Wieso sollte ich ausgerechnet dir glauben?", werfe ich ihr vor und fange mir einen unergründlichen, bösen Blick von Zabini ein. Hermines Mundwinkel beginnen zu zittern.
Sie muss zweimal einatmen, bis sie endlich einen Laut heraus bringt.,,Bitte, tu es! Ich sage die Wahrheit! Ginny, ich weiß, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht! Ich bereue es zutiefst! Ich habe damit nicht nur ihn, sondern auch dich verloren! Meine beste Freundin! Du warst wie eine Schwester für mich! Ich wollte dir das nicht antun, und auch Draco nicht! Für mich ist Draco nicht der Richtige, Ginny. Für mich ist es jemand anderes. Aber für dich ist er der Richtige! Man Ginny, glaubst du, keiner hat bemerkt, dass ihr immer noch auf euch fliegt, wie ein Hippogreif auf sein Mittagessen? Jeder bemerkt es, außer ihr selbst. Was ich jetzt eigentlich sagen wollte: Ihr braucht euch, Ginny. Du brauchst ihn! Und er braucht dich jetzt, mehr als alles andere auf der Welt!"
Ich merke, wie mir eine Träne über die Wange läuft, auch Hermines Augen fangen verdächtig an zu glitzern. Dann machen wir das, was ich so sehr vermisst habe. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich. Ich drücke sie fest an mich und sehe im Hintergrund Blaise Zabini lächeln.
Nach einer Zeit lösen wir uns wieder voneinander. ,,Und jetzt ab zu deinem Eisprinzen, bevor es zu spät ist!", sagt Hermine, fast schon streng und ich hüpfe auf. ,,Gebt mir eine Minute!"
In windeseile laufe ich ins Bad und komme wenig später fertig Angezogen heraus. ,,Und jetzt schnell, vielleicht ist es noch nicht zu spät!" Ich schnappe mir noch meinen Umhang und wir drei verlassen das Schloss.
Oh Merlin, was habe ich nur angestellt?! Ich wollte, dass er sich mies fühlt, aber muss er sich denn dann gleich umbringen?
Kurz vor der heulenden Hütte bleiben wir stehen. ,,Gut, teilen wir uns auf. Wir hoffen, Ginny findet ihn. Wenn es jemand anderes tut, dann benachrichtigen wir dich einfach hiermit:" Hermine hält ihren Zauberstab in die Höhe, murmelt etwas und gleich darauf kommt ein kurzer, roter Strahl heraus, der sich in der Luft in fünf weitere Lichter ausbreitet.
,,Das solltest du auch in der Nacht sehen.", meint sie, Zabini nickt beeindruckt und ich...-ich zittere aus Angst um Draco. Hermine nimmt das wohl als nicken und dreht sich um. ,,Ich gehe hierlang.", sie zeigt in die Richtung nach Hogsmeade. Blaise teilt sie ein, rund um den verbotenen Wald zu suchen. Und ich soll zu den Schluchten um Hogwarts gehen. ,,Viel Glück.", flüstert mir Zabini zu, ich versuche ein zaghaftes Lächeln.
Dann dreht er um und marschiert auf den dunklen Wald zu. Hermine umarmt mich nocheinmal und dann ist auch sie verschwunden. Zögernd mache ich mich auf den Weg.
Der Mond scheint wieder einmal klar auf die Wiesen. Gelegentlich flattert eine Fledermaus über meinen Kopf hinweg, ansonsten ist es still. Zu still für meinen Geschmack.
Als ich dann nach einer Zeit bei den Schluchten ankomme, wird es nicht besser. Es herrscht Spannung in der Luft. Als würde die Welt auf irgendetwas warten. Meine Schritte verschnellern sich. Was, wenn ich zu spät bin? Ich den Weg nicht finde? Die Schluchten sind wie ein Labyrinth! Jeder Weg führt unendlich weiter! Ich werde ihn niemals finden! Planlos laufe ich nach vorne, in der Hoffnung, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden.
Aber nichts.
Nur Stille.
Ich erschrecke schon fast, als etwas in meiner Umhangtasche zu vibrieren beginnt. Instinktiv greife ich hinein und spüre die Wärme, die davon ausgeht. Es ist der Stein, von dem ich immer noch keine Ahnung habe, wer ihn mir geschickt hat. Vorsichtig lasse ich ihn wieder durch meine Finger gleiten, woraufhin er noch stärker zu vibrieren anfängt. Auf einmal beginnt er, sich zu drehen. -von selbst, ohne dass ich irgendetwas mache. Der Stein dreht sich immer weiter, bis er schließlich an einer stelle so liegen bleibt, dass er aussieht, wie ein Pfeil.
Fasziniert sehe ich darauf, was eigentlich Zeitverschwendung ist. Energisch will ich ihn wieder wegpacken, doch eine Kraft hält mich auf. Mein Weihnachtsgeschenk schwebt über meinen Händen, die ich zitternd wegnehme. Dann fliegt er weg.
Es mag komisch klingen, aber das tut er wirklich. Verwirrt folge ich ihm ohne zu wissen, warum. Eigentlich sollte ich Draco suchen! Und das will ich ja, unbedingt! Aber ich kann es nicht, mein Körper folgt dem Stein, nicht mir selbst.
Schneller, immer schneller laufe ich ihm hinterher, inzwischen habe ich meinen Orientierungsinn komplett verloren. Doch das ist mir egal. Der Stein ist mein einziger Anhaltspunkt. Während ich laufe, gehen mir massenhaft Dinge durch den Kopf. Was würde passieren, wenn er wirklich tot ist? Ich kann nicht einmal daran denken! Niemand würde aufgrund der Vorgeschehnisse traurig sein. Niemand würde verstehen, weshalb ich traurig wäre, außer Hermine und Zabini.
Ich könnte nicht damit leben, dass jemand wegen mir gestorben ist. Und würde wahrscheinlich ebenso enden.
Meine Beine tragen mich weiter, ich fühle mich leicht. Einzig und allein mein Herz ist schwer.
Und dann sehe ich das, was mir den Atem raubt: Eine blonde Gestalt, die ich nur allzu gut kenne. Ganz oben, auf der Schlucht. Ich sehe ihn. Ich kann ihn sehen.
Langsam, ganz langsam nähert er sich dem tiefen Graben. Von unten sieht es wahrscheinlich nicht annähernd so schrecklich aus, wie von oben. Und doch geht er weiter. Er springt dem Tod förmlich in die Arme. Ich sehe, wie er einen Schritt davor tief einatmet. Ich kann ein letztes Mal seine wunderschönen Augen betrachten.
Anschließend macht er sie zu, atmet erneut ein und macht den Schritt nach vorne.
Ein grausames Gefühl durchströmt mich, als ich seinen Körper über 80 Meter in die Tiefe stürzen sehe. Es fühlt sich an, als wäre ich er selbst. Und das wünsche ich mir auch. Lieber würde ich sterben, als das zu sehen!
,,NEIN!", kreische ich. Doch es bringt nichts. Unfähig, irgendeinen Zauber aus zu sprechen, der ihn womöglich retten könnte, beginne ich zu schreien, zu weinen. Alles gleichzeitig.
Dracos Körper fällt weiter, bis er auf dem harten, Steinboden mit einem dumpfen Geräusch auffällt.
♡•♡•♡•♡•♡•♡•◇☆◇•◇•◇•◇•◇•◇•
DU LIEST GERADE
Piece of me |Drinny FF
FanfictionGinny Weasley beginnt ihr viertes Schuljahr auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei. Sie ist sich ganz sicher, in Harry ihre große Liebe gefunden zu haben, doch ist das auch wahr? #2 drinny 12.08.2018 #1 drinny 1.10.2018 1. Platz des Drin...