Es war eigentlich ein ganz normaler Tag. Ein Mittwoch. Die Wolken hingen tief am Himmel und es sah so aus, als würde es bald anfangen zu regnen. Das hofften viele, denn wochenlang schon blieb der Regen aus. Diese Dürreperiode machte sich so langsam auch in der Natur bemerkbar. Die Blüten der Blumen und die Äste der Bäume hingen jeden Tag mehr nach unten oder waren bereits vertrocknet. Der Anblick und das Wetter dazu glich eher dem Herbst, nicht den blühenden und strahlenden Anfängen des Sommers. Ich seufzte.
Niemals, nicht in einhundert Jahren, hätte ich gedacht, dass ich ihn heute wie aus heiterem Himmel wiedersehen würde. Den Jungen, den ich so lange versucht hatte aus meinen Gedanken zu verbannen. Das war leichter gesagt als getan, immerhin hingen in der ganzen Stadt Poster von ihm. Von ihm und den anderen Bandmitgliedern. BTS. Min Yoongi. Wenn ich heute an unsere gemeinsame Schulzeit zurück dachte war es weit entfernt. Es war ein anderes Leben. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er mich wiedererkennen würde. Oder dass er gerade in dieses Café gehen würde.
Ich betrat meine Arbeitsstelle früh am morgen. Wie jeden Mittwoch, an dem ich Frühschicht hatte. Mittwoch war der einzige vorlesungsfreie Tag in meiner Woche. An den restlichen Tagen konnte ich immer erst nachmittags arbeiten. Das Studium und seine Finanzierung war eine meiner größten Sorgen. Dazu kam noch die Miete und Einkäufe für das normale Leben in Seoul für was ich selten Zeit hatte, da ich die meiste Zeit an Projekten arbeitete und Vorträge vorbereiten musste. Der Job im Café kam mir wirklich gelegen. Es war meistens nicht zu anstrengend und ich bekam einen anständigen Lohn. Außerdem war meine Chefin freundlich, was laut meinen Kommilitonen auch nicht immer der Fall war und ich konnte die freie Zeit, wenn keine Kunden da waren, mit meiner besten Freundin Sana vertrödeln, die ebenfalls in dem Café arbeitete. Mehr konnte ich mir gar nicht wünschen.Außer... eine kleine Pause hätte mir wahrscheinlich gut getan. Ich tat nichts anderes als arbeiten. Arbeiten und lernen. Ich arbeite so viel an meinen Entwurfsprojekten, dass ich froh war, wenn ich in der Nacht nur vier Stunden Schlaf bekommen konnte. Wenn ich einmal eine freie Minute erhaschen sollte, hatte irgendjemand wieder eine neue Aufgabe für mich, die umgehend erledigt werden musste. Eine Pause von alldem wäre eine willkommene Abwechslung.
An diesem Tag jedoch waren wir nur zu zweit hinter dem Tresen. Unsere Arbeitskollegen hatten frei und ein Kollege war krank geworden und hatte kurzfristig abgesagt. Meine Zusage, den ganzen Vormittag und die Mittagsstunden zusätzlich zu übernehmen, bevor meine sowieso schon gestresste Chefin das Kommando wieder übernahm, sollte ich noch einmal schwer bereuen.
Der Ansturm im Café an diesem Morgen war kaum auszuhalten. Er war zwar auch verbunden mit ordentlich Trinkgeld, aber auf das hätte ich in dieser Situation gerne verzichtet. Mir kam es so vor, als würde sich ganz Seoul an diesem Tag in den kleinen Raum quetschen wollen. Den Grund dafür kannte ich nicht bis sich zwei Mädchen lauthals kichernd darüber unterhielten."BTS müsste gleich mit dem Fotoshooting anfangen.", sagte ein Mädchen aufgeregt. Ich seufzte. Nicht einmal in meiner Arbeitszeit kam ich von den Jungs los. Manchmal wurde das ganze Gerede über sie einfach zu viel. Nicht auszudenken, was die Mädchen tun würden, wenn ich ihnen jetzt sagen würde, dass ich Yoongi kannte, beziehungsweise, dass ich früher mit ihm in einer Klasse und sogar mit ihm befreundet war. Wahrscheinlich würden sie mir gar nicht erst glauben und mich als einen dieser verrückten Fans abstempeln.
Eigentlich müsste ich mich freuen. Ich sollte mich freuen, dass Yoongi es so weit geschafft hat. Ich wusste, dass es immer sein Traum gewesen war von seiner Musik leben zu können. Das hatte er augenscheinlich jetzt erreicht. Er konnte sich vor weiblichen Fans gar nicht mehr halten. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und meine Gedankengänge. Die meisten Fans waren nach einer guten Stunde schon wieder weg. Wahrscheinlich belagerten sie in diesem Moment das Fotostudio in dem BTS abgelichtet wurde. Es war wirklich erstaunlich. In unserer Schulzeit hatte sich so gut wie niemand für Yoongis Musik interessiert, und jetzt? Er hatte es wirklich weit gebracht. Und er hatte es sich mehr als verdient. Es schmerzte mich manchmal noch ein wenig, dass wir den Kontakt zueinander verloren hatten. Aber es wäre wohl nicht anders gegangen.
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Seesaw (BTS Fan-Fiction)
ФанфикLESEN AUF EIGENE GEFAHR. Mihee ist hoffnungslos verloren. Erst hat ihr Vater ihre Familie verlassen und nun muss sie auch noch mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in ihr Heimatland zurückkehren. Nach Südkorea. Nichts ahnend stolpert sie ihn di...