chapter nineteen

554 29 2
                                    

Montag, 26.11.18

Der Raum war von Sonnenstrahlen durchflutet als ich sanft von ihnen geweckt wurde.

Ich liebte es, wenn ich so von allein wach wurde und war direkt motiviert für den Tag. Da ich zuhause auch immer mit Rollladen hoch schlief, hatte ich Brad überredet, dass wir sie gestern auch hoch ließen.

Ich lag mit dem Rücken zu ihm, weswegen ich nicht wusste ob er bereits wach war oder nicht, allerdings konnte ich mich auch nicht umdrehen und nachsehen, da er mich fest umschlugen hatte...

Ich kuschelte mich noch ein wenig näher an ihn und seufzte zufrieden als ich merkte, wie er mich ebenfalls näher zu sich zog. Er vergrub sein Gesicht in meinem Nacken und murmelte: "Guten Morgen, Love".

Seine Stimme war noch rau und mir liefen warme Schauer über den Rücken, weil er so nah an meinem Nacken sprach.
Ich löste mich ein wenig aus seinem Griff und drehte mich um, sodass ich ein wenig tiefer lag als er, mit dem Gesicht zu ihm und wieder zog er mich zu sich. "Guten Morgen, Braddie...", summte ich. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich grinste...

So aufzuwachen war natürlich nochmal um längen besser...

Wir kuschelten so eine ganze Weile, bis ich mich ein wenig aufrichtete und Brad einen süßen Kuss gab. Er lächelte, ließ aber seine Augen geschlossen, damit ihn die Sonne nicht blendete. Ich sah glücklich nach draußen und wurde schlagartig euphorisch.

"Guck dir bitte das Wetter an! Also das müssen wir eigentlich ausnutzen! Komm, komm, komm!" brabbelte ich aufgeregt und versuchte aufzustehen, doch Brads Griff lockerte sich nicht und er brummte nur verneinend.

Mir gelang es mich ein wenig zu befreien und ich begann ihn zu kitzeln. Augenblicklich ließ er mich los und kreischte wie ein kleines Mädchen vor sich hin... Ich hatte keine Ahnung, dass er so kitzelig war, weshalb ich in lautes Gelächter ausbrach und Brad seine Rache ausübte, indem er nun mich kitzelte. Auch ich war unglaublich kitzelig und zappelte los, sodass ich plötzlich vom Bett fiel und mit einem dumpfen Knall auf dem Pakettboden aufschlug.

Kurz sah Brad mich geschockt an, doch ich kugelte mich lachend über den Boden und hielt mir den Kopf, was ihn ebenfalls zum lachen brachte...

Er stand auf, sah einen Augenblick aus dem Fenster und zog mich hoch, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen und grinste. "Wenn du jetzt aus dem Fenster guckst, wirst du kreischen, das verspreche ich dir..." sagte er und für einen Moment hatte ich Angst mich umzudrehen, tat es dann aber doch ganz langsam.

Ich sah durch das Fenster auf weiße Dächer und traute meinen Augen zuerst nicht.
Mit großen Schritten war ich geschwind am Fenster und mein Lächeln wurde immer breiter...

Die Straße, die Dächer und die Bäume - alles war mit einer dünnen Schneedecke überzogen und die Sonne ließ die Wassertröpfchen an den Zweigen glitzern.

"Brad, es hat geschneit!" kreischte ich und rannte zu ihm rüber. "Frühstück kann warten, lass uns einen Schneespaziergang machen!" grinste er und lachend umarmte ich ihn stürmisch. "Worauf warten wir noch?"

💟

Warm eingepackt und Hand in Hand stapften wir durch den Schnee. Es waren vielleicht gerademal zwei Centimeter, doch das wunderbare knartschen unter den Schuhen gab es trotzdem bereits. Ich freute mich immer wie ein kleines Kind, wenn es schneite und das Dauergrinsen war auch jetzt wiedermal nicht aus meinem Gesicht zu denken... Wir redeten über unsere Kindheit und Gott und die Welt, als wir wiedereinmal durch unseren Park liefen und ich versuchte mich an all die Momente hier zurück zu erinnern. Hach...

"Lia, ich muss dir noch was erzählen..." meinte Brad nach ein paar Augenblicken Stille. Er schien irgendwie nervös zu sein, was mich nachdenklich stimmte. "Ja, was gibt's?" antwortete ich unsicher. "Weißt du, wir hatten ja jetzt längere Zeit schon Pause bezüglich Touren und so weiter, nh? Und, also wenn alles glatt läuft, steht dann bald wohl die nächste Tour wieder an..." begann er und ich merkte wie mir die Luft abgeschnürt wurde.

Das war sein Job, natürlich, aber es hieß auch, dass ich ihn längere Zeit nicht sehen würde und das wurde mir in diesem Moment erst ganz bewusst...

"Anfang des Jahres heißt es UK und Irland Tour und das wahrscheinlich für zwei Monate... " sagte er nachdenklich.

2 Monate...

"Ich weiß, was du jetzt denkst und ja, das ist ne' lange Zeit aber hey! Wir stehen das ganz einfach zusammen durch, das weiß ich. Und du musst wissen, dass ich auch noch nie in dieser Situation - also mit jemandem an meiner Seite - auf Tour gegangen bin und es auch für mich verdammt schwer wird... Aber ich weiß einfach ganz genau, dass wir das schaffen! Ok?"

Ich war wirklich überfordert mit der Situation. Hoffnungslos überfordert...
Ich rang mir ein Lächeln ab und sah zu Brad auf. "Natürlich schaffen wir das! Aber ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wird, wenn ich nicht einfach mal so spontan zu dir gehen kann oder nachts vorbeikommen kann, weil ich nicht schlafen kann... Brad, ich weiß auch um ehrlich zu sein nicht, wie ich das machen soll!" sagte ich traurig und hielt eine Träne zurück...

Er lächelte mich traurig an und nahm mich in den Arm. "Das wird eine Probe für uns, aber erstens sind es ja noch ein paar Monate bis dahin und zweitens kannst du mich auch dann immer und zu jeder Zeit anrufen! Du kommst zu den Daten, die in deiner Nähe sind, wir sehen uns zwischendurch und das klappt alles schon... Aber es ist nunmal einfach meine Leidenschaft..."

"Na klar und das ist auch gut so! Du hast Recht, wir schaffen das schon irgendwie! Und ich will dir auch auf gar keinen Fall im Weg stehen, ich weiß, dass das dein Traum ist und ich unterstütze dich mit allem was du tust! Ich freue mich für dich, dass ihr wirklich immer erfolgreicher werdet! Ehrlich. Und ich wüsste auch nicht wer das mehr verdient hätte als ihr!" sagte ich und wurde zuversichtlicher. Das klappt schon...

"Danke, Lia, das bedeutet mir wirklich viel. Weißt du, ich hab das Gefühl wir können alles schaffen und das obwohl ich dich technisch gesehen noch gar nicht lange kenne... Und ich werde alles daran setzen, dass wir, wenn es so weit ist, uns so oft wie möglich sehen können! Das verspreche ich dir."

Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen und er entspannte sich langsam wieder...

Stolen MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt