Kapitel 1

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Ilayda

,,Ilayda, komm endlich runter. Sie sind schon da!" Kam meine Mutter plötzlich in mein Zimmer und herrschte mich an.
,,Bin gleich da." Brummte ich und sprühte mein geliebtes Parfüm drauf. Die kalten Spritzer landeten auf meine Brust und hinterließen einen schönen, weiblichen Duft.
Ich schaute mich noch einmal im Spiegel an. Mein rotes Oberteil, gepaart mit meinen roten Lippen sahen verführerisch aber dennoch süß aus.
,,Komm schon!" Forderte mich meine Mutter auf, damit ich mich beeilte. Sie schloss die Tür und lief hektisch runter.

Wie fast jede Woche kamen die Yenilmez's zu uns. Schon bevor ich und Güney auf die Welt kamen, kannten sich unsere Eltern und waren die besten Freunde überhaupt.
Mit Zehn Jahren musste ich sogar mit denen in den Urlaub. Nichts gegen Tante Meltem und Onkel Cenk, Ich sah die beiden mittlerweile schon als zweite Eltern, doch zu diesem Urlaub musste auch der damals zwölf Jährige Güney mit. Es waren die schlimmsten 14 Tage meines Lebens.
Noch einmal überprüfte ich mein aussehen und lief anschließend runter. Ein windzug drang an mir vorbei, als ich ins große Wohnzimmer lief.
,,Willkommen." Begrüßte ich die vier köpfige Familie lächelnd und lief zuerst auf Onkel Cenk zu.
Ich schloß meine Arme um ihn, da ich wusste, dass er es nicht mochte wenn man ihn auf die Hand küsste, wie es sich eigenlich für unsere Kultur und Tradition gehörte.
Dann lief ich zu Tante Meltem und schlang bei ihr meine Arme nun fester, da ich bei ihr wusste, dass sie sehr kuschelfreudig und lieblich war.
Sofort presste sie ihre Arme fester um mich und ich dachte mein rücken bricht, da sie am sitzen war und ich mich zu ihr bücken musste.
,,Was ist das wieder für eine Schönheit, Ilayda? Mashallah." Murmelte sie und ließ mich mit einem Lächeln los. Ich lachte leise und lief zu Güney.
Als ich vor ihm stand zogen sich meine Augenbrauen automatisch zusammen und ich gab ihm arrogant die Hand.
Wenn kein Erwachsener hier wäre würde ich ihn nicht mal ansatzweise begrüßen.
Güney gab mir die Hand, die ich leicht schüttelte und anschließend los ließ. Unsere Familien stöhnten beide genervt auf und redeten schließlich weiter.
Währenddessen setzte ich mich mit einem gewissen Abstand neben Güney und packte Selinay, die ein jährige Schwester von Güney, die auf dem Boden krabbelte und setzte sie auf meinen Schoß ab.
Ich grinste sie an, weshalb sie es mir unbewusst gleich tat und leicht lachte.
Mein Herz erblühte und ich presste sie an mich.
,,Warte ab, bald adoptiere ich dich. Bald bist du meins." Murmelte ich leise zu ihr.
,,Oder, wir gehen kurz hoch in dein Zimmer und in neun Monaten hast du ein eigenes." Hörte ich die schelmische Stimme vom Güney.
Schockiert sah ich zu Seite und guckte ihn sauer an. Obwohl seine Stimme spielerischer Klang, hatte er wie immer sein pokerface drauf. Nicht mal ein Anzeichen von einem Grinsen war auf seinem Gesicht.
,,Wann bemerkts du, dass ich dich hasse und hörst auf mich an zu sprechen?" Zischte ich und legte meine eine Hand auf Selinays Wange und baute Stress ab, in dem ich mit ihren Runden bäckchen spielte.
Sie lächelte niedlich vor sich hin und strampelte freudig mit ihren kurzen Beinen. Ihre Hand krallte sich wie immer in mein Rotes Oberteil.
Als keine Antwort von Güney kam, schaute ich zu ihm und sah, wie er leicht wütend auf seine ineinander verschränkten Hände schaute.
Ich wandt meinen Blick wieder ab und schaute auf das süße Ding in meinen Armen.
Ich drückte ihr einen fetten Schmatzer auf die Wange und hörte daraufhin ihr freudiges lachen.
Wie konnte ein Wesen so süß sein?
Ich hörte ein schnauben neben mir, ignorierte es aber gekonnte.
,,Und Kinder? Was sagt ihr dazu?" Fragend schaue ich hoch zu den Vieren.
,,Wozu?" Kam es von mir und meine Mutter verdrehte die Augen.
,,Das wir dieses Wochenende einen kurzen trip machen nach Barcelona" Erst freute ich mich, dann wurde mir klar, dass dieses Geschöpf neben mir auch mitkommen würde.
,,Wenn Güney hier bleibt, gerne." Während meine Eltern mich wahnend ansahen, lachten seine Eltern aus tiefstem Herzen.
Daraufhin stand Güney wütend auf und lief aus dem Raum. Ich wusste wo er hinging. Er wollte auf die Terasse, um eine zu rauchen, wie immer wenn er sauer war.
Obwohl ich ihn verabscheute, war er leider einer der einzigen Menschen, die ich so gut wie auswendig kannte.
Ich wusste in jeder Situation, wie er reagieren würde.
Ich bekam schuldgefühle und der Tag, an dem er besoffen war kam mir in den Sinn.

Flashback

Da irgendwelche Viecher unser Haus verflutet haben und jetzt von Insekten Killer, wie ich sie gerne nannte, getötet werden müssen, lebten wir für zwei Tage bei den Yenilmez's. Da ich noch nicht müde war, saß ich im Wohnzimmer von der Familie und schaute netflix.
Als ich plötzlich eine Tür zuknallen hörte, zuckte ich überrascht zusammen. Ich hörte leichtes gepoltere. War das Güney? Ich verdrehte die Augen. Wir hatten uns vorhin hart gestritten. Ständig lief er in mein Gästezimmer und versuchte mit mir zu reden. Da musste ich ihm wieder klar machen, dass ich ihn verabscheute. Daraufhin war er wütend aus dem Haus gegangen.
Ich öffnete die Tür und sah Güney an die Wand gelehnt, wie er sich versuchte irgendwo fest zu halten, um sein Gleichgewicht zu halten. Reflexartig lief ich zu ihm und stützte ihn ab. Schnell wurde mir klar, Was ich gemacht hatte und wollte mich lösen, doch wurde von Güney zurückgezogen.
,,Lass mich los Güney!" Schimpfte ich und versuchte mich zu lösen.
,,Bringst du mich bitte auf das Sofa?" Lallte er betrunken und schaute mich bittend an. Genervt hielt ich ihn an seinem Arm fest und stolperte mit ihm ins Wohnzimmer. Als wir beide auf dem Beigen Sofa saßen, schaute er mich lange an.
,,Was gibt es zu gucken?" Zischte ich ihn an.
,,Ich versuchte nur etwas herauszufinden." Kam es besoffen von ihm und er schaute mich ernst an.
,,Was?!" Herrschte ich automatisch wieder. Meine Mutter sagte mir ständig, dass ich mit ihm nur in der Tonlage sprach.
,,Warum du mich so hasst." Er hörte sich kindlich an, doch sah dabei so männlich aus, dass es irgendwie süß war. Doch nüchtern war er genau das Gegenteil!
,,Wir hassen uns schon seit der Kindheit Güney." Sagte ich genervt und schaute ihn Augenverdrehend an.
,,Ich habe dich nie gehasst Ilayda. Werde ich auch nie." Seine stimmlage hörte sich traurig an. Schnell stand er auf und versuchte im besoffenen Zustand in sein Zimmer zu gelangen.

Flashback Ende

Bis heute wusste ich nicht was es sollte, doch immer wenn ich wieder gemein zu ihm war und er Wütend verschwand, erinnerte ich mich an diese Situation.

Childhood EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt