chapter thirty-nine

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„Aber ich fühle mich gerade verdammt cool, weil du auch noch tatsächlich auf deinem Balkon sitzt. Gedankenübertragung zwischen Seelenverwandten nennt sich sowas." strahlte er mich an.

Bei seinen Worten wurde mir warm ums Herz und ich fragte mich immer mehr, wie ich ihn so in Frage stellen konnte.

„Willst du hochkommen?" fragte ich kurzentschlossen und er nickte.

„Ja, das hatte ich gehofft. Ich glaube, wir haben ein bisschen was nachzuholen, findest du nicht auch?" fragte er.

„Ja, das sehe ich auch so. Warte, ich mache dir auf" antwortete ich ihm und sprintete bereits nach unten, um ihn durchs Wohnzimmer herein zu lassen.

Als mir auffiel, dass meine Mum und mein Dad im Wohnzimmer saßen, musste ich laut loslachen.

„Ja, Lia, da stellt sich natürlich die Frage, warum Brad auf einmal in unserem Garten steht?" lachte mein Vater und zog eine Augenbraue nach oben.

„Dad, er ist berühmt, er braucht den großen Auftritt" lachte ich und lief zur Tür, um ihn endlich herein zu lassen.

Als er reinkam und meine Eltern erblickte, sah er einen Moment peinlich berührt zu mir, bevor er ganz lässig wieder zu meinen Eltern sah und sagte: „Ich wollte auch mal sowas cooles machen wie in den ganzen Liebesfilmen, die sie so liebt..."

Ich hatte ihn wirklich nicht verdient.

Meine Mutter nickte grinsend und sagte: „Brad, du bist wirklich ein Schatz. Ihr beiden passt einfach so gut zueinander, ihr seid so gleich."

Mein Vater schnaubte und sah empört zu meiner Mutter, so als hätte sie etwas komplett lächerliches gesagt.

„Du kannst unsere Brut doch nicht mit so einem vorbildlichen Jungen gleichsetzen. Das ist wohl eher Gegensätze ziehen sich an!"

Wir alle prusteten los, doch mein Vater blieb weiterhin ernst. Er konnte es einfach zu gut.

„Kannst du nicht wenigstens einmal nur so tun als hättest du mich auch lieb? Nicht nur meinen Freund?" fragte ich bedröppelt und für einen Moment sah es so aus, als würde mein Vater einknicken, doch da irrte ich mich natürlich.

„Dein Freund ist einfach cooler als du, Lia" sagte er jetzt und ich verdrehte die Augen.

„Sind oben" sagte ich emotionslos, als ich Brads Hand nahm und ihn mit mir aus dem Raum zog.

Ich hörte, wie meine Eltern kicherten und auch ich hatte wieder ein kleines Grinsen auf dem Gesicht. Mein Vater hatte ja so einen Sockenschuss.

„Dein Vater ist genial" sagte Brad schmunzelnd, während wir die Treppen heraufstiegen.

„...weil er dich lieber mag als mich, ja, total genial" sagte ich sarkastisch und als wir in meinem Zimmer ankamen, gingen wir direkt wieder zum Balkon.

Ich drehte den Sitzsack so, dass wir ohne Probleme beide drauf passten und schon bald übermannte uns die Stille.

Wie wussten beide, dass wir reden mussten, aber vermutlich wusste keiner, wie er das anfangen sollte. Ich wusste nicht mal, ob ich mit ihm schon darüber reden wollte.

„Also, Lia" begann Brad und sah, nach langem Blick durch die Gegend schweifen lassen, zu mir.

„Ich habe gemerkt, dass dich in letzter Zeit irgendwas beschäftigt hat... Weil du aber nicht mit mir darüber reden wolltest, dachte ich mir ich gebe dir alle Zeit, die du brauchst."

Ich war ihm sehr dankbar dafür, denn genau das brauchte ich wirklich momentan.

„Aber weißt du, mir liegt auch schon eine ganze Weile etwas auf dem Herzen" sagte er und drehte sich zu mir. Der Sitzsack knatschte und er rutschte ein wenig hin und her, damit er wieder bequemer saß.

Was beschäftigte ihn? Ich war so beschäftigt mit mir selbst und dem ganzen Charlyn Quatsch, dass ich gar keine Aufmerksamkeit mehr auf Brads Empfindungen gelegt hatte.

Ich fühlte mich plötzlich schuldig. Es war so egoistisch von mir und Brad wusste nicht mal, weshalb ich mich so egoistisch verhielt. Wahrscheinlich wurde es einfach Zeit, dass ich mit ihm offen sprach.

Ich sah zu ihm rüber und bemerkte, dass er nicht wusste, wie er, was auch immer er sagen wollte, aussprechen sollte.

Er nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger und als sich unsere Blicke erneut trafen, umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen.

Ich sah ihn gespannt an und er sah weg, um sich die untergehende Sonne anzuschauen. Das Licht war einfach der Hammer und seine braunen Augen sahen von der Seite und in diesem Licht aus, als würden sie wirklich leuchten.

Er sah auf unsere Hände und sagte: „Lia, ich möchte unsere Beziehung öffentlich machen"

Als er seinen Blick wieder hob, sah er mir direkt in die Augen und sein Kopf verdeckte die Sonne so, dass sie mich nicht blendete. Auch seine Locken leuchteten im Licht.

Ich war überrascht, da ich damit absolut nicht gerechnet hatte, doch bevor ich etwas sagen konnte, redete er schon weiter.

„Also natürlich nur, wenn du das auch willst und auch nur im richtigen Moment! Aber ich habe einfach das Gefühl, dass es das Richtige wäre. Ich war mir noch nie und bei niemandem so sicher wie jetzt und bei dir..."

„Und ich würde eine Beziehung niemals veröffentlichen, wenn ich es nicht hundertprozentig wollen würde. Aber ich will dich zu einem Date ausführen können, ohne, dass ich ein unpopuläres Restaurant raussuchen muss. Oder mit dir Hand in Hand die Straßen entlang laufen, ohne deine Hand fallen lassen zu müssen, sobald vielleicht Fans oder irgendwer uns sehen könnte!"

„Lia, ich möchte der Welt zeigen, dass du mir gehörst. Ich will, dass es jeder weiß" sagte er und seine Teddybär-Augen durchbohrten mich regelrecht, da ich in ihnen zu versinken drohte.

Schmetterlinge - ach Quatsch, Elefanten stampften durch meinen Bauch und mein Herz klopfte wie wild.

Seine Worte lösten in mir schon wieder etwas ganz Neues aus und nahmen mir, zumindest für diesen Moment, jegliche Zweifel.

Er meinte es wirklich ernst, sonst würde er nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen. Es war so, es könnte nicht anders sein.

Ich fiel ihm um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Da habe ich nichts gegen", flüsterte ich in sein Ohr, „Aber lass uns das auf jeden Fall zusammen machen."

„Auf jeden Fall" flüsterte er zurück. „Danke, Lia"

„Du bist wirklich der letzte, der sich bei mir für irgendetwas bedanken müsste. Ich muss mich bei dir bedanken" sagte ich und hielt ihn noch immer fest an mich gedrückt.

Als wir uns losließen war die Sonne ganz kurz vorm Horizont und stillschweigend drehten wir uns beide in Richtung Sonnenuntergang.

Ich lehnte mich wieder zurück, sodass ich mit meinem Rücken an Brads Brust lag und kuschelte mich an ihn.

Die letzten Sonnenstrahlen durchzogen den tief roten Himmel und schon bald würde der Feuerball hinter dem Horizont verschwunden sein.

Zum ersten Mal seit Langem fühlte ich mich richtig wohl. Und Brad war der Grund dafür.

Stolen MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt