3. Kapitel

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Den restlichen Tag haben wir nicht miteinander gesprochen.

Um halb sechs haue ich alle Dokumente auf einen Stapel und gehe. 

Ich ziele ja nicht gleich am ersten Tag auf den „Mitarbeiter des Monats"-Preis. 

Und selbst wenn ich interessant erscheinen will, will ich mich nicht mal für einen Job überanstrengen. 

Schnell verlasse ich das Gebäude, gehe zum Parkplatz hinter der Firma, setze mich in den schwarzen Wagen, der unauffällig hinten geparkt ist und starte. 

Ich fahre einige Umwege bis ich vor einer Villa stehen bleibe.  

Nachdem ich das Auto in der Garage neben vielen weiteren teuer aussehenden Karren abgestellt habe, gehe ich ins Innere. 

Ich eile direkt durch die Eingangshalle die große Treppe ins Geschoss darüber, in mein Zimmer am Ende des Ganges. 

Drinnen schmeiß ich mein Jacket einfach auf den Boden, bevor ich zum weißen Schrank neben dem Eingang des Bads laufe.  

Ich greife mir einfach irgendwas zum anziehen, solange ich aus dieser steifen Büro-Kleidung komme. 

Noch nie musste ich solange einen Anzug tragen. Und dann noch einen billigen. 

Ich betrete das Bad, lege meine Kleidung auf eine Ablage, werde den restlichen Teil der Kleidung auch einfach nur auf dem Boden los und stelle mich unter die Dusche. 

Mit dem abfließenden Wasser werde ich auch meine Tarnidentität los. 

Nach einer kurzen Dusche, stelle ich mich mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt vor den großen Spiegel im Bad und fummle die blau gefärbten Kontaktlinsen raus. 

Meine beinah gelben Augen starren mir entgegen. 

Mein nasses, mehr weiß als platinblondes Haar fällt mir in die Stirn, liegt an meinem Hals an und reicht fast bis zu meinen Schultern. 

Ich hätte sie mir eigentlich vorher schneiden und färben lassen sollen, aber ich hatte keinen Lust zu irgendeinem Friseur zu gehen.  

Die starren und reden zu viel. 

Außerdem ist es schon genug, dass ich meine Augenfarbe der Unauffälligkeit wegen verändern muss. 

Zwar lassen meine weißen Haare meine Augen noch unmenschlicher erscheinen, aber ich stehe dazu, wer ich bin und wie ich aussehe. 

Dass ich mich also verändern musste, selbst für einen Job ,bin einfach nicht ich. 

Deshalb habe ich mich schlussendlich nur zu den Kontaktlinsen überreden lassen, damit ich wenigstens hier, bei den Leuten die mich kennen, Ich sein kann. 

Meine großen, leicht nach oben gezogenen Augen, umrundet von langen weißen Wimpern und die darüber liegenden langen, gleichfarbigen Augenbraunen erscheinen zusammen mit meinem kalten Gesichtsausdruck unnahbare und böse. 

Etwas, was ich seit Anbruch meines Auftrags unterdrücken musste. 

Ich ziehe mich an. 

Ja jetzt, fühle ich mich wieder wie ich. 

Von der schwarzen Lederhose mit versteckten Waffenholstern, bis hin zum etwas zu großen ärmellosen Pullover mit weitem Kragen, der nach unten hin etwas zerrissen ist und dem schwarzen Band was nun meinen Hals schmückt. An der rechten Hand streife ich einen einfachen langen fingerlosen Handschuh über und die Linke schmücke ich mit mehreren schwarzen Lederarmbändern. 

Wieder in meinem Zimmer schlüpfe ich in wadenhohe Stiefel, mit vielen Schnallen an den Seiten. 

Anschließen gehe ich zu den Regalen an der gegenüberliegenden Wand und nehme mir zwei längere Messer, die in den Holster an den beiden Seiten meiner Hose landen. 

Assassin's HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt