Ich arbeite jetzt seiner einer guten Woche als „Jake Willas" für Alexander.
Heute an meinem ersten arbeitsreichen Freitag (*würg) scheint mein Ziel aber seltsam abgelenkt zu sein.
Normalerweise würde er um diese Zeit entweder von einem Meeting zum nächsten Rennen, Dokumente durchschauen oder aber, was sehr lustig anzuschauen ist, die unglücklichen Leute anschnauzen, die das Pech haben, die erledigte Arbeit zum Boss hochbringen zu müssen.
Wie sie zittern und den Anschein machen, als ob sie sich gleich in die Hose machen würden, ist wirklich lustig.
Wenigstens einen guten Punkt hat mein „Boss": Er kann Menschen wirklich gut nieder machen.
Heute aber schaut er gefühlt alle fünf Minuten auf sein Handy.
Edward hat gemeint, dass das Ziel eine Freundin hätte, aber irgendwie kann ich mir Alexander nicht wirklich mit Herzaugen vorstellen, wie er wie ein Hund irgendeiner Frau nachrennt.
Aber so intensiv schreibt man entweder nur mit seiner Mutter, Freundin oder Kredithaien. Aber seine Eltern sind tot, und dass Alexander vor diesen Haien wegläuft, kann ich mir noch weniger vorstellen, als mit Herzchenaugen.
Außerdem sollte dieser reiche Arsch genug Geld haben, um es im Vorbeigehen aus dem Fenster zu schmeißen und so ein kleiner Betrag wie der, den diese Haie einem höchsten geben, kann ihm gar nicht auf der Tasche liegen, also bleibt nur die Freundin.
Jetzt wo ich darüber nachdenke, hat mir niemand was über diese erzählt.
Kein Name, kein Alter, nicht einmal das Geschlecht steht wirklich fest. Ist seine „Freundin" überhaupt weiblich? Unter einem vorgetäuschten Husten, lache ich leise.
Ach, dass ist ein Titelblatt wert. Alexander Renald geht mit einem Mann aus. Wobei es mir ja persönlich egal ist, mit wem der Kühlschrank auf zwei Beinen seine Zeit vergeudet. Andere Menschen gehen mir sowieso am Arsch vorbei, egal ob männlich oder weiblich.
Sein Handy vibriert schon wieder.
„Freut mich ja, dass mein Boss anscheinend Freunde hat, aber im Gegensatz zu denen muss ich mich hier auf meine Arbeit konzentrieren, da diese anscheinend ziemlich viel Zeit haben."
Oder aber auch einfach nur arbeitslos sind.Alexander schaut mich etwas seltsam an, dreht sich weg und nimmt aber trotzdem sein Handy vom Tisch. Zwar scheint er es weder auf Flugmodus, noch „arbeitslose/-er Freund-/in" blockieren zu stellen, klingelt es für eine Weile nicht.
Und doch vibriert es, trotz meiner Mahnung, nach kurzer Zeit schon wieder.
Meine rechte Hand ballt sich angepisst zu einer Faust und der Kugelschreiber bricht wegen meines zu festen Griffes in der Mitte durch.
Ich schaue böse zu Alexander rüber. Wegen meines normalerweise nützlichen und sensitiven Gehörs, gehen mir besonders solche unnatürlichen, lauten Töne auf die Nerven.
Beruhigend atme ich aus, lege den zerbrochen Stift zur Seite, gehe rüber zu Alexander und stelle mich direkt vor seinen Tisch.
Dadurch, dass er noch sitzt, bin ich grade größer als er und kann auch ohne meine normale Killer-Aura etwas gefährlich wirken.
Er schaut zu mir hoch: „Was will..." Ich reiße ihm sein Handy aus der Hand und schalte es aus.
„Du kriegst es später wieder!"
Wie im Kindergarten.
Er schaut mich ziemlich doof an und ich ignoriere ihn. Sobald ich an meinem Schreibtisch sitze, knurrt Alexander: „Ich bin dein Boss!"
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Assassin's Heart
Romance„Lich" ist einer der bekanntesten Assassinen. Jeder in der Unterwelt kennt seinen Namen und fürchtet ihn. Doch hinter dem Pseudonym steckt Raven, der beinahe emotionslos ist. Er erhält den Auftrag undercover bei der berühmten Ren-Company einzusteige...