chapter eleven

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Samstag, 17.11.18

Jetzt saß ich hier nun also mitten in der Nacht auf meiner Fensterbank und konnte nicht schlafen.

Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten wild durch die Gegend und meine Gedanken waren jetzt erst recht nicht mehr von dem Lockenkopf abzuwenden.
Er hat mich geküsst.

Ich hatte in letzter Zeit oft gezweifelt, was Brad anging... Zum einen wollte ich mir ganz einfach nicht eingestehen, dass ich tatsächlich Gefühle für Brad Simpson, Leadsänger von The Vamps, entwickelt hatte. Doch ich dachte nun schon eine ganze Weile über all das nach und eins wurde mir klar.

Ich hatte keine Gefühle für weltbekannten Brad Simpson, Leadsänger von The Vamps, entwickelt. Es war der ganz normale Junge, der mal auf die selbe Schule ging wie ich, der mir den Kopf verdreht hatte. Dieser wiederum war allerdings berühmt, was noch ein Grund war, der mich wach hielt.

Kam ich damit klar?
Wo würde sich das alles hinentwickeln?
Wie sollte es nun weiter gehen?
In wie weit beeinflusst seine Berühmtheit sein Handeln?
In wie weit beeinflusst das uns?

Meine Gefühle hatte ich mir tatsächlich eingestanden, auch wenn es schwer vorzustellen war. Doch nun beschäftigten mich eben diese Dinge. Ich war vollkommen überfordert, ja das konnte man so sagen.

Ich sah auf meinen Wecker und seufzte, als die Uhrzeit 3:02 angezeigt wurde.
Na klasse.

Ich stand auf und tapste leise rüber zu meinem Schreibtisch. Solche Nächte waren eigentlich wahre Goldgruben, was meine Kreativität anging... Ich setzte mich auf den Drehstuhl und knipste die kleine Lampe meines Opas, die übrigens das einzige Möbelstück war, das ich aus dem alten Haus mitgenommen hatte, an, denn sie erzeugte genau die richtige Atmosphäre.

An diesem Schreibtisch hatte ich nie Hausaufgaben gemacht. Er war eigentlich immer unbenutzt, außer in Nächten wie diesen, in denen ich einfach nicht schlafen konnte...

Ich suchte nach dem Text, den ich letztens angefangen hatte, denn meine jetztige Stimmung fühlte sich ähnlich an, wie damals - nur viel stärker.

Nicht so ungewiss, dafür aber hin und her gerissener, es war schwer zu beschreiben.
Möglicher Weise fand ich die Seite und griff sogleich nach meinem Bleistift, die Worte in meinem Kopf fügten sich ganz von alleine zusammen... Ich schrieb und schrieb, strich durch, lies ganze Passagen weg und fügte völlig neue hinzu.

Als ich nun Refrain und Bridge zusammen hatte blickte ich zufrieden auf das durcheinander auf dem Zettel, genau so musste das sein... Ich lies meinen Blick durchs Zimmer schweifen und er blieb an meiner Wanduhr kleben - 5:18 Uhr. Vielleicht sollte ich langsam schlafen...

Meine Kreativität war für heute völlig ausgeschöpft und ich war nun endlich auch selbst erschöpft.

Ich schlurfte rüber zu meinem Bett und lies  mich auf die weiche Matratze plumpsen.
Zufrieden kuschelte ich mich in die Decke ein und wagte es nicht, noch einmal an den Lockenkopf zu denken...

Es dauerte scheinbar auch nicht lange, da war ich bereits eingeschlafen...

Als ich aufwachte war es unglaublich grell. Die Sonne schien durch meine großen Fenster direkt in mein Zimmer und die hellen Strahlen blendeten mich fast...

Das war kein Problem für mich, denn ich liebte es so geweckt zu werden. So begann mein Tag genau richtig.

Ich sah auf meinen Wecker und es war gerade einmal 9 Uhr morgens, was bedeutete, dass ich gerade einmal drei einhalb Stunden geschlafen hatte, na toll.

Trotzdem fühlte ich mich ausgeruht und nach einem kurzen Blick auf mein Handy wurde ich noch glücklicher.

Lilly, meine Cousine, hatte mir geschrieben, dass sie für ein paar Tage in London sein würde und fragte, ob wir zusammen was unternehmen sollten... Ich rief sie kurzer Hand an. Nachdem es vielleicht drei mal geklingelt hatte ging sie auch schon ran.

"Lia, hi! Hast du meine Nachricht schon gelesen? "
"Hey! Ja, habe ich. Und um deine Frage zu beantworten: Ja, liebend gerne! Ich habe sowieso eigentlich nichts zu tun, wann bist du denn hier?" fragte ich sie aufgeregt.
"Ich brauche noch circa eine halbe Stunde, wenn der Verkehr so bleibt... Aber übrigens: keine Sorge, ich telefoniere über die Freisprechanlage... Zurück zum Punkt, hast du Lust ein bisschen bummeln zu gehen? " Ich lachte, sie machte sich immer über alles Gedanken...
"Dafür bin ich immer zu haben, erst Recht mit meiner Lieblingscousine! Nimmst du mich mit oder treffen wir uns in der Stadt?"
"Ich nehme dich mit! Bist du so in ner' halben Stunde fertig? Ich freue mich schon!"
"Ja, das kriege ich hin. Wir sehen uns gleich, Lilly!"
"Ja, bis gleich, Cousinchen!"

Damit legte sie auf. Mit neuer Euphorie sprang ich aus dem Bett und huschte schnell die kleine Wendeltreppe aus meinem Zimmer heraus und anschließend die große Treppe nach ganz unten hinunter.

"Ich gehe gleich mit Lilly shoppen!" sagte ich meiner Mutter, an der ich schnell vorbei lief. "Achso, dann kannst du dich also beeilen, aber sonst nie, was?" lachte meine Mutter. "Wenn ich etwas gerne mache beeile ich mich auch gerne!" lachte ich.

Nach genau 24 Minuten stand ich satt, fertig gemacht und mit Tasche und Geld bepackt im Flur und wartete darauf, Lillys grünen Corsa auf unsere Auffahrt fahren zu sehen.
Nicht viel später erblickte ich sie um die Ecke biegend noch etwas weiter weg von unserem Haus und rief ein: "Wir sehen uns nachher, hab euch lieb!" die Treppen herauf und griff noch schnell nach meiner Sonnebrille, ungewohnt sie zu benötigen... Nun öffnete ich die Haustür,  trat aus, schloss sie hinter mir und lief zum Straßenrand, wo im selben Moment das kleine grüne Auto zum stehen kam...

Ich lief zur Beifahrertür, stieg ein, machte es mir bequem und wurde augenblicklich in eine Urarmung gezogen.
"Na, kleine! Wie geht's dir?" grinste Lilly mich an, nachdem sie mich losgelassen hatte. "Also erstens: ich bin größer als du. Und zweitens mir geht's bestens soweit und selbst?" "Ja, ganz in Ordnung soweit. Bisschen Stress auf der Arbeit, aber jetzt habe ich ja erstmal ein paar Tage frei" seufzte sie. "Willst du drüber reden?" fragte ich sie vorsichtig. "Nein, nein... Ich bin hier, um mal nicht darüber nachzudenken, also lass uns einfach einen schönen Tag erleben, okay?" lächelte sie leicht.
"In Ordnung! Wollen wir vielleicht damit anfangen, auf der Fahrt laut bei irgendwelchen Liedern mitzusingen?" lachte ich und die Stimmung wurde bereits lockerer. "Aber sowas von! Du weißt was wir hören, oder?" "The Vamps, was sonst?" lachte ich und schaltete ihr Radio ein.

Sie gab mir ihr Handy, damit wir ihre Lieblingsplaylist hören konnten und ich verknüpfte das Auto mit dem Handy... Ich scrollte bis ungefähr zur Mitte, als mir Shades On ins Auge sprang und entschied mich dazu, ihn zu spielen.

Augenblicklich setzte Lilly sich ihre riesige Sonnenbrille auf und fing an mitzusingen, ich kopierte ihre Handlungen und schon war alle Anspannung vergessen und ich war froh, dass ich sie ablenken konnte.

"'Course I got my shades on..."

Stolen MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt