Die Trommel drehte sich. Ich schlürfte an meinem heißen Kaffee. Es tat gut. Meine Jacke, meine wechselkleidung und alles, was ich ausziehen konnte, war in der Waschmaschine gelandet. Wir hatten uns einen Kaffee geholt und sind dann sofort in den Waschsalon gegangen. Nun saßen der Mann und ich nebeneinander, schlürften unsere Getränke und beobachteten die Maschine, wie sie sich drehte und meine Kleidung hin und her warf mit all dem Schaum. Ich freute mich auf saubere Kleidung. Ich war selten Waschen, da Geld für Essen wichtiger war. Zuletzt war ich waschen, als ich das Geld für das Handy bekommen hatte.
"Ich bin übrigens Patrick." Der Mann streckte mir die Hand zu. Reichlich spät für eine Vorstellungsrunde. Ich musterte seine Hand, nahm sie dann aber kurz in meine, schüttelte einmal und ließ sie wieder los. "Manuel." "Bist du neu in der Stadt? Normalweise kenne ich alle Obdachlosen hier. Man sieht sie ja jeden Tag. Also fast." Ich musterte seine Seite. Er wackelte mit dem Bein, weswegen sein ganzer Körper sich bewegte. Halt doch bitte still, dachte ich. "Kann man so sagen", antwortete ich dann ruhig. Sein zappeln ignorierte ich. "Wo kommst du denn her?", wollte er wissen. Ich starrte zurück zu meiner Wäsche. "Weiter weg." Patrick seufzte. "Ah, okay. Und, wo gehst du jetzt hin? Kennst du dich aus? Ich kann dir gerne paar Anlaufstellen für Obdachlose zeigen..." Ich unterbrach ihn. "Nein danke. Ich komm gut allein zurecht." Patricks lächeln verschwand. "Ich dachte nur, weil der Winter kommt und... Vielleicht willst du auch mal Duschen oder so." Ich warf Patrick nun einen Blick zu, der ihn hätte töten können. Ich wusste, dass ich nicht der Sauberste war. Aber wie auch? "Ich gehe in keine Einrichtung." Böse sah ich wieder nach vorne. "Ich habe dich mit Kaffee überschüttet. Vielleicht kann ich dir auch eine Dusche anbieten? Bei mir?" Wieder sah ich zu Patrick, der mich anstrahlte. "Und du würdest einfach so ein Typ mit zu dir nehmen, der dich womöglich bestehlen würde?" Ich grinste gehässig. Doch Patrick blieb ganz locker. "Als ob du mich bestehlen würdest, wenn ich dir eine warme Dusche anbiete und vielleicht noch eine warme Mahlzeit." Da hatte er recht. Ich war vielleicht unfair und klaute gerne, doch bei so einer Hilfe, würde ich es sein lassen. "Na gut." Ich gab nach. Ich sagte zu, eine Wohnung zu betreten.
Also stopfte ich meine fertige, noch nasse Wäsche, in meinen Rucksack und folgte Patrick durch Hamburg, bis zu seiner Wohnung. Die Wäsche sollte ich bei ihm zum trocknen Aufhängen. Das würde locker zwei Tage dauern. Ich wollte eigentlich wieder weg. Irgendwann musste mich die Fernbedienung, die Maschine, doch wieder zurück nach New York bringen. Ich liebte diese Stadt viel zu sehr, um sie hinter mir zu lassen und mein Leben lang von Ort zu Ort zu gehen. Mich zu teleportieren. "Da sind wir." Patrick holte einen Schlüssel heraus und machte eine Holztür auf, wo direkt eine steile Treppe nach oben führte. "Komm." Ich folgte ihm die Treppe rauf, bis in den zweiten Stock. Dort machte er dann seine Wohnungstür auf. "Wenn du willst mache ich was zu essen, solange du im Bad bist. Lass dir ruhig Zeit. Ehm, und ich habe, glaube ich, sogar noch einen neuen Rasierer." Patrick lächelte mich an, während er sich die Schuhe auszog. Ich blieb einfach stehen. Ich hatte nicht vor meine Sachen im Flur stehen zu lassen. Die würde ich mit ins Badezimmer nehmen. Nicht, dass er auch einer von den Men in Black war. Nur in Undercover. "Wo ist das Bad?" Patrick deutete auf die Tür. "Warte, ich lege dir noch Handtücher, eine frische Zahnbürste und den Rasierer raus." Er ging vor. Ich folgte ihm. "Meine Wäsche?", fragte ich noch. Patrick stoppte sein Suchen im Schrank. "Augenblick." Er war richtig hektisch. Er lief wieder in den Flur und kam mit einem Wäscheständer wieder. "Hier." Er stellte ihn vor mir auf. "Ok." Ich sah zu Patrick. "Ja ich, ehm. Handtücher liegen da und die Zahnbürste. Der Rasierer, warte." Er drehte sich um und öffnete einen weiteren Schrank. "Da ist er ja." Er holte einen verpackten Handrasierer raus. "Dann, lass dir ruhig Zeit. So viel du brauchst." Er lächelte und ging dann aus dem Badezimmer. Nett von ihm, mir das alles zu Verfügung zu stellen. Einen fremden Penner, den er mit Kaffee übergossen hatte.
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Das Leben von Manuel /Kürbistumor
FanfikceErstaunlich, dass eine kleine Entscheidung schon so viel bewirkt. Sei es, welchen Platz man im Bus einnimmt oder in welchen Laden man geht. Jede noch so kleine Entscheidung kann das eigene und auch das Leben von anderen beeinflussen. Positiv oder au...