68. Kapitel

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Es war gerade einmal sieben Uhr, als es an der Haustür klingelte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich das Zimmer analysiert hatte und feststellte, dass ich in Daegu war. Erneut war ein Klingeln zu hören. Ich seufzte. Mein Gott, wer war denn so früh schon wach? Ich kam etwas benommen auf die Beine und stolperte eher in Richtung des Flurs. Die Sonnenstrahlen drangen schon unter der Tür hindurch und als ich sie aufriss blendete mich das Licht so sehr, dass ich meine Augen gegen das Licht abschirmen musste.  Meine Augen schmerzten durch die plötzlich helle Umgebung und mussten sich erst einmal an das Licht gewöhnen.

In Daegu war die Sonne gerade erst aufgegangen und ich hätte gerne noch länger geschlafen. Meine Mutter und Minseok waren bereits verschwunden und Jitae lag sicher noch tief und fest schlafend in seinem Zimmer. Mein Heimatsbesuch stand anscheinend unter einem schlechten Stern, wenn er bereits so früh begann.  Ich hatte mir die Freiheit genommen, endlich einmal auszuschlafen. Damit, dass ich um sieben Uhr morgens aus meinem Schlaf gerissen werden würde, hatte ich nicht gerechnet. Zu allem Überfluss stieß ich durch meine Benommenheit auch noch gegen eine Kommode im Flur.

Ich hielt mir schmerzverzehrt das Knie und hüpfte schließlich auf einem Bein zur Tür, an der es bereits das dritte Mal geklingelt hatte.

"Wenn ich dich in die Finger bekomme, wer immer du auch bist...", zischte ich zwischen den Zähnen hervor und riss energisch an der Türklinke, um dem Übeltäter gegenüber zu treten.

Ich hatte mit jedem gerechnet. Mit einem Nachbarn, der um irgendetwas bat, dem Postboten, ja sogar mit Sora, die vielleicht kurz 'Hallo' sagen wollte. Letzteres machte keinen Sinn, da meine Mutter schließlich gerade bei ihr war. Und sie hatte einen Ersatzschlüssel. Einen Augenblick dachte ich auch an Soomin. Er lebte hier in der Nähe und brachte meiner Familie ab und zu frische Brötchen vorbei, wenn er gerade selbst von der Bäckerei kam. Er kam, auch wenn er wusste, dass ich nicht hier sein würde, was ich sehr nett von ihm fand. Aber er hatte sich schließlich immer gut mit meiner Familie verstanden. Manchmal kam er auch mit Begleitung vorbei. Sein Freund errinnerte mich immer etwas an Jinho. Etwas verpeilt, aber absolut liebenswürdig.

Aber mit der Person, die nun tatsächlich vor mir stand, hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Nicht in einer Million Jahre.

"Yoongi?" Mein Mund klappte förmlich auf, als ich den Jungen grinsend vor der Türschwelle stehen sah. Mit einem Mal war ich hellwach. Und rot. Ich wusste genauso gut wie er, was wir uns vor nicht allzu langer Zeit gebeichtet hatten. Es war zwar keine Liebeserklärung im klassischen Sinne gewesen, es kam dem aber doch schon sehr nahe. Und genau deswegen wurde ich auch mit einem Schlag nervös.

"Hey, hast du Zeit?" Yoongi lächelte unbeschwert.

Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf. Geschah das gerade wirklich oder befand ich mich noch in meiner Traumwelt und halluzinierte?

"Wie- Was- Was machst du hier? Ich dachte du bist in Seoul? Die Probe? Das Comeback?"

Ich blinzelte und kniff mir unauffällig in den Oberarm. Es schmerzte. Ich war definitiv wach. Yoongi lachte leise.

"Da war ich auch. Ich bin die Nacht über gefahren und eben erst angekommen. Ich war noch gar nicht im Bett."

"Bitte? Verdammt es ist sieben Uhr morgens!" Ich starrte ihn entgeistert an und strich mir über die müden Augen.

"Bist du nicht sonst immer derjenige, der vor zehn nicht aus dem Bett kommt?"

Er grinste schelmisch und ich konnte nur weiterhin den Kopf schütteln. Er sah tatsächlich ziemlich wach aus. Seine Augen strahlten nur so vor Energie. Eine Eigenschaft, die ich bis dahin immer bei seinen Freunden gesehen hatte, aber nie bei ihm. Doch in diesem Moment war es anders. Er war anders. Nur seine Haare standen ihm ein wenig wirr vom Kopf.

Seesaw (BTS Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt