chapter thirty-seven

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Die Fahrt war gespickt von Schweigen, doch die Stille war erstaunlicher Weise angenehm für mich und keineswegs komisch.

Brad hatte eine Wirkung auf mich, die vollkommen neu für mich war. So schlecht Charlyn mir auch zugeredet hatte, so gut ging es mir trotzdem in Brads Nähe.

Seine Hand lag locker auf meinem Oberschenkel und er sah konzentriert auf die Straße. Es goss noch immer wie aus Eimern und ich sah zu, wie die Regentropfen auf meiner Scheibe ein Wettrennen veranstalteten.

Er parkte und sah zu mir rüber. „Ist alles gut bei dir? Irgendwie wirkst du total abwesend und ich mache mir Sorgen" sagte er und seine braunen Teddybär-Augen blickten mich traurig an.

„Mir geht momentan viel durch den Kopf" sagte ich ehrlich und strich ihm vorsichtig über die Wange bevor ich meine Hand dort verweilen ließ. Ich spielte mit dem Gedanken ihm zu erzählen, was sie mir gesagt hatte, doch ich entschied mich dagegen.

„Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, Lia. Das, was wir haben, habe ich so noch nie zuvor erlebt."

„Du bedeutest mir die Welt. Weißt du, es zerbricht mir das Herz, wenn du traurig bist und ich nichts dagegen unternehmen kann" fuhr er fort und schloss seine Augen als er seinen Kopf gegen meine Hand lehnte.

Jedes seiner Worte verpasste mir einen Stich direkt ins Herz und ließ mich wieder nachdenklich werden. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er mich gerade anlog, weil er so aufrichtig wirkte. Ich wusste, dass er mich nicht anlog. Er meinte jedes Wort genau so, wie er es gesagt hatte.

Ich gab ihm einen kurzen Kuss und ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen als ich wieder zurückfuhr.

„Rede einfach mit mir darüber, wenn du bereit bist" sagte er schlussendlich und sah mir in die Augen bevor er mit seiner Nase gegen meine stupste. „Na komm"

Wir stiegen beide aus und setzten gleichzeitig unsere Kapuzen auf. Ich lief schnell zu ihm und nahm seine Hand, die er mir entgegenstreckte und so liefen wir zusammen in Richtung Café.

Kurz bevor wir eintreten konnten hielt ich Brad noch kurz zurück. „Brad?" Er sah mich fragend an und ich lächelte ihn aufrichtig an.

Danke! Alles, was du gesagt hast bedeutet mir unglaublich viel" sagte ich ehrlich und merkte, wie viel es mir wirklich bedeutete.

Er zog mich wortlos zu sich und umarmte mich fest. Seine Umarmungen gaben mir ein wohliges Gefühl und ich wollte nichts mehr als heute Abend in seinen Armen einzuschlafen.

„Schläfst du nachher bei mir?" fragte Brad als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich strahlte ihn an und nickte. „Das habe ich vermisst! Na komm, lass uns reingehen."

Alle außer Tristan saßen bereits am üblichen Tisch und ich schmunzelte als ich mich daran erinnerte, dass es jemanden hab, der noch unpünktlicher war als Brad.

Wir gesellten uns dazu, begrüßten die anderen und auch nur wenig später trudelte Tristan ebenfalls ein.

„Dann können wir ja jetzt endlich anfangen", sagte Joe vorwurfsvoll und sah zu Tristan, „Jetzt, wo alle da sind!"

Letzterer zuckte nur schuldbewusst mit den Schultern und Joe verdrehte die Augen, während wir anderen schmunzelten. Brad und ich waren ja schließlich auch zu spät gekommen.

„Okay, also in nicht mal mehr einen Monat geht es los" begann Joe und durchblätterte seine Zettel.

Was ich von hier aus sehen konnte waren jede Menge Zeitpläne der einzelnen Venues und verschiedenste Unterlagen bezüglich der Technik, des Caterings, der Sicherheitsvorkehrungen, ganz zu Schweigen von Bodyguards und noch vieles mehr.

Ich verstand nur Bahnhof von alledem und fragte mich nun, weshalb ich überhaupt mitkommen sollte.

„Es gibt ein paar Neuerungen, was euer Ausgehen und Interagieren mit Fans angeht, was sicherlich auch interessant für dich ist, Lia" sagte Joe als hätte er gewusst, was ich gerade dachte. In letzter Zeit kam es mir zu oft so vor als könnten andere Menschen meine Gedanken lesen...

Vermutlich hatte er einfach nur meinen verwirrten Blick gesehen und sich so seine Schlüsse gezogen. Wahrscheinlicher.

Wir sprachen alles - und mit alles meine ich wirklich alles - mögliche und auch alle möglichen Szenarien durch und hatten nach einer gefühlten Ewigkeit alles durchgearbeitet.

Allmählich konnte ich mich auch nicht mehr richtig konzentrieren, weil ich mich schon so lange darauf konzentriert hatte sehr gut zuzuhören.

Wenn sie mich schon mit auf Tour nahmen wollte ich mich wenigstens konform verhalten und nicht weiter auffallen, während ich dabei war. Vor allem nicht negativ.

„Das wär's dann eigentlich soweit" beendete Joe seinen letzten Vortrag und erleichtertes Seufzen war zu hören. Er verdrehte die Augen und stand auf. „Darauf hole ich uns erstmal Muffins" lachte er und ging zum Tresen.

Kaum war er weg waren die Jungs wie mit neuer Energie übergossen und redeten drauf los, wobei mir ihr Thema nicht wirklich gefiel.

„Brad, gibt's eigentlich was neues von Charlyn?" fragte James und sah gespannt zu ihm rüber. Bei ihrem Namen schluckte ich und musste mich zurückhalten meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, da ich ihnen nichts sagen wollte - zumindest nicht, solange ich da nicht mit Brad alleine drüber geredet hatte.

„Sie lässt mich momentan so gut wie in Ruhe" sagte Brad und nickte. Ja, weil sie sich jetzt an mich hängt.

„Ab und zu schreibt sie mir noch irgendwas und meint, ich würde früher oder später schon sehen, was wirklich gut für mich wäre und, dass ich mich so langsam mal entscheiden sollte."

Ich wusste wirklich nicht, was ich von Charlyn halten sollte. Mittlerweile hatte ich das Gefühl sie war total unsicher in ihrer eigenen - so widersprüchlich, wie sie sich verhielt.

„Ich habe mich schon vor Monaten gegen sie entschieden..."

Ich grinste ganz leicht als Brad mich ansah und begann zu lächeln. Er wartete kurz und öffnete dann seinen Mund um etwas zu sagen doch stockte wieder. Als ich ebenfalls meinen Mund öffnete um etwas zu sagen sprach er letztendlich doch.

„Mittlerweile gibt es da sowieso nichts mehr zu entscheiden" sagte er und machte erneut eine Pause.

„Ich habe dich und mehr brauche ich nicht" sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Meine Wangen fingen an zu glühen und mein Bauch machte Purzelbäume, doch dagegen kam ein ungutes Gefühl in mir auf...

Wieder einmal dachte ich an Charlyns Geschichte und stellte unwillkürlich in frage, ob Brad es wirklich so meinte, wie er es sagte. Es war so lächerlich, weil ich Brad jedes Wort vollkommen abkaufte und mir selbst auch nichts anderes mehr wünschte.

„Brad, kommst du kurz?" sagte Joe, der gerade wieder zurückkam und zur Theke deutete, „Also, würdest du mir kurz beim Tragen helfen?"

Brad war sofort aufgestanden und als die beiden um die Ecke liefen wollte ich einfach nur schnell hier raus.

Ich zückte alibimäßig mein Handy und steckte es dann wieder in meine Jackentasche.

„Jungs, es tut mir unglaublich Leid, aber ich muss jetzt gehen. Meine Eltern wollen irgendwas von mir und es ist dringend" sagte ich kurz angebunden und war schon aufgesprungen.

„Aber, was ist mit - " begann Connor doch ich unterbrach ihn. „Sag ihm, dass ich schnell nach Hause musste und es mir Leid tut. Danke!" war alles, was ich noch sagte, und sprintete dann halb aus dem Laden.

Die kühle Luft durchströmte meine Lungen und beruhigte mich sofort ein bisschen. Ich kämpfe aus welchem Grund auch immer schon wieder mit den Tränen und das kam in letzter Zeit so oft vor.

Ich weinte sonst nie vor anderen und erst recht nicht in der Öffentlichkeit, aber diese ganze Sache verdrehte mir den Kopf. Ich war wirklich nichts weiter als ein emotionales Wrack im Moment.

Gerade als ich dachte, ich könnte die Tränen zurückhalten, lief mir die erste heiße Träne bereits die Wange hinunter. Wann hört das endlich auf ?

Stolen MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt