51. Kapitel

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Manchmal dachte ich noch an die Zeit zurück, in der alles so unbeschwert und leicht gewesen war. Die Schulzeit war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben und manchmal erwischte ich mich dabei, wie ich völlig in Gedanken versunken, in die Vergangenheit schwebte und an die Schule und meine Freunde dachte.

Ich stellte mir vor, wie es wohl sein würde, noch einmal dort zu sein. Noch einmal diese Hallen entlang zu laufen, mit den Händen über die Wände zu streichen und unruhig auf den Plätzen im Klassenzimmer zu sitzen, darauf wartend, dass die Schulglocke uns endlich von unserem Leid erlöste und wir endlich nach Hause gehen konnten.

Ich träumte mich zurück in eine Zeit, die nur noch in meinen Erinnerungen existierte. Ich sah mich selbst, wie aus der Vogelperspektive in der Cafeteria sitzen, mit Johae, Jinho und Sana . Dachte an Soomin, der die letzten Jahre an der Schule immer dauergestresst war. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt Medizin zu studieren, wofür er beste Noten brauchte. Er war ziemlich euphorisch und trotz des Stresses schien er glücklich und zufrieden zu sein. Wenn er dann Zeit fand, trafen wir uns und setzten uns in Parks oder Cafés und redeten über Gott und die Welt. Wir waren alle glücklich damals und noch viel zu jung, um zu wissen, was das Leben für uns bereit hielt.

Vielleicht waren wir auch zu naiv, um die Realität näher an uns heran zu lassen. Wir dachten nicht daran, was nach unserem Abschluss sein würde. Wir hatten alle unterschiedliche Pläne für die Zukunft und unsere Wege würden sich unweigerlich trennen. Wir waren so naiv gewesen, zu glauben unsere Freundschaft würde ewig halten. Wir dachten, wenn man sich so lange kannte, würde man sich nicht aus den Augen verlieren und selbst über die Distanz würden wir es zustande bringen miteinander in Kontakt zu bleiben.

Ich hätte mir gewünscht, dass unsere Zukunft so aussah, aber die Realität musste uns schließlich irgendwann einholen.

Die Schulzeit ist etwas, das man erst anfängt wertzuschätzen, wenn sie vorbei ist. Früher hätte ich es nie für möglich gehalten, aber nun hörte ich mich oftmals selbst sagen, wie schön die Schule war und was ich dafür geben würde noch einmal dort zu sein.

Die Hausaufgaben, die Klausuren, der ganze Stress, den man sich machte war letztendlich unbedeutend. Die Erinnerungen die blieben, waren voll von Freunden, Lachen und Spaß. Alles worüber man sich Sorgen machte, verlor mit der Zeit an Bedeutung.

Ich hatte seit langer Zeit nichts mehr von Yoongi gehört. In den ersten Tagen und auch Wochen nach seiner Abreise dachte ich noch, dass er sehr viel Stress haben musste, und deswegen nicht oft dazu kam mir zu antworten.  Uns ging es schließlich nicht anders. Aber mit der Zeit, nach Monaten der Funkstille, machte sich in mir ein komisches Gefühl breit. Vielleicht antwortete er mir absichtlich nicht.

Ich machte mir Sorgen um ihn, doch gleichzeitig war ich auch unheimlich sauer darüber, dass er sich nicht mehr meldete. Es war selten, dass er eine Nachricht an einen von uns schickte, geschweige denn auf unsere Nachrichten antwortete. Irgendwann brach der Kontakt ganz ab, was mich sehr traurig machte, aber so war das Leben. Freunde kamen und gingen.

Das Leben war wie eine endlose Zugfahrt. Manche Menschen stiegen nur für ein paar Stationen ein, andere wiederum blieben länger, bevor sie den Zug verließen, und wieder andere würden einen auf ewig begleiten.

Was ich dafür geben würde, meine alten Freunde noch einmal zu sehen. Ihn noch einmal zu sehen. Oder einfach zu wissen, dass es ihnen gut ging. Dass sie glücklich waren.

Heute hatte ich nur noch Kontakt mit wenigen meiner Mitschüler. Nari und ich hatten uns aus den Augen verloren. Johae und Jinho schrieb ich nur noch zu ihrem Geburtstag und erkundigte mich, wie es ihnen ging. Soomin war Tag und Nacht mit seinem Studium beschäftigt und hängte sich richtig in sein Praktikum im Krankenhaus rein. Wir blieben gute Freunde und ab und zu, wenn unsere Zeitpläne es zuließen, trafen wir uns und redeten viel.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt