Stolen Moments

chapter thirty-four

Samstag, 05.01.19

„Du schaffst es auch nicht auch nur ein einziges Mal in deinem Leben rechtzeitig fertig zu sein, kann das?" fragte Brad als er die Augen verdrehte.

„Das sagst hier ausgerechnet du!" äußerte ich empört, als ich mich fertig angezogen vor ihm aufbäumte - soweit das ging mit meiner Körpergröße.

Er verdrehte schmunzeld die Augen und warf mich, nachdem er einen kurzen Augenblick darüber nachgedacht hatte, über die Schulter und noch ehe ich mich wirklich wehren hätte können setzte er mich neben seinem Auto schon wieder ab.

„Schummler!" war alles, was mir dazu einfiel. Er nutzte ständig den Überraschungsmoment und auch seinen körperlichen Vorteil. So unfair!

„Na komm, Giftzwerg, steig einfach ein" lachte er und war blitzschnell im Inneren des BMWs verschwunden. Wahrscheinlich, weil er jetzt Angst vor mir hatte.

Giftzwerg. Ich fasse es nicht. Wenn, dann bin ich ein Gnom!

<3

Brad hatte sein Auto etwas weiter vom normalen Parkplatz entfernt abgestellt, damit wir bei dem schönen Sonnenschein noch eine Weile bis zum Studio laufen mussten.

Wie immer schlenderten wir Hand in Hand die Straßen entlang und genossen das Wetter und die Gegenwart des anderen.

Mir fiel auf, dass zwei Mädchen, die etwas weiter von uns entfernt waren, immer wieder zu Brad und mir sahen und tuschelten, weshalb ich blitzschnell Brads Hand losließ und versuchte es mit einer Handbewegung ein wenig zu verschleiern.

Ich ließ es aussehen, als wäre es ein Zeichen bezüglich der Mädels gewesen, denn anschließend erblickte er die jungen Mädchen und alles passte zusammen.

Ich hoffte nur, dass sie sich nicht weiter über das Händchenhalten Gedanken machen würden, weil wir unsere Beziehung ja immer noch nicht öffentlich gemacht hatten.

Gerüchte waren allerdings auch das, worauf ich am wenigsten Lust hatte, weshalb ich eben versuchte es wie eine ganz normale Geste unter Freunden aussehen zu lassen.

Als wir näher an die Mädels herankamen traute sich die kleinste der drei als erste Brad anzusprechen.

„Brad, Lia!" sagte sie vollkommen aus dem Häuschen. „Oh. mein. Gott. Dürfen wir euch umarmen?" fragte sie zuckersüß und ich glaubte eine Spur von Freudentränen in ihren Augen gesehen zu haben.

Sie hatte auch mich angesprochen und das war definitiv Neuland für mich.

„Na klar!" sagten Brad und ich gleichzeitig und umarmten alle einmal durch.

Wir unterhielten uns noch kurz mit ihnen und machten Fotos, bis wir langsam auch weiter wollten, weil wir eigentlich bereits im Studio hätten sein müssen.

„Ihr seid einfach so nett!" sagte eins der Mädchen mit blonden Locken und strahlte über's ganze Gesicht.

„Eine Sache noch", sagte die kleinste und sah zwischen uns hin und her, „Ich finde es irgendwie schade, dass ihr nur befreundet seid. Ihr wärt bestimmt super süß als Paar!"

Brad und ich lachten beide, wobei ich deutlich nervöser klang als er. Er war aber auch einfach geübter in solchen Situationen.

„Na, wenn du das sagst, sollte ich nochmal in Erwägung ziehen, die hier näher kennen zu lernen" grinste Brad und zwinkerte dem Mädchen zu, welches kicherte.

„Solltest du!" sagte sie verschwörerisch.

„Wir müssen jetzt auch weiter, aber schön euch kennengelernt zu haben!" sagte Brad und drückte alle nochmal zum Abschied.

Sie bestanden darauf mich auch zu umarmen und es kam mir komisch vor, dass das jemand wollte.

Dadurch, dass ich in einem Video der Jungs gesungen habe, war ich doch bekannter geworden, als ich gedacht hätte, weshalb ich mich erstmal daran gewöhnen musste auch manchmal auf der Straße erkannt zu werden.

Es war cool - keine Frage - aber auch erschreckend in gewissen Weise...

Wir kamen näher zum Studio und als wir fast da waren fielen mir zwei Menschen auf, die vor dem Eingang des Gebäudes standen. Als ich James erkannte vermutete ich zunächst Kirstie neben ihm doch bei genauerem hinsehen fiel mir auf, dass es nicht Kirstie war.

Sie kam mir aber trotzdem bekannt vor, nur, dass ich absolut nicht einschätzen konnte woher...

Desto näher wir kamen desto deutlicher erkannte man, dass sie zu diskutieren schienen und ich merkte wie sich Brad neben mir anspannte.

Ich sah zu ihm rüber und er starrte stur auf das Geschehen, das sich vor ihm abspielte. Seine Atmung wurde schneller.

Als ich wieder zu James und der Unbekannten sah fügte sich das Puzzle in meinem Kopf plötzlich zusammen. Ich wusste woher ich sie kannte.

Sie war das Mädchen aus dem Café.

Und ich wusste nun auch, warum Brad so reagierte. Natürlich, warum war ich da nicht früher drauf gekommen. Ich hätte mir die Hand vor den Kopf klatschen können doch stattdessen weiteten sich nur meine Augen.

Sie war der Grund für sein Unbehagen.

Sie war seine Ex-Freundin.

Ich drückte Brads Hand um ihm zu versichern, dass ich ihm beistand und er klammerte sich regelrecht an meine Hand. So hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen.

Als James und Gundundula - ja, ich kannte ihren Namen immer noch nicht - uns erblickten weiteten sich Gundundulas Augen in Schock und James presste die Lippen zusammen.

Wir kamen bei ihnen an und niemand sagte etwas. Ich sah von James zu Brads Ex, die durchgängig auf Brad sah mit einem Blick den ich nicht einschätzen konnte. Brad sah auf den Boden und ich hätte Gundundula am liebsten angesprungen, weil sie Brad in so ein Unbehagen versetzte.

Ihr Mund stand leicht offen, unschlüssig, ob sie etwas sagen sollte oder nicht, doch Brad nahm ihr diese Entscheidung ab und begann leise und erstaunlich ruhig zu reden, obwohl er von oben bis unten angespannt war.

„Was willst du hier?"  fragte er, die Abneigung ihr gegenüber trotz seiner Bemühungen ruhig zu bleiben noch klar hörbar in seiner Stimme.

„Brad, ich war gerade dabei James zu erklären, dass du -" begann sie genervt doch wurde von Brad direkt wieder unterbrochen.

„Du musst James gar nichts erklären. Du solltest einfach nur gehen und uns endlich in Ruhe lassen." zischte er und sah sie eiskalt an.

Sie zog ihre Augenbrauen arrogant nach oben und ich erkannte sie fast nicht wieder. Das Mädchen, mit dem ich im Café gesprochen hatte, schien so anders als die Person die jetzt vor mir stand.

„Brad, du musst nicht so tun als wäre ich dir egal" zischelte sie und lief los, geradewegs zwischen Brad und mir durch, sodass wir vor Schreck unsere Hände auseinander zogen.

Brad atmete heftig aus und drehte sich um.

„Charlyn" rief er und beim Umdrehen flippte sie ihre blonden Haare nach hinten. Wieder zog sie ihre Augenbrauen nach oben und in diesem Moment hätte ich sie ihr am liebsten abrasiert.

Charlyn - ich hatte mich eigentlich schon mit Gundundula angefreundet und der Name passte meiner Meinung nach eigentlich auch ziemlich gut - hatte Brad soviel Leid zugefügt und ich konnte nicht anders als sie mit einer brennenden Passion zu verabscheuen.

„Du musst nicht so tun als hättest du irgendeine Chance" sagte er kalt und drehte sich wieder zu James und mir um. Er nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.

Brad seufzte und James tat es ihm gleich. „ Ja Lia, das war also Brads Ex-Freundin, Charlyn"