Als ich langsam wach wurde, konnte ich mir eines spüren. Schmerz. Mein Rücken tat unmenschlich weh. Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Die Jungs waren wieder alle bei mir. "Wie geht's dir?" Ich wollte eigentlich mit den Schultern zucken, aber durch die Schmerzen wäre das wohl nicht sehr angebracht. "Geht." "Deine Wunden auf deinem Rücken hatten sich entzündet und sind aufgeplatzt. Du darfst dich nicht viel bewegen bis die wieder verheilt sind. Brauchst du eine Schmerztablette?" "Nein." Sie sahen mich leicht zweifelnd an. "Na gut. Wir gehen jetzt wieder. Mijo wird hierbleiben. Bis nachher." Die Jungs gingen und Patrick lächelte mich nocheinmal warm an. Ich seufzte als sich die Tür hinter ihnen schloss. "Du hast Schmerzen, also warum nimmst du keine Schmerzmittel?" "Weil es aushaltbar ist. Hast du schon mit deinem Vater gesprochen oder willst du warten bis er wieder her kommt?" "Ich warte." Ich schloss die Augen und atmete tief durch. "Wie lange soll ich hierbleiben?" Ich öffnete meine Augen und sah ihn fragend an. "Einige Zeit. Ein paar Wochen. Eine genaue Zeit konnte keiner nennen." Gequält schloss ich die Augen. "Was ist mit der Gang? Wissen die Bescheid?" "Ja. Sie wünschen alle gute Besserung und hoffen, dass du dich bald meldest. Außerdem sind Jonas und Jake noch immer in unserer Gewalt." Ich nickte leicht. Dann öffnete ich die Augen. "Kannst du mir meinen Laptop besorgen?" "Ich frage Sam. Der kommt in wenigen Stunden und löst mich ab." Ich nickte. "Wenn du dann gehst, kannst du zur Lagerhalle fahren und Bescheid geben, dass ich heute Abend anrufen werde? Per Skype?" Lächelnd nickte er. Die nächste Zeit verbrachten wir eher schweigend. Ich genoss die Ruhe, aber auch die Tatsache, dass Mijo bei mir war. Ich musste unbedingt meine Panikattaken ablegen. Die würden sich als schwierig erweisen in einer Gang voller Jungs. Aber wie? Könnte mir Nick vielleicht helfen? Ich war mir nicht sicher. Am Abend tauchte Sam auf. Mit meinem Laptop. Mijo verabschiedete sich winkend von mir und die Stille kehrte ein. Ich seufzte. "Kannst du mir bitte meinen Laptop geben?" "Ja, warte." Er schloss ihn mir direct an und schon öffnete ich Skype. Mijo müsste schon da sein, also rief ich über Videochat an. Es klingelte. Meine Web Cam war eingerichtet, die der Jungs noch nicht. Man hörte nur aufgeregte Schreie. "Jason! Komm er und stell dieses verfluchte teil ein!" Ich schmunzelte. "Ist das Ding an? Kannst du uns hören, Boss?" Ich lachte als ich ein verkehrt herumes Bild von den Jungs sah. Sie stellten ihre Cam richtig ein lächelten mich alle an. "Schön euch zu sehen, Jungs." Aufgeregte Rufe waren zuhören. Jason, der ganz vorne war, rief den anderen zu, sie sollen die Klappe halten, was mich wieder zum Schmunzeln brachte. Die Jungs musterten mich. Sam setzte sich neben mir. "Du siehst scheiße aus." Kam es von Jason. Viele zogen scharf die Luft ein und Jason wurde ganz bleich im Gesicht. "Ähh...D-das...." Ich lachte einmal herzlich. Sie sahen mich irritiert an. "Das weiß ich, Jason. Aber wie würdest du aussehen, wenn du das Gleiche wie ich hättest durchmachen müssen?" Fordernd und gleichzeitig lächelnd sah ich ihn an. "T-tut mir Leid." Sam neben mir fing nun auch an zu lachen. Wir redeten noch eine ganze Weile. Bis ich ernst wurde. "Ist jemand vom Inner Circel da?" Die Jungs sahen sich um. "Mijo müsste noch da sein. Holt ihn mal jemand?" Kurz darauf tauchte Mijo vor dem Bildschirm auf und lächelte kurz. "Was gibt's?" "Ich möchte ihn sehen." Sein Gesicht zeigte Zweifel. Ich verabschiedete mich von den Jungs und Mijo ging mit mir also dem Laptop runter in den Keller. Sam neben mir schien Das ebenfalls nicht zu gefallen. "Bist du dir sicher Faith?" Ich nickte. Ich musste ihn jetzt sehen. Ich will sehen, wie er leidet. Er öffnete die schwere Tür. Noch sah ich nur seinen Oberkörper. Dann aber drehte er den Laptop langsam um und dann sah ich ihn. "Stell mich bitte auf einen kleinen Tisch genau ihn gegenüber. Dann kannst du gehen." Er gab ein okay von sich und tat, was ich sagte. Dann verließ er den Raum. Jake saß gefesselt auf einem Stuhl mit einer kleinen Platz wunde am Kopf. Weitere Verletzungen konnte ich nicht erkennen. Als ich ihn sah, zog sich mein Herz zusammen. Wut stieg in mir auf. Hass. Deutlicher Hass. Wegen diesem Jungen musste ich durch die Hölle gehen. Musste ich noch. Plötzlich öffnete er seine Augen und sah sich um. Bis er den leuchtenden Laptop sah. Bis er mich sah. Seine Gefühlsregung konnte ich nicht beschreiben. "Du lebst." Seine Stimme klang gedämpft. "Anscheinend." Meine Stimme blieb ruhig. Ich sah kurz zu Sam. Ich sah sein Gesicht. Hass. "Kannst du mich kurz allein lassen?" Er sah zu mir. Ich hatte Sam nie wütend erlebt. Aber in dem Moment machte er mir Angst. Er war mir nicht mal sehr nach, doch dennoch spürte ich die Panik, genauso wie er es tat. Sein Blick besänftigte sich sofort und Reue voll sah er mich an. Mein Herschlag beruhigte sich. "Tut mir Leid. Ich lass dich kurz allein." Er ging. Ich atmete kurz ein und wieder aus. "Was war das?" Jake, den hatte ich schon wieder vergessen. "Eine Panikattake." Verwundert sah er mich an. "Ich bekomme Panikattaken, wenn sich ein Junge zu sehr nähert." "Jonas seine Schuld, oder?" In meinen Augen flackerte etwas. Angst. Er lächelte mich süffisant an. "Du hast Angst vor ihm." Ich nickte. "Eigentlich brauche ich das jetzt garnicht mehr zu haben. Schließlich wird er so gut wie tot sein, wenn ich hier raus bin. Genau wie du. Leider versteht mein Körper das nicht." Ich sprach offen mit ihm. Warum nicht? Ich versuchte ihn zu verstehen. "Dazu fehlt dir der Mumm." Ich lächelte. "Etwa so, wie dir der Mumm gefehlt hat, mich zu töten? Du hattest mehr als genug Gelegenheiten dafür. Angefangen vor 10 Jahren." Kurz flackerte etwas in seinen Augen auf, doch ich konnte es nicht identifizieren. "Du hattest nichts damit Zutun." Seine Stimme erklang leise. Wut stieg in mir auf. "So wie meine Mutter. Dennoch hast du sie vor meinen Augen umgebracht. Und dennoch hast du mich Jahre danach fast tot geprügelt. Dann hast du mich verraten und entführt. Du warst stolz darauf mich gebrochen Zuhaben und warum das Ganze? Warum hast mir das angetan? Warum hast du dir die Jahre davor das angetan? Wieso hast du mir so oft geholfen? Bei Dave? Also warum das Ganze?" Schon wieder etwas in seinen Augen. War es etwa Reue? Niemals. "Du musstest von der Bildfläche verschwinden....Für die Gang.." "Lügner! Ich sehe, dass du lügst. Warum hast du mir geholfen? All die Jahre lang?" Trauer zierte sein Gesicht und er versteckte seine Gefühle nicht mehr. "Weil ich mich in dich verliebt hatte."
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Das Gebrochene Mädchen ✔
AzioneFaith Santiago. Faith Iano. Zwei Namen, eine Person. Mit jungen Jahren müsste sie den Tod ihrer geliebten Eltern miterleben. Ein freundlicher Mann half ihr und nahm sie auf. Er trainierte sie und lehrte ihr viele Sachen. Allerdings war er nicht nur...