Kapitel 46.

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Benjamin 

Ich machte mir Sorgen. Es waren nun schon fast sechs Wochen vergangen und während ich dem Geburtstermin immer näher kam, war Dylan wie vom Erdboden verschluckt. Ich konnte ihn nicht erreichen un von allein meldete er sich auch nicht mehr. Konnte es etwa sein.. dass er mich endgültig verlassen hatte? Hatte er mich so wie meine Eltern zurück gelassen? Vielleicht wollte er von Anfang an keine Kinder mit mir?

Von Tag zu Tag überkam mich immer mehr die Angst, dass Dylan nicht mehr zu mir zurück kommen würde und das zog nicht nur meine Psyche, sondern auch meinen Körper runter. Ich schlief kaum und Essen wollte ich auch nicht mehr. Die Rückenschmerzen brachten mich fast um den Verstand und wenn ich einen ganz schlechten Tag hatte, dann meldeten sich die Fruchtzwerge deutlich zu Wort, indem sie nach mir traten oder bissen. 

Obwohl ich in meinem inneren inzwischen einem wandelnden Trauerkloß gleichkam, tat ich vor Landon und meiner Grandma, als wenn alles gut wäre. Selten, wenn ich doch einmal tief einschlief überkamen mich etliche Albträume aus der Vergangenheit, die sich mit der Gegenwart paarten. 

Natürlich handelte es sich jedes Mal um meinen Mate, wie er mich ganz offiziell verstieß, mich allein zurück ließ und sich meinen Eltern anschloss. 

Trotz der dicken Decke, in die ich mich einlümmelte, war mein Körper eiskalt und zitterte kontinuierlich. Ich vermisste ihn. Wieso ließen mich immer alle zurück? Mir war bewusst, dass ich nicht sonderlich stark oder außergewöhnlich schlau war, doch war ich wirklich so unbedeutend, dass selbst mich mein vom Schicksal bestimmter Partner so leicht verlassen konnte? Und wenn dem so war, bedeutete das dann nicht auch, dass meine Kinder eine furchtbare Zukunft hatten?

...

"Du siehst gar nicht gut aus. Bist du etwa krank?" fragte Landon besorgt und hielt in seinem Treiben inne, ehe er zu mir auf die Decke krabbelte und seine Hand auf meine Stirn legte.

"Du bist eiskalt." hauchte er geschockt und blickte zu Mark, der ebenfalls auf dem Wohnzimmer Boden hockte und dabei half die Kinderbetten aufzubauen. 

"I-Ist halb so wild. Ich muss nur die Heizung aufdrehen." wehrte ich ab und rappelte mich mühselig auf. Ich wusste nicht mehr, wann ich zuletzt meine eigenen Füße gesehen hatte. Ich war eine wandelnde Kugel und jedes Mal wenn ich an dem Spiegel im Flur vorbei kam, rief ich mir in Erinnerung, wieso Dylan nicht bei mir war. 

So hässlich wie ich bin ist es kein Wunder, dass er lieber durch die Gegend reist. Er schämt sich für mich. Meine Eltern hatten recht. Niemand würde sich freiwillig mit jemanden wie mir abgeben. Landon und Mark helfen mir doch auch nur, weil sie mich bemitleiden und nicht, weil sie mich mögen. Mark hat mich auch nur in seinem Rudel aufgenommen, weil Dylan ihn gefragt hat. 

Niedergeschlagen starrte ich weiter auf das hässliche Spiegelbild, welches sich vor mir auftat. Ich war nicht begehrenswert. Das war ich zwar noch nie gewesen, doch nun wo ich auch noch so fett war, schien es unerträglich mich länger als ein paar Sekunden zu betrachten. Wie musste es dann erst für die anderen sein? Sie erblickten meinen widerlichen Körper wesentlich öfter. Wahrscheinlich ekelten sich selbst meine Kinder davor ein Teil von mir zu sein. 

Natürlich tun sie das. Kein ungeborenes Kind würde das Muttertier im eigenen Leib beißen. Sie hassen mich jetzt schon.

Immer und immer größer wurde das imaginäre Loch unter mir und schien mich in einen immer wiederkehrenden Kreis aus verachtenden und abscheulichen Erkenntnissen über mich selbst zu ziehen. Mein Körper bebte und ein widerlicher Kälte schweiß brach auf meiner blassen Haut aus, die mindestens genauso unattraktiv war wie alles andere an mir. Ich wusste selbst nicht so genau woher dieser triefenden Selbsthass plötzlich kam, doch es fühlte sich alles so furchtbar ekelig und abstoßend an. Ich war abstoßend.

I Will Mate You Happy (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt