Stolen Moments

chapter sixteen

Freitag, 23.11.18

"Bin dann weg!" rief ich meiner Familie zu, die im Wohnzimmer saß, als ich den schwarzen Van vor unserer Haustür parken sah.

Nachdem wir uns gestern Nacht nur schwer voneinander trennen konnten hatte Brad mich kurzer Hand eingeladen mit ins Studio zu kommen. Er hatte mich nach Hause gebracht und letztendlich im Bett war ich erst gegen 3 Uhr, nur um dann jetzt - um 7:30 Uhr - wieder auf den Beinen zu sein... Das war mir aber insofern egal, dass ich Brad ja nun bereits wieder sah und wir uns so nur für ein paar Stunden Schlaf voreinander getrennt hatten.

Mit einem breiten Grinsen lief ich zum Van und Brad sprang bereits heraus um mich zu begrüßen, indem er mich durch die Luft wirbelte. Er setzte mich wieder ab und beugte sich zu meinem Ohr. "Sie wissen noch nicht, dass wir jetzt offiziell sind..." flüsterte er und ich nickte nur.
Er lies mich zuerst in den leeren Van einsteigen und warf sich anschließend auf den Sitz neben mir, die anderen Jungs mussten wir noch abholen.

Der Lockenkopf legte einen Arm um mich und platzierte einen Kuss auf meiner Schläfe, als ich mich an ihn kuschelte.

Wir holten nun einen nach dem anderen ab und jeder der drei Jungs stieg mit dem gleichen Gesichtsausdruck ein und wackelte mit den Augenbrauen, was die übrigen Menschen im Van zum lachen brachte.

Am Studio angekommen huschten wir schnell nach oben, weil jeder den einen Platz auf dem größeren Sofa haben wollte, weil er einfach am bequemsten war.
Das Gerangel auf der Treppe war wie damals, als man beim Einsteigen in den Schulbus drängelte und letztendlich schaffte es Brad kurz vor uns anderen auf den Platz. Diese Tatsache nahm ich als Einladung, mich auf Brads Schoß fallen zu lassen und augenblicklich schlag er seine Arme um mich und kuschelte sich an mich.
Ich wusste nicht, dass er so kuschelbedürftig war - nicht, dass ich mich beschweren würde.

Tristan verdrehte die Augen und lachte und auch die anderen kicherten vor sich hin.
"Was haltet ihr von 'ner kleinen Acoustic Session? Ich würde sagen wir fangen so früh am morgen erstmal entspannt an, oder?" fragte Connor und blickte in die Runde.

"So gefällt mir der Start in den Tag" grinste James und stand auf um sich seine dunkelbraune Gitarre zu holen. Auch Connor schnappte sich eine Gitarre und Tristan nahm sich ein Brett und zwei Drumsticks. Brad hingegen bewegte sich nicht und als ich mich umdrehte sah ich ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er hatte seine Arme noch immer fest um mich geschlungen und ich konnte nicht aufstehen.

"Könnte der Herr mich loslassen, damit auch er sich eine Gitarre schnappen kann?" lachte ich. Er vergrub sein Gesicht in meinem Rücken und murmelte nur ein "Nein, sorry"

Das ließen die Jungs natürlich nicht durchgehen und Tris stand leise auf und stellte sich hinters Sofa, genau hinter Brad. Aus dem nichts begann er Brad zu kitzeln, welcher mich augenblicklich losließ und schrie. Ich musste lachen, aber nutzte gleichzeitig den Moment um aufzustehen und mich auf's gegenüberliegende Sofa zu schmeißen.

Tristan lächelte triumphierend und Brad sah ihn böse an, nahm aber dann doch auch seine Gitarre.
"Wake Up Acoustic?" fragte er als er sich wieder setzte.
"Klingt gut" meinte Connor und die anderen nickten... Sie begannen zu spielen und es passte direkt alles zusammen, ich war wieder einmal überwältigt davon, wie talentiert diese Jungs doch waren.
"Wenn du willst kannst du mitsingen, Lia." meinte Brad während er spielte.
Nun fing er an zu singen...

"You've been deep in a coma,
But I stood right here.
When you thought there was no one,
I was still right here,
You where scared but i told ya..."

"Open up your eyes" sang ich leise in der zweiten Stimme dazu und die Jungs lächelten mich alle nickend an, so als hätten sie nicht damit gerechnet.

"Never stopped being someone
Who could love you well
Had to show you the hard way
Only time will tell
Revelations and heartaches
Make you realize"

"I was always in front of you...
So wake up
Your sleeping heart
I know sometimes we'll be afraid
But no more playing safe, my dear
I'm here, so wake up"

Wir sagen zusammen und ich war selbst überrascht wie schön es eigentlich klang. Unsere Stimmen harmonierten wunderbar und im Laufe des Songs wurde ich immer selbstbewusster.

Connor sang seinen Part und auch hier stieg ich mit der zweiten Stimme wieder ein, genauso wie im Refrain danach. Es hörte sich so gut an und ich hätte am liebsten niemals damit aufgehört, es löste irgendwas in mir aus. Brad und ich sahen uns immer wieder an und lächelten, ich hatte das Gefühl auch für ihn war das was ganz besonderes.

"So wake up..." beendeten wir den Song und niemand sagte erstmal was.

"Okay, das war krass!" staunte James, "Lia, du hast wirklich eine tolle Stimme!" "Und es hat sich so gut zusammen mit Brads Stimme angehört!" grinste Con. "Wow!" sagte Tris euphorisch, "Lasst uns das nochmal machen!"

Song nach Song sangen wir durch und wir wurden von mal zu mal besser. Naja, ich wurde von mal zu mal besser, die Jungs konnten es sowieso schon perfekt...
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und irgendwann stieß Joe dazu und hörte uns interessiert zu.

Nachdem wir auch einen der Songs für's neue Album ausprobiert hatten legten wir eine Kakao-Pause ein. Wir unterhielten uns gerade darüber, dass wir das unbedingt öfter mal machen mussten als Joe uns unterbrach. Er hatte bis jetzt noch nichts außer "Macht weiter, macht weiter!" gesagt, seitdem er den Raum betreten hatte. Er hatte einfach nur den Songs zugehört. "Okay, Jungs... Der Tag war eigentlich ganz anders geplant - das wisst ihr genau - aber ihr habt mich gerade auf eine, glaube ich, ziemlich gute Idee gebracht." Er machte eine Pause, lief aus dem Raum und ließ uns grübelnd im Raum zurück. Er telefonierte scheinbar...

Man sah die Fragezeichen förmlich über unseren Köpfen schweben und bevor jemand etwas sagen konnte, trat Joe auch schon wieder in den Raum ein...

"Eure Session gerade... Lia, machst du sowas öfter?" fragte er direkt an mich gerichtet.
"Nein, eigentlich habe ich das noch nie gemacht..." antwortete ich ehrlich.
"Okay, na gut." Er machte eine kurze Pause, sah jedem einzelnen von uns einmal ins fragende Gesicht und fuhr dann fort. Er fing an zu lächeln und das verwirrte uns alle nur noch mehr.

"Also..."