2. Kapitel

1.1K 51 0
                                    

Das Präsidenten-Büro ist groß. 

Zwei der Wände sind aus Glas und ermöglichen einen weiten Blick auf die Stadt darunter. 

Der rote Teppich führt gegenüber der Tür zu einem großen Schreibtisch. Links davon steht ein etwas kleinerer Tisch, beide sind wieder mit Computer und etc. ausgestattet. 

Etwas weiter rechts befinden sich auch zwei Sofas mit einem Glastisch. Wenn man dort sitzt, sollte man gut durch die Fensterwand runter auf die Stadt blicken können. 

Der Rest des Raumes ist, abgesehen von einer Kaffeemaschine, mit Bücherregalen ausgestattet. 

Vom Drehstuhl hinter dem großen Tisch steht ein junger Mann auf. 

Seine Bewegungen sind elegant, aber voller Kraft. 

Nur beim Aufstehen strahlt er schon Autorität aus. 

Und die grade noch so vorlaute Sekretärin macht sich vom Acker. 

Pff! 

Mut einer Ratte. 

Anscheinend ist sie nur hinter dem Rücken ihres Oberchefs so vorlaut. 

Egal, damit kann ich später noch so einiges an Chaos stiften, wenn rauskommt wie eine der Angestellten über ihren Boss redet. 

Ha, wird das lustig wenn sie erwischt wird. 

Mit solchen Gedanken gehe ich zu Alexander und er nimmt mich in seinen Blick, wie ein Adler seine Beute. 

Normalerweise würde ich jemanden, der mich so offen anstarrt, erst für seinen Mut loben und dann die Augen ausstechen, aber leider muss ich mich zurückhalten. 

Nun wieder vollkommen mit meiner Aufmerksamkeit im hier und jetzt, bleibe ich beim großen Tisch stehen und schaue Alexander in die Augen. 

Und ich muss meinen Kopf ziemlich in den Nacken legen und das, obwohl wir immer noch eine Tischbreite entfernt sind. 

Mit 1,9 ist er einen verdammten Kopf größer als ich. 

Verflucht. 

Und nicht nur seine Größe macht auffallend, sondern auch sein gutes Aussehen. 

Alexander Renald hat dunkle schwarz-braune Haare, die ordentlich nach hinten gekämmt sind. 

Er hat etwas härtere Gesichtszüge, eine gerade Nase, dicke Augenbrauen und wachsame Augen in dunklem Grün. 

Der teuere, Navi-blau, maßgeschneiderter Anzug, den er trägt, betont seinen muskulösen Körperbau. 

Er soll einer der meist begehrtesten Typen sein. 

Extremst gut aussehend, reich, mit sicherem Job und keine Skandalen. 

Jede der an einer Hand abzählbaren Freundinnen, die er hatte, hatten sich im gleichen Sinn und immer ohne Blut vergießen getrennt und selbst danach sollen sie noch gute Freunde sein.   

Nun, da scheint das Internet mal nicht übertrieben zu haben. 

Zumindest bei dem Teil mit dem Aussehen. 

Mal gucken wie viel Grips er im Kopf hat, aber schlussendlich ist es egal, denn er wird auf jeden Fall von mir um den kleinen Finger gewickelt werden.

Mit bösen Hintergedanken und einem freundlichen Zahnpastawerbungs reifen Lächeln stelle ich mich vor: „ Jake Willas, ich bin hier um als Ihr neuer Sekretär anzufangen" 

Auch er scheint mich weiterhin einschätzen zu wollen, was ich gezwungen zu lasse. 

Er setzt sich wieder auf seinen Stuhl, nimmt einen Ordner in die Hand und lehnt sich zurück. 

„Und wer hat dich als qualifiziert genug empfunden, um für mich zu arbeiten?" 

Er schlägt die Mappe genüsslich langsam auf. 

Jemand anderes würde wohl in meiner Situation wenigstens in kaltem Schweiß ausbrechen.

 Aber ich lächle einfach nur. 

So etwas ist in meinen Augen einfach nur traurig langweilig. 

„Die Personen, die das Interview durchgeführt haben, aber die müssten Sie ja besser kennen, als ich, da ich neu hier anfange. 

Außer natürlich Sie kennen Ihre eigenen Angestellten nicht, aber dafür haben Sie ja ab jetzt mich. Also auf gute Zusammenarbeit!"

Alexander wirkt für den Bruchteil einer Sekunde ein wenig verwirrt, was mir gefällt. 

Trotzdem scheint er weiterhin seine Macht vorführen wollen, da er anfängt die Daten in der Akte vorzulesen: 

„Jake Willas, 21 Jahre alt, mit 5 als Genie anerkannt, mit 16 Abschluss an der Highschool und Aufnahme an einer Prestige Uni. 

Wo du bereits nach drei Jahren deinen Abschluss gemacht hast, nach einigen Reisen hast du dich dann hier für die Stelle beworben" 

Das weiß ich bereits alles und eine Wiederholung brauche ich auch nicht. 

Danke. 

Er schließt die Akte mit Schwung und wirft sie auf den Tisch, dann schaut er mich an. 

„Ich habe dich weder als fähig noch als meinen neuen Sekretär anerkannt." 

Mein Lächeln weicht einem eingespielten, etwas wütenden Gesichtsausdruck. 

„Und ich habe mir dich nicht als neuen Boss ausgesucht", gebe ich genauso unhöflich zurück.

 „Aber ich brauche einen Job, mit guter Bezahlung und du einen kompetenten Assistenten und auch wenn ich jünger bin als mein Vorgänger, werde ich meine Arbeit wenigstens genauso gut erledigen, wie er seine und diese Einschüchterungsversuche werden bei mir nichts bringen" 

Je eher er an mir interessiert ist, desto eher wird er sich auf eine Freundschaft einlassen, weshalb ich ihm auch gesagt habe, dass ich seine Machtvorführung auch also solche erkannt habe und weiß diese zu ignorieren. 

Menschen freunden sich nur mit Menschen an, an denen sie interessiert sind. 

Oder die einen bestimmten Nutzen für sie haben und beides werde ich ihm beweisen zu haben.

Alexander lacht leise mit seiner tiefen, melodischen Stimme: 

„ Nun gut." 

Er schaut mir in die Augen. 

„Dann beweise es mir" 

Für eine Sekunde leuchten seine Augen zum ersten Mal, seit ich sein Büro betreten habe, auf. 

Anscheinend hat mein Plan gut funktioniert. 

Ich nicke, weder schnell noch langsam. 

Mit einer Handbewegung deutet er zu dem Tisch an seiner Rechten. „Dein neuer Arbeitsplatz. 

Du bist ab heute für meine Terminplanung verantwortlich, des weiteren wirst du auch wie jeder Angestellter in meiner Firma an den Produkten arbeiten. 

Wenn es Fragen gibt, wende dich an jemand anderes, ich werde sie nicht beantworten."

Ich setze mich auf den Stuhl.

„Und Jake." 

Ziemlich unhöflich der Kerl. 

„Solltest du dich als nutzlos herausstellen, werde ich dich höchstpersönlich hochkant rausschmeißen." 

Glaube mir ich werde dir mehr als nur nützlich sein. 

Ich werde dir sogar in deinen Tod „helfen". 

Ein weiteres bösartiges Lächeln muss ich mir verdrücken. 

Damit fange ich an mir die Daten an meinem Tisch anzusehen.

Assassin's HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt