Jetzt sind wir wohl Zwei

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Ohne Patrick vorzuwarnen, griff ich ihn und zog ihn mit. Ich rannte los. Er taumelte hinter mir her, ließ seinen Kaffee dabei fallen. "Was hast du?", fragte er keuchend. Ich ließ ihn nicht los. Nicht nach hinten sehen. Sie verfolgten uns. Antworten tat ich ebenso nicht. Einatmen, ausatmen. Rennen. Einfach rennen. "Manuel!" Patrick war langsamer als ich. Ich blickte zurück. Sie waren uns dicht auf den Fersen. Ich wusste nicht, ob es funktionierte. Ob es eine gute Idee war. Ich brachte Patrick nun noch mehr in Gefahr. Doch vermutlich würden sie ihn erschießen, wenn ich ihn zurück ließe. Also packte ich ihn noch fester, griff während des Laufens zur Fernbedienung und drückte.

Schwarze und weiße Lichtblitze. Schmerz. Doch ich spürte Patricks Arm in meiner Hand. Ich konzentrierte mich, ihn nicht loszulassen. Sonst würde er vielleicht ganz wo anders landen, als ich. Es war schwer, denn meine Hand krampfte. Doch es hörte schneller auf, als gedacht. Wir landeten auf Sand. Wüstensand. Erst als ich sicher war, das wir angekommen waren, ließ ich Patrick los und sah zu ihm. Er war ganz bleich und sah sich Panisch um. "Wo sind wir?" Er stand auf und drehte sich suchend im Kreis. Ich richtete mich ebenso keuchend auf. Gerade noch rechtzeitig, hatte ich uns in Sicherheit gebracht. Ich beobachtete Patrick wortlos, wie er sich umsah. Verzweifelt stützte er sich auf seine Knie ab und übergab sich dann. Angewidert sah ich weg.

"Wo sind wir?" Ich richtete meinen Blick wieder zu ihm. Er sah vollkommen durcheinander aus. Aber wie war es anders zu erwarten. "Jetzt sind wir wohl Zwei." Ich grinste ihn an. "Zwei, was?" Patrick griff sich verzweifelt an den Kopf. "Zwei Typen, mit ganz großen Probleme." Nun sah ich mich auch um und zog mir gleich darauf meine Jacke aus. Patrick schritt auf mich zu. "Was für Probleme? Was geht hier ab?" Auch er zog sich seine Jacke aus. Es war warm. Ich seufzte und zeigte ihm die Fernbedienung. Er wollte sie in die Hand nehmen, doch ich zog meine Weg, damit er das Ding bloß nicht berührte. "Was ist das?" "Eine Zeitmaschine, oder sowas. Ich habe die in einer Leiche gefunden. Seitdem werde ich von irgendwelchen komischen Agenten verfolgt, reise durch die Welt und weiß nie, wo ich raus komme. Zuletzt war es Hamburg." Patricks Mund klappte auf. "Bitte was?" "Du hast schon richtig gehört. Entweder, wir bleiben hier und suchen uns etwas, oder ich drücke nochmal." Ich hob meine Hand hoch, wo die Fernbedienung drin war. "Wo, wo sind wir?" Er sah sich nochmal um. "Ich kann das nicht glauben. Du verarscht mich doch." Er stemmte seine Hände in seine Hüften und schaute in die Steppe hinein. "Ich vermute das schöne Down Under." Ich selbst blickte über die weiten von Sand. "Ich begreif das nicht." Er war verwirrter, als ich damals. Ich stellte mich neben ihn und fing an, alles im Detail zu erklären.

Während ich erzählte, gingen wir los. Wir hatten kein Ziel. Weit und breit war keine Zivilisation. "Denkst du, die suchen mich, wenn ich zurück nach Hause gehe?" Patrick sah mich frustriert an. Er wollte auch nur nach Hause. So wie ich. "Ich weiß es nicht." Traurig sah ich zu Boden. Ich hatte einen fremden in die Scheiße geritten. "Tut mir echt leid. Ich wollte dich da nicht mit reinziehen." Es war das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, dass mir etwas wirklich leid tat. "Schon gut. Jetzt bist du nicht mehr allein mit deinen Problem. Jetzt sind wir Zwei." Er stupste mich grinsend mit dem Ellenbogen an.

Das Leben von Manuel /Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt