38. Kapitel

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"Ich glaub's einfach nicht" Ich stand am Rand der Straße. Nari war nur wenige Meter von mir entfernt und doch trennten uns unzählige Umzugskartons voneinander, die gerade im Begriff waren in das große Auto von Naris Eltern verladen zu werden. In weniger als einer halben Stunde wollten sie sich auf den Weg nach Busan machen. Das hieß Naris Eltern wollten sich auf den Weg machen. Nari wäre sicherlich liebend gern in Daegu geblieben.

Sie schaute auf den Boden. In ihren Augen glitzerte es wieder verdächtig. "Ich kann's auch nicht glauben."

Ich griff über die Kartons nach ihrer Hand und drückte sie beschwichtigend. Ich wusste, dass das nicht das Ende war. Selbst Kathy hatte mich aus der alten Heimat besuchen können. Und doch...

Warum änderte sich das Leben so schnell von jetzt auf gleich mit einem Wimpernschlag?

Meine Augen füllten sich erneut mit dicken heißen Tränen und ich sprintete förmlich um die  letzten Umzugskartons,  um Nari noch einmal zu umarmen. Ich drückte sie so fest an mich, als ob ich sie nie wieder loslassen würde. Leider war das nicht möglich. Irgendwann musste ich sie loslassen. Damit sie in ihre neue Heimat ziehen konnte. So ein Mist aber auch.

Irgendwann nachdem ich Nari bestimmt einige Minuten lang umarmt hatte und Naris Eltern auch die letzten Kartons wortlos verstaut hatten, kamen auch Jinho, Johae und Yoongi. Nari hatte eigentlich nicht gewollt, dass so viele Leute bei ihrem Abschied anwesend waren, aber als sie die Jungs sah, standen ihr trotzdem Freudentränen in den Augen. Mir wäre es genauso ergangen.

"Ich werde euch so vermissen, Jungs.", sagte sie halb lachend, halb weinend und umarmte die Zwillinge unbeholfen. Yoongi legte eine Hand auf ihre Schulter.

"Wir werden dich besuchen kommen.", versprach Johae und sie nickte langsam, während ihre Augen schnell zu Yoongi herüberzuckten. Zwischen ihr und Yoongi war es seit der Trennung etwas kompliziert. Verständlich. Ich wusste auch nicht, ob ich noch mit meinem Ex reden, geschweige denn befreundet sein würde. Aber dafür musste man erst einmal überhaupt einen Freund haben. Das hieß einen richtigen Freund. Nari hatte mich die  ganze Zeit dafür bewundert, dass ich mich immer noch mit Soomin unterhielt und noch viel mit ihm unternahm, trotz unserer Trennung. Das wir zwei einmal "zusammen"  gewesen waren, konnten viele nicht glauben, eben weil wir immer noch befreundet waren.

"Nur weil ich mal mit ihm zusammen war, heißt das doch lange nicht, dass ich danach nicht mehr mit ihm befreundet sein kann, oder?", hatte ich gesagt  und Nari hatte heftig mit dem Kopf geschüttelt. 

"Eigentlich läuft es genau so ab. Als ihr euch getrennt habt war eure Freundschaft eigentlich damit begraben." Ich runzelte die Stirn. So musste es doch nun wirklich nicht ablaufen. Außerdem hatte diese Konversation nach der Trennung von Nari und Yoongi stattgefunden. Und beide waren noch befreundet.

"Bei dir und Yoongi ist es doch dasselbe.", hatte ich ihr entgegengeworfen und sie hatte ertappt auf den Boden gestarrt. Danach hatte sie schnell das Thema gewechselt und auch ich war nicht mehr näher darauf eingegangen. So wie es eine gute Freundin tat, wenn sie merkte, dass es der anderen Freundin unangenehm war über etwas zu sprechen. Denn das war es offensichtlich. Auch jetzt. 

Sie löste sich aus der Umarmung von Johae und Jinho und lief rot an, als Yoongi seine Hand noch einige Sekunden länger auf ihrer Schulter ruhen ließ.

"Danke, dass ihr  gekommen seid.", sagte sie und ich Blick glitt zu jedem einzelnen von uns. Bei Yoongi blieb ihr Blick einige Sekunden länger hängen.

"Ihr wisst nicht, wie viel mir das bedeutet.", flüsterte sie fast und ich kam nicht umhin zu denken, dass sich ihre Worte eigentlich nur an Yoongi richteten. Vielleicht tat es ihr bereits leid, sich von ihm getrennt zu haben.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt