Simon
"Ich weiß ich bin kein Vorbild und womöglich kann ich wesentlich mehr von dir, als du von mir lernen, aber gib mir noch eine Chance." bat ich leise, denn mir war durchaus bewusst wie sehr ich es verkackt hatte. Ich stand hier vor meinem eigenen Sohn, der sich ein eigenes wunderschönes Leben aufgebaut hatte und würde es womöglich versehentlich wieder zerstören. Wieso war ich dann eigentlich hier? Ich sollte ihn womöglich in Ruhe lassen, aber ich wurde auch nicht jünger und jedes Mal wenn ich mich nach einem Trip in irgendeinem nach Pisse stinkenden Motel niederließ wurde mir vor Augen gehalten, dass ich in meinem Leben absolut nichts erreicht hatte. Abgesehen davon, dass ich meinen Bruder, die Liebe meines Lebens und meinen eigenen Sohn dazu gebracht hatte mich zu verachten.
Als ich meine Enkel das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte, schien es als wenn die Stille, die ich sonst so sehr genossen hatte sich immer mehr als eiskalte Einsamkeit entpuppte. Und das machte mir angst. War ich wirklich dazu bereit bis an mein Lebensende allein zu sein? Nein, denn sonst würde ich nun nicht hier wie ein Versager stehen und Dylansius um etwas so egoistisches bitten. Ja ich war ein verdammter Egoist und womöglich würde sich das niemals ändern.
"Ich brauche Zeit um darüber nachzudenken." erwiderte er nach geraumer Zeit und diese Antwort reichte mir vollkommen, denn es war kein Nein. Zumindest noch nicht. Als ich etwas erwidern wollte grätschte er mir sofort dazwischen und blickte mich warnend an.
"Ich will dich nicht sehen bis ich eine Entscheidung gefällt habe. Eigentlich hättest du es nicht verdient noch Teil meines Lebens zu sein, aber ich werde deine Worte überdenken und mich bei dir melden, sobald ich eine Antwort gefunden habe. Bis dahin will ich dich weder sehen, noch hören und solltest du es wagen dich uns davor aufzudrängen werde ich dafür sorgen, dass du weder Fayn, noch Leif je wieder zu Gesicht bekommst." drohte er ernst und ich nickte knapp. Diese Entscheidung war legitim und ich würde mich daran halten. Ich hatte es mehr als einmal versaut und eigentlich sollte jemand in den Vierzigern alt genug sein um zu erkennen wann es Zeit war die Füße still zu halten. Trotzdem musste ich einfach fragen.
"Wie.. Wie lange wirst du wohl Zeit brauchen?" wagte ich zögerlich, denn ich befürchtete schon, dass allein diese Frage ihn wieder explodieren ließ. Dem war glücklicherweise nicht so, doch Dylan sah mich unheilvoll an, während er die nächsten Worte aussprach, ehe er kurz darauf sich umdrehte und verschwand.
"Lange genug um dich testen zu können, ob du wieder kalte Füße kriegst und dir eine neue Identität zulegst."
...
Ich seufzte als ich die knarrende Tür zu meinem aktuellen Zimmer öffnete. Mein Blick schweifte durch den versifften Raum, den ich seit einem Monat belegte und ließ hinter mir die Tür zufallen, die keinen gescheiten Fußtritt standhalten würde. Alles was ich besaß trug ich eigentlich immer an meinem Körper und das war nicht sonderlich viel. Meine Handys wechselte ich wahrscheinlich öfter als meine Kleidung und da ich weder ein Haus, noch einen eigenen Wagen besaß führte ich nur dann einen Schlüssel mit mir, sobald ich mich für ein paar Tage in einem Motel einnistete. Ich ernährte mich überwiegend von Bier und Fertiggerichten, außer natürlich eine meiner reizenden Betthäschen erklärte sich dazu bereit für mich zu kochen. In letzter Zeit hatte ich jedoch recht wenig mit dem weiblichen Geschlecht verbracht, da ich entweder auf der Jagd war oder aber einfach keinen Bock hatte mich extra für einen Flirt zu pflegen. Eigentlich war das Single Dasein genau meine Bestimmung, aber manchmal war selbst ich zu faul um mich extra für eine Nacht zu rasieren.
Müde fuhr ich mir durch das Gesicht und ließ mich auf das schmutzige Bett plumpsen, schreckte jedoch wegen einem lauten Quieken zurück und rollte mich vorsichtig auf die Seite, damit die Ratte nicht unter meinem Gewicht zerquetscht wurde. Biestig fauchte das Tier mich an und stopfte sich so viele Chipskrümel in die Schnauze, damit ich nichts klauen konnte. Anschließend huschte es durch das Zimmer und verkrümelte sich in dem Loch in der gegenüberliegenden Wand.
Es war ganz offensichtlich ein Tag wie jeder andere und als ich ins Bad schlenderte verdrehte ich genervt die Augen. Die Kakerlaken waren schon wieder an meiner Zahnbürste gewesen. Lästige Biester. Wirklich äußerst lästig. Da war mir die Ratte doch Sympathischer, immerhin wollte sie nur etwas zu essen haben und nicht meine Zahnbürste ablecken.
Ich überlegte ob ich wirklich noch eine Tankstelle aufsuchen oder aber einfach ohne Zahnverpflegung schlafen gehen sollte. Andererseits sah ich schon durch den Bart irgendwie herunter gekommen aus und ich wollte es nicht noch übertreiben. Mein Körper war schließlich das Einzige was ich besaß also musste ich mich wohl oder übel ein bisschen besser darum kümmern.
Mit einem Hauch Motivation schaffte ich es also noch am selben Abend einen Tankstellen Shop aufzusuchen, der 24/7 geöffnet hatte und besorgte das Nötigste Zeug zum überleben.
Bier, Chips, eine Packung Einwegrasierer und eine neue Zahnbürste. Als ich gerade darüber nachdachte ob ich überhaupt noch Zahnpasta besaß, rauschte eine äußerst liebreizende Mitarbeiterin des Shops an mir vorbei und ich kam nicht drum herum ihr neugierig hinterher zu blicken. Ich hatte ihr Gesicht zwar nicht gesehen, aber ihr Heck sah prall gefüllt aus. Gelassen tat ich so als wenn ich mich noch ein wenig umsah und schlenderte unauffällig an der Kasse vorbei, um einen weiteren Blick riskieren zu können.
Hätte ich gewusst, dass an so einer dreckigen Tanke ein so heißes Gefährt parkte, hätte ich mir wohl ein bisschen mehr Mühe mit meinem Aussehen gegeben. Ach was ganz gleich wie ich aussah, man konnte mir im Endeffekt eh nicht widerstehen, also wagte ich mich an mein neuestes Zielobjekt heran und ließ meinen Blick langsam über ihre Hupen gleiten. Das Shirt ihrer Uniform lag eng an ihrer Brust an und die beiden obersten Knöpfe schienen ganz von allein aufgegangen zu sein, da einfach kein Platz vorhanden war.
"Man sollte meinen um diese Uhrzeit trifft man nur auf Verrückte, doch es wirkt im Moment doch ziemlich ruhig." begann ich gesprächig und lehnte mich gelassen an dem Tresen der mich von dieser wahnsinns Frau trennte. Dabei setzte ich mein charmantestes Lächeln auf und schaffte es sogar ihr in die braunen Augen zu schauen, anstatt auf ihre Hu- ähm ich meinte Brüste zu glotzen.
"Laut einer neuen Statistik ist jeder dritte psychisch instabil. Ich kann von mir behaupten, dass ich ein stabiles Selbstbewusstsein habe. Also bist entweder du oder aber der Kerl da hinten an der Slusheis- Maschine verrückt." konterte die hübsche Fremde sofort und wir sahen beide unauffällig zu dem einzig anderen Kunden, der wütend die Eis-Maschine schüttelte, da wohl nichts mehr herauskam. Anstatt jemanden um Hilfe zu bitten rüttelte und schüttelte er weiterhin das leere Gefäß und wir beobachteten dieses treiben noch einen kurze Moment, ehe wir mit dem Gespräch fortfuhren.
"Vielleicht ist eine Sicherung durchgebrannt. Womöglich ist aber auch einfach nichts drin." mutmaßte ich und die werte Mrs. Young, wie ihr Namensschild preisgab, winkte nur gelassen ab.
"Ach die Maschine spinnt immer mal wieder herum. Ich kümmere mich gleich darum." sagte sie und begann damit meinen Einkauf abzukassieren.
"Ich meinte nicht die Maschine, sondern den werten Herrn." wies ich sie frech darauf hin und plötzlich entwich ihr ein überraschtes Prusten, ehe sie schnell die Hand auf den Mund schlug und sich einen weiteren Lacher verkniff.
"Entschuldigen Sie." nuschelte sie verlegen und richtete schnell ihre Fassung von einer seriösen Verkäuferin. Ihr braunes Haar war zu einem strengen Dutt zusammengefasst und anhand ihrer gepflegten Nägel und dem dezenten Make-Up konnte ich erkennen, dass sie ein äußerst ordentlicher Mensch war.
Ich zahlte meinen Einkauf und trotz meiner Bemühung noch ein längeres Gespräch zu starten, war sie so mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass ich sie nicht einmal nach einem gemeinsamen Drink hätte fragen können.
"Tschüss und einen schönen Abend noch." beendete sie unseren kleinen Smalltalk und für den heutigen Abend würde ich mich zurück ziehen.. aber ich würde gewiss wieder kommen.
"Den wünsche ich ihnen auch, Mrs. Young."
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I Will Mate You Happy (Teil 2)
Werewolf"Ich liebe Spiele. Er wird mein nächstes Level sein." - Dylansius ist besessen von Spielen und kann irgendwann die Realität nicht mehr von einem Game unterscheiden. "Fass mich nicht an, du hinterhältige Dreckstöle. Ich kastriere dich eigenhändig, w...