❃Kapitel 72

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Yoongi Pov

"Ich spüre einen seltsamen Druck, sind wir etwa schon da?", fragte Jimin mich, als er offenbar auch diese enorme Kraft, die einen fast zu überwältigen drohte, zu spüren bekam. Sie war riesig, sie verband immerhin unsere Welten miteinander und der Ausgangspunkt lag unmittelbar vor uns, in dieser ominösen Höhle.

"Das ist sie, die gefährliche Omega-Höhle, der Ursprung dieses Desasters, dieses Krieges und auch der Ort, an dem wir alldem hier ein Ende bereiten werden", antwortete ich ihm daraufhin, doch schnell kam dann die Frage, was wir denn tun sollten, sobald wir vor der Quelle stehen würden.

"Uns wird etwas einfallen sobald wir dort sind", antwortete ich und das war auch der letzte ausgesprochene Satz, ehe wir gemeinsam die Höhle betraten und ich gleich zu Beginn feststellen musste, dass der Weg frei war und nicht voller Fallen, wie es beim ersten Mal hier der Fall war, der mich fast mein Leben gekostet hatte.

Je näher wir der Quelle kamen, deato immenser wurde der Druck, er tat vor allem in den Ohren weh, aber hinderte uns auch immer mehr am Weiterlaufen.
"Jimin, ist alles in Ordnung bei dir?", erkundigte ich mich bei ihm, ohne aber einen Blick nach hinten zu werfen.

"I-Ich komme zurecht!", stotterte er, doch das war die nötige Bestätigung, ehe ich einen Zahn zulegte, um dem Ganzen hier schnell ein Ende zu bereiten. Das Licht vor uns wurde immer größer und schon bald standen wir in dem Raum, in dem die Quelle all dieser Verzerrungen sich befand.

"Siehst du das?", fragte ich ihn und deutete auf den schimmernden Spalt vor uns, der so viel Energie von sich gab, dass damit so vieles zerstört werden könnte. Ich ging langsam darauf zu, Jimin blieb auf seiner Position stehen.
"Wir haben nur eine Chance, also mach dich gefasst!"

Nachdem diese Worte ausgesprochen waren, versuchte ich dieses Ding zu berühren und spürte unmittelbar, wie es versuchte mich einzusaugen. Allerdings wehrte ich mich mit allem, was ich noch an Kräften übrig hatte, dagegen und blieb an Ort und Stelle stehen. Es gab nur eine Chance, ich durfte nicht versagen.

Ich versuchte mich auf dieses Teil zu konzentrieren, auf die ausstrahlende Energie davon und darauf, wie ich sie in mich aufnehmen würde. Spirituell forderte es mir einiges ab, aber auch körperlich war es eine harte Herausforderung, denn ich fühlte mich, als würde mein Körper davon gleich zerfetzt werden, je mehr ich davon versuchte in mich aufzunehmen.

Doch mein Plan funktionierte, die davon ausgehende Energie nahm meinen Körper als Gefäß an und ließ mich die ganze Kraft absorbieren.
"Jimin, mach dich bereit!", rief ich ihm zu und packte den Dolch meines Vaters, den ich noch mitgenommen hatte, aus und warf ihm diesen rasch zu.

Überrascht musterte er mich, unsicher was er tun sollte blieb er auf seinem Fleck stehen.
"Los jetzt! Wir haben nur eine Möglichkeit, also benutz den Dolch und töte mich damit!", rief ich ihm zu, doch er weitete bloß seine Augen und schüttelte energisch seinen Kopf.

"Yoongi! Davon hast du kein Wort erwähnt!", kam es entsetzt von ihm, doch ich schüttelte meinen Kopf. "Ich musste dich hierher locken, jetzt mach schon! I-Ich kann das nicht mehr lange in mir halten, danach wird alles zuspät sein! Ich weiß nicht, ob uns das retten wird, aber wird schon schief gehen!", zunehmends wurde ich lauter, es war gerade verdammt ernst, die Zeit rannte uns davon.

"Es muss aber einen anderen Weg geben! Dich töten? Das kommt überhaupt nicht in Frage!", erwiderte er dann trotzig.
"Jimin! Das Leben deiner Freunde steht auf dem Spiel, das Leben von ihnen und unzähligen mehr! Tue es, verdammt! Töte mich, es gibt nur diese Möglichkeit! Tue es, um deine Freunde zu retten!"

"Aber du gehörst auch zu meinen Freunden...", widersprach er trotz allem. "Ich kann keinen Freund opfern, um die anderen zu retten! Es muss einen anderen Weg geben, darauf dürfen wir nicht zurückgreifen!"

"Glaubst du wirklich, dass ich so etwas vorschlagen würde, wenn es eine andere Wahl gäbe? Das ist... die einzige Möglichkeit", brachte ich unter Anstrengung hervor.
"Nein! Ich weigere mich!"

"Jimin... beeil dich, ich habe fast keine Kraft mehr übrig..."
"Nein...", wiederholte er weinerisch und ich konnte nicht anders, als schwerzu schlucken. Ich wusste, wie schwer ihm das fallen musste. Ich wusste es, verdammt nochmal und trotzdem hatte ich keine andere Wahl, als ihm eine solche Bürde aufzulegen.

"Mein Tod bedeutet nur, dass du mich nicht mehr sehen kannst", versuchte ich anzusetzen, doch die Tränen in seinen Augen sagten mir, dass er das nicht wahrhaben wollte.
"Das wäre unerträglich für mich..."

"Damit könnte ich zumindest etwas wieder gut machen, das ich hier angerichtet habe", brachte ich leise hervor.
"Als ich in die Menschenwelt kam, war meine Verzweiflung groß. Doch du kamst in mein Leben und... ich konnte meinen Hass dir gegenüber nicht in Worte fassen. Du warst nervig, schwach und auf meine Hilfe angewiesen, hast dich um den Finger wickeln lassen", sprach ich weiter, doch er schüttelte seinen Kopf.

"Das ist mir egal, du bist mir trotzdem wichtig, Yoongi, und ich will nicht, dass du von hier verschwindest!", wiedersprach er erneut und senkte seinen Kopf.
Die Zeit eilte, ich konnte das nicht mehr länger ertragen.

"Wann machst du endlich mal deine Augen auf? Das Leben deiner Freunde liegt auf deinen Schultern", rief ich ihm zu.
Er wischte sich die Tränen weg, "I-Ich kann nicht..."
"Liegen dir die Erinnerungen, die Gefühle oder auch ich am Herzen?! Im Moment sollte für dich nur eines wichtig sein... die Rettung von deinen Freunden und allen Bewohnern dieser Planeten! Tue es endlich, töte mich und bereite dem Ganzen endlich ein Ende! Nur du allein bist dazu in der Lage!"

Erneut wischte er sich die Tränen weg, schaute mir tief in die Augen. Sie schimmerten, sie tränten, so viele Emotionen spiegelten sich in ihnen wider.
"Ich... liebe dich, Yoongi", flüsterte er leise und kam auf mich zu.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, ein erleichtertes und auch ein glückliches.

Ich musste an all diese Erinnerungen mit ihm in der Menschenwelt denken.
An unsere erste Begegnung, als ich ihn vor einem Werwolf beschützt hatte, als wir unseren ersten Kuss hatten oder er mir das Leben gerettet hatte. Das waren die kostbaren Erinnerungen und auch die schönste Zeit, die ich je haben durfte. Meine Gefühle... ich hatte sie entdecken können.

Nun stand er vor mir, ein letzter Augenkontakt herrschte, indem ich ihm ein leises 'Ich dich auch' zuflüsterte, ehe ich meine Lippen auf seine legte und er zeitgleich das Messer in meinen Magen rammte.

In diesem Moment konnte ich nichts spüren, ich konnte nur lächeln weil ich wusste, dass alles besser sein würde.
Jimin... ich liebe dich, das darfst du niemals vergessen und ich werde dich niemals verlassen.
Diese Welt wird ein besserer Ort sein, sobald ich von hier weg bin.

Die letzten Sekunden genoss ich noch, während meine Sicht langsam komplett verblasste und ich kurz darauf nur noch weiß sehen konnte.
Der Tod wartete auf mich, und ich würde ihn mit einem Lächeln auf den Lippen entgegentreten.

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Misery メ YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt