3. Kapitel

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Bis auf den etwas ruckartigen Start des Flugzeuges, verlief alles ganz ruhig. Der Flug war sogar so ruhig, dass ich ungefähr nach einer Stunde bereits tief und fest schlief, obwohl wir in Deutschland erst Mittag hatten. Als ich das erste Mal aufwachte, lag ich an die Schulter meiner Mutter gelehnt da und setzte mich abrupt auf. Sie schlief, ebenso wie mein Bruder, aber bei meiner plötzlichen Bewegung grummelte sie unverständlich vor sich hin. Ich sog scharf die Luft ein und wartete ab, ob sie vielleicht aufwachte, aber sie schlief seelenruhig weiter. Mein Blick glitt nach draußen, wo allerdings nicht viel zu erkennen war. Die dunkle Nacht empfing mich und bis auf ein paar entfernte Lichter, war nichts weiter zu erkennen. Ich atmete tief ein, nur um im nächsten Moment wieder in den Schlaf wegzudriften.

Das zweite Mal, wo ich aufwachte, befanden wir uns bereits im Landeanflug. Vor uns, oder besser gesagt noch unter uns, lag der Flughafen von Seoul. Unzählbare Lichtpunkte der Großstadt fanden ihren Weg zu uns. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. In Deutschland war es spät abends. Hier in Korea hatten wir mitten in der Nacht. Das waren sieben Stunden Zeitunterschied, an die ich mich in den nächsten Tagen noch gewöhnen musste. Ich würde noch meine Probleme mit dieser Umstellung bekommen, gerade weil ich jetzt hellwach war. Vielleicht lag das auch daran, dass ich den gesamten Flug verschlafen hatte. Wenn ich so darüber nachdachte, war das eigentlich eine gute Sache. So hatte ich mir die untätigen Stunden in einem viel zu vollgestopften Flieger erspart. Dafür fing mein Magen allerdings umso lauter an zu knurren. Die 12 Stunden Schlaf hatten meinem Magen nicht besonders gut getan. Mein Magen knurrte so laut, dass ich  befürchtete, dass alle anderen Passagiere davon aufwachen würden. 

Meine Mutter sah mich lächelnd von der Seite her an. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie beschwichtigend. "Wir werden am Flughafen noch etwas essen, keine Sorge.", sagte sie im Flüsterton und mein Blick schweifte zu Jitae, der immer noch tief und fest zu schlafen schien.  Ich lächelte sanft. Wenn ich ihn jetzt so sah, sah er einfach zu niedlich aus. Das änderte sich schlagartig als er die Augen öffnete. Das erste, was ihm in den Sinn kam, war nämlich in einem unaufmerksamen Augenblick seitens meiner Mutter die Zunge herauszustrecken und mich übermütig anzugrinsen. Ich ignorierte ihn gekonnt und in dem Moment kam auch schon die Durchsage von dem Piloten.

"Meine Damen und Herren, wir befinden uns im Landeanflug auf ICN Seoul Incheon Airport. Bitte legen SIe ihre Sicherheitsgurte an und bleiben Sie auf ihren Plätzen sitzen, solange wir uns noch im Landeanflug befinden. Unser Team wird Ihnen Bescheid sagen, wenn Sie das Flugzeug verlassen dürfen und Ihnen bei allen weiteren Fragen zur Seite stehen. Wir danken Ihnen für ihren Flug  mit Seoul International und hoffen Sie bald wieder begrüßen zu dürfen."

Ich rieb mir über die Augen und gähnte herzhaft. In dem Flugzeug wurde es allmählich wieder lauter. Überall reckten sich die Menschen aus ihrem Schlaf und warfen neugierige Blicke nach draußen auf die Szenerie. Die Lichter kamen immer näher und näher. Sie waren jetzt so nah, dass ich erkannte, dass ich nur einen kleinen Anteil der Stadt gesehen hatte, als ich vor ein paar Minuten noch aus dem Fenster geschaut hatte. In Wirklichkeit war die Stadt noch viel größer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Selbst der Flughafen kam mir vor wie eine einzige große Stadt. Ich atmete tief durch. Ich wusste jetzt schon, dass ich in den nächsten Stunden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr einschlafen würde. Das Flugzeug setzte sanft auf dem Boden auf und rollte die Landebahn entlang,  bis es nach ein paar Minuten zum Stillstand kam. 

Nach ein paar Minuten ging die Stewardess, die uns den ganzen Flug über betreut hatte  lächelnd den Gang entlang und informierte uns, dass wir unsere Sachen zusammenpacken konnten. Die Tür wurde bestimmt bald geöffnet werden. Eine Gangway wurde zum Flugzeug gebracht, was ich durch das kleine Fenster vage beobachten konnte und gleich darauf wurden die Türen geöffnet und die Menschenmassen strömten nach draußen. Meine Familie und ich blieben noch etwas sitzen, bis der erste Ansturm das Flugzeug verlassen hatte, obwohl ich sehen konnte, dass auch meine Mutter erpicht darauf war, das Flugzeug so schnell wie möglich zu verlassen und die koreanische Luft zu schnuppern. Sie  zitterte fast vor Aufregung.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt