❃Kapitel 40

1K 73 3
                                    

Jimin Pov

Scharf zog ich die Luft ein, während ich mich dem prickelnden Gefühl seiner Lippen hingab, meine Augen kurz daraufhin schloss, um dieses Gefühl noch intensiver wahrzunehmen. Es war mein erster Kuss, nie zuvor war ich einem Menschen auf diese Art und Weise nahe gekommen, geschweigedenn einrm Jungen. Ich hatte mir nie Gedanken um so etwas gemacht, für mich war das nichts notwendiges und ich hatte auch noch nie wirklich Gefühle zu einem anderen Menschen, freundschaftliche vielleicht, aber nie mehr. Deshalb war es umso mehr verwunderlich, dass mein Herz so rasant am klopfen war und mir mit der Zeit immer heißer wurde.

Ich fühlte mich, als würde ich gleich mein Bewusstsein verlieren, auf der anderen Seite war da aber auch dieses Gefühl der Sicherheit, als müsste ich bei ihm keine Angst haben. Ich fühlte mich schwach, zeitgleich aber auch so stark, als könnte ich alles erreichen, wenn er nur bei mir sein würde und das war das, was mich am meisten irritierte. Ich hatte kein tiefes Band mit Yoongi, nicht einmal kannten wir uns lange und doch, ich fühlte mich in seiner Gegenwart nicht so, wie ich es bei anderen tun würde. Diese Emotionen kochten in mir, als würden sie nur bei ihm auftreten und zuvor hatte ich diese vielleicht auch gar nicht wahrgenommen.

Jetzt, nach diesem Kuss, wurde mir aber bewusst, dass da etwas sein musste, wad nicht zwangsläufig auf Liebe schließen musste, aber ein undefinierbares Gefühl ihm gegenüber.
Ich lächelte ein wenig, so gut es mir eben möglich war und nahm mehrere kleine Luftzüge durch meine Nase auf.
Ich hatte keinerlei Erfahrungen in diesem Gebiet gesammelt, meine Unsicherheit war mir bestimmt anzumerken, doch ich bemühte mich, hier keinen Fehler zu machen und mich eventuell zu blamieren.
Ich war versunken in Gedanken, ich war versunken in den Kuss, doch sobald ich meine Augen wieder einen Spalt weit öffnete, waren es seine Augen, die mich in seinen Bann zogen und mich in ihnen verloren ließen.

Eindringlich schaute er mich an, ein Grinsen bildete sich auf seine Lippen, welches für mich derzeitig jedoch undeutbar war und ich nicht wusste, worauf dieses nun bezogen war.

Er streichte mir mit seinem Handrücken behutsam über meine Wange, ein leichtes Brennen hinterließ er mir somit, sodass ich seine Berührung sogar im Nachhinein noch spüren konnte.
Auf einmal aber löste er sich langsam von mir, dieses hitzige Gefühl verschwand mit ihm und ich fühlte eine innere Sehnsucht. Ich wollte nicht, dass es schon endete, jedoch war dies der Fall und es wirkte nicht so, als würde er sich noch einmal für einen weiteren Kuss nach vorne beugen.

Er schaute auf mich herab und lächelte etwas, "Wie hat dir das gefallen?", fragte er mich mit neugierig tiefer Stimme, musterte mich dabei eindringlich und ließ mich ein wenig unwohl fühlen. Ich mochte es nicht, wenn man mich konstant anschaute, dazu noch voller Erwartungen oder einfach nur abwartend. Dazu kam noch, dass es ausgerechnet Yoongi war, der mich hier in seinem Blick gefangen hielt. Nicht, dass es mich stören würde, doch nach dieser Aktion war das anders für mich als zuvor.

Noch immer verspürte ich eine gewisse Benommenheit, fragte mich deshalb auch, woher diese denn kommen mochte, jedoch fand ich daraufhin keine Antwort und verwarf diese Überlegung genauso schnell wieder, um mich auf das jetzige Geschehen zu konzentrieren.
Ich nickte langsam mit meinem Kopf, fasste mir mit dem Zeigefinger langsam an meine Unterlippe und fuhr diese entlang, "Gut...", brachte ich zögerlich hervor und atmete ein wenig regelmäßiger, als vor dem Kuss.
Ich sah, wie Yoongi mit dem Kopf nickte und anschließend seufzte, "Das ist gut", entwich es ihm, mit dem Blick noch immer auf mir fokussiert.

Ich verstand es einfach nicht, wie er auf diese Aktion kam und wie es nun weiter gehen sollte. Ich hatte das Gefühl, ich würde nicht mehr einfach mit ihm reden können, mit ihm so umgehen können, wie ich es zuvor getan hatte. Ich wusste aber, dass ich keineswegd hier weg wollte, ich hatte einen Entschluss gefasst und wenn dieser auch voreilig erscheinen mag, so war ich mir meiner Sache sicher und niemand konnte meine Entscheidung beeinflussen. Ich würde hier bleiben, ich würde Yoongi weiterhin unterstützen und diese Sache gemeinsam mit ihm durchstehen. In gewisser Maßen blieb mir auch keine andere Wahl, zumindest dann nicht, wenn mir mein Leben in irgendeiner Art und Weise wichtig war.

Das war es auch, aber der Faktor von eben floss überwiegend in meine Entscheidung hinein.

"Yoongi, ich-", wollte ich anfangen zu reden, ich wollte ein paar Dinge von ihm wissen und ihn fragen, was dieser Kuss denn gür ihn bedeuten würde. Ob er es einfach aus Spaß an der Freude getan hatte, oder ob doch ein wenig mehr dahinter steckte, vielleicht sogar ein paar Gefühle? Ich hatte sie gespürt, eine Menge Emotionen wurden zu mir getragen, die von ihm auskommen mussten. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, vielleicht machte ich mir einfach bloß Hoffnungen und hinterfragte Dinge, die nie wirklich passiert waren. Ich wusste es nicht, ich hatte nur frischen Zugriff auf meine Gedanken, andere Leute Gedanken waren mir ein Rätsel und für mich nicht zugreifbar.

Ich wollte gerade weiterreden, da er mich auch schon wieder abwartend musterte und scheinbar auf eine Aussage meinerseits wartete, jedoch wurden wir durch ein tiefes Brüllen unterbrochen.
Yoongi schaute schnell in die Richtung, aus die dieser wohl kommen musste und schaute mich anschließend entschuldigend an. "Es tut mir leid, ich muss mich wohl erst um diese Sache kümmern, bevor wir weiterreden können", sagte er mit erwas leiserer Stimme.

Ich nickte mit dem Kopf, jedoch kam mir dann wieder in den Kopf, dass er sich wohl wieder an einer Folterei vergnügen würde. "Ich möchte das nicht hören...", flüsterte ich vor mich hin und senkte etwas den Blick, auf meine Füße herunter.
"Ach Jimin", Yoongi trat einen Schritt näher und legte seine Hand vorsichtig auf meinem Kopf ab, spielte dann ein wenig mit meinen weichen Haaren. "Du musst dir das nicht antun, du kannst gerne nach draußen gehen, bis ich fertig sein werde", erklärte er mir anschließend und ich überlegte nur einen kleinen Moment, ehe ich mit dem Kopf nickte.

Es gefiel mir zwar ganz und gar nicht, dass er unseren Gefangenen nun erneut verletzen würde, jedoch konnte ich ihm nicht helfen und hatte auch kein Recht mich einzumischen.
Deshalb ging ich langsam nach draußen, um diese elendigen Schmerzensschreie nicht hören zu müssen.

_____

Misery メ YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt