Psycho-Dok ✔

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Seit gestern Abend lag ich wach in meinem Bett. Ich dachte sehr viel nach. Alec hatte mich zwar überzeugt hier zu bleiben, aber ich war mir noch immer nicht sicher, ob das so eine gute Idee war. Die Jungs wollten die Nacht noch unbedingt bei mir bleiben, weshalb sie alle hier im Zimmer verteilt schliefen. Ich seufzte. Das wird hart. Die nächste Zeit werde ich immer auf Hilfe angewiesen sein. Ich hasse es. Die Sonne war schon lange aufgegangen, aber ich gönnte den Jungs ihren Schlaf. Sie brauchten ihn. Ich konnte nicht schlafen. Auf dem Sofa Julian und Sam. Max, Mijo, Patrick und Alec auf Stühlen neben mir. Patrick regte sich neben mir und öffnete seine Augen. Er sah mich besorgt an und stand langsam auf. "Wie geht's dir?" Ich nickte nur mit dem Kopf. Er seufzte traurig. "Ich versuche etwas zu Essen aufzutreiben." Er sah mich noch einmal an und ging raus. Alec war schon wach und sah mich traurig an. "Er versucht sein Bestes. Vielleicht solltest du ihm eine Chance geben." Ich sah ausdruckslos vor mich hin. Natürlich versuche ich ihm eine Chance zu geben, aber das ist nicht so leicht. Die Jungs wachten nach und nach auf und betrachteten mich besorgt. "Hört auf damit." Brachte ich schwach von mir. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Patrick kam rein. Mit einem Wagen voller Essen. Die Jungs fielen über das Essen her. Ich hatte keinen Hunger. Ich würde es nur ausbrechen. Alec hat den Jungs noch erzählt, daß ich Panikattaken bekam. Nachdem die Jungs aufgegessen haben, kam meine Ärztin herein und bat die Jungs raus. "Wie geht es dir?" Ich sah weiterhin starr auf die Wand. "Ich muss deine Verbände wechseln. Darf ich?" Ich sagte nichts und ließ sie machen. Als sie fertig war, fragte sie mich: "Möchtest du Schmerztabletten?" Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich hörte sie Seufzen. "Heute wird ein Psychologe kommen. Ich habe versucht, dass eine Frau kommt, doch das ging leider nicht. Er wird jetzt alle 5 Tage vorbeikommen. Du musst noch eine Weile hier bleiben. Vielleicht versuchst du dich mit ihm anzufreunden, denn auch wenn du aus dem Krankenhaus entlassen wirst, wird er alle 5 Tage zu dir kommen. Das habe ich schon alles mit deinen Brüdern abgesprochen." Damit ging sie wieder. Ich wollte das nicht, doch dagegen etwas machen würde ich auch nicht. Die Jungs kamen wieder rein. Sie verabschiedeten sich von mir. Alle außer Alec. Sie hatten sich in Schichten eingeteilt. Ich würde nie allein sein. Jede Schicht ist jemand bei mir. Alec setzte sich zu mir und beobachtete mich. "Hör auf." Sagte ich leise. Er sah mich weiter an. Bis die Tür aufging und ein Mann Mitte 50 herein trat. Das war denn wohl mein Psycho-Dok. Er lächelte mich sanft an und bat Alec heraus. Dieser verließ mich widerwillig. Der Psycho-Dok setzte sich auf das Sofa. "Ich bin Nick. Man sagte mir, dass du leicht Panikattaken bekommst, wenn jemand dir zu Nahe tritt. Deswegen hoffe ich, dass es okay ist, wenn ich hier sitze." Ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Doch sagen tat ich nichts. "Wie wäre es , wenn ich etwas von mir erzähle und dann du?" Ich reagierte nicht. Er lächelte mich immernoch warm an. "Ich bin 57 Jahre alt und komme aus New York, wohne aber derzeit in Los Angeles." Ich beobachtete ihn nur. "Wie alt bist du?" Ich antwortete nicht. Er wusste wie alt ich war. Er seufzte lächelnd. "Du musst wissen, dass ich deine Akte nicht gelesen habe. Ich kenne nur deinen Namen, mehr nicht. Ich würde dich auf 17 schätzen?" Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Doch er sah es natürlich und lächelte. "16?" Ich nickte, wenn auch nur sehr schwach. "Und wo kommst du her? Miami?" Ich sah traurig zu Boden. Er verstand es. "Reden wir über was anderes. Wie viele Brüder hast du? Wirklich 6?" Ich sah unsicher zu Boden. "Ich habe eine ärztliche Schweigepflicht. Falls dich das beruhigt." Ich schüttelte den Kopf. "Ist überhaupt jemand davon einer deiner Brüder, falls du überhaupt welche hast?" Ich nickte. "Einer?" Wieder ein Nicken. Er schrieb sich etwas auf und blickte dann wieder zu mir. "Was ist mit deinen Eltern?" Wieder sah ich zu Boden, doch diesmal versuchte ich ihn zu erdolchen. "Ist einer der Jungs dein Freund?" Ich sah neutral zu ihm hoch und zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht,  was das zwischen mir und Patrick ist. "Es ist kompliziert?" Ich nickte neutral. Es war kompliziert.  "Ich bin seit zwei Jahren geschieden. Wir waren 17 Jahre verheiratet. Sie hatte keine Gefühle mehr für mich und hat mich betrogen. Ich hab sie wirklich geliebt. Ansonsten habe ich noch einen Sohn, der müsste in deinem Alter sein. Michael. Sein Spitzname ist allerdings Mijo." Ich sah geschockt zu ihm. Mijo? Mein Mijo? Er sah überrascht zu mir. "Du kennst ihn? Einer der Jungs?" Ich nickte und sah ihn verwirrt an. "Eigentlich haben wir ein relativ gutes Verhältnis zueinander, jedoch haben wir den Kontakt verloren, weil er umzog." Ich schüttelte den Kopf. Jetzt erinnerte ich mich wieder. Das sagte Mijo ihm nur, zu seinem Schutz. Als er dann Mitglied wurde im Inner Circel. Er lächelte traurig. Das mit seiner Frau tat mir Leid. Ich lächelte ganz leicht und ihm schien das aufzufallen, denn seine Miene verwandelte sich in eine freundliche. "Was ist mit Schule? Du gehst doch sicher auf eine?" Ich zuckte mit den Schultern. "Privatunterricht?" Ich zuckte wieder mit den Schultern. "Hattest du Privatunterricht und bist jetzt auf einer Schule oder warst auf einer Schule und hast jetzt Privatunterricht?" Ich zeigte meinen Daumen. Er nickte verstehend und schrieb es sich wieder auf. "Wohnst du derzeit in Los Angeles?" Ich nickte. "Gut. Das soll für heute reichen. Ich freu mich dich in fünf Tagen wiederzusehen." Er stand auf und ging. Endlich war es vorbei. Ich wartete darauf, dass Alec zurückkam. "Wie Wars?" Fragte er mich direkt. Ich zuckte mit den Schultern. "Mijos Vater." Er sah mich überrascht an. Ob es nun daran lag, dass ich gesprochen habe und sich meine Stimme sehr schwach anhört oder dass mein Psycho-Dok der Vater von Mijo war. Ich schloss die Augen. Mein Rücken schmerzte. Ich verzog mein Gesicht. "Ich hol eine Ärztin." Die Schmerzen verschlimmerten sich und ich spürte eine warme Flüssigkeit hinunter fließen. Die Tür öffnete sich erneut, aber ich bekam nichts mit. Die Dunkelheit zog an mir und langsam gab ich mir ihr hin bis ich komplett das Bewusstsein verloren habe.

Alec Pov.:

Sie verzog ihr Gesicht und ich war schon auf dem Weg zu einer Ärztin. Als diese mit mir kam und wir wieder bei Faith waren, hatte sich die Situation verschlechtert. Man sah Blut unter ihrem Rücken, was schnell mehr wurde. Es kamen noch mehr Ärzte dazu und Faith verlor ihr Bewusstsein. Ich wurde raus gescheucht und rief erstmal Mijo an. "Was gibt's Alec?" "Faith. Sie hatte plötzlich Schmerzen und ihr Rücken hat stark geblutet. Sie hat ihr Bewusstsein verloren und ich wurde raus gescheucht." Einige Rufe waren zu hören und schon hatte er aufgelegt.  Nach kurzer Zeit wurde Faith auf einer Trage hinaus gebracht. "Die Wunden an ihrem Rücken haben sich so stark entzündet, dass alles wieder aufgeplatzt ist. Wir werden sie jetzt operieren müssen." Dies sagte man mir. Nach einer Weile kamen die Jungs und ich erklärte ihnen alles. Dann nahm ich mir Mijo zur Seite. "Dein Vater ist der Psychologe von Faith." Er sah überrascht zu mir. "Es ist deine Entscheidung, ob du es ihm erzählen möchtest oder ob du ihn weiterhin unter Schutz stellst. Es wird jedenfalls kein Weg dran vorbeiführen, dass du ihm mal begegnest." Er schien zu überlegen. "Ich werde mit ihm reden und ihm alles erklären. Wann kommt er?" "Alle fünf Tage." "Also in Fünf Tage."

Das Gebrochene Mädchen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt