Hollywood Sign

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Wir gingen weg vom Pier, nachdem wir uns noch Süßigkeiten gekauft hatten. Wir liefen den Ocean Front Walk entlang und naschten. Ich fühlte mich viel Wohler hier in Amerika, als in den anderen Ländern. Ich wusste nicht wieso ich mich sicherer fühlte, obwohl ich doch eigentlich nirgends sicher war. "Gibt es hier ein Motel in der Nähe, wo wir schlafen können?", fragte Patrick schmatzend. Er kaute auf einem großen Kaubonbon rum. "Kannst du dich nicht mit einer Gosse zufrieden geben?", grinste ich ihn an. "Nein. Ich hätte schon gerne ein Bett." Ich verdrehte die Augen. Hier in der Nähe war alles viel zu teuer. "Kennst du ein Motel?", fragte ich dennoch. Ich wollte ihn nicht sofort enttäuschen, dass er auf dem Boden schlafen müsste. "Nein. Ich hatte eine Airbnb Wohnung." "Was auch immer das ist. Aber wir können auch hier am Strand schlafen. Wir kaufen uns jeder ein Handtuch und fertig." Ich war eigentlich ziemlich glücklich über meine Idee. Aber selbst das wollte Patrick nicht. "Und was schlägst du besseres vor?" Launisch stopfte ich meine Hände in meine Hosentaschen. "Ein Motel." Er sah mich lächelnd an, als wäre er davon überzeugt, dass wir eins finden würden. Genervt stöhnte ich auf. "Das ist mir zu teuer. Seh ich aus, als hätte ich zu viel Geld übrig?" Ich deutete auf meine löchrige Kleidung, die voller Dreck war. Patricks Mund zog sich zu einem geraden Strich. "Aber am Strand kann man bestohlen werden." Patrick blieb stehen, woraufhin ihm ein Mann in den Rücken lief, der ihn direkt Beschimpfte. Ich lachte mir ins Fäustchen, als Patrick sich entschuldigte, aber dennoch als "Son of a bitch", bezeichnet wurde. Er wirkte vollkommen überfordert mit der Situation. Schlecht für ihn, amüsant für mich.

Wir schlenderten tiefer in die Stadt hinein. Irgendwann würden wir schon an ein Motel vorbeikommen. Er hatte gesagt, er würde mir das Geld wiedergeben. Falls ich so viel hatte, dass wir eine Nacht bleiben konnten. Und zwar beide. Und tatsächlich fanden wir ein Hostel, nähe des Marina del Rey, was bezahlbar war. Es war das billigste, was wir finden konnten. Dennoch teuer. Ganze 65,79 Dollar pro Person. Somit war ich danach fast pleite. Doch wir hatten ein Badezimmer, ein Bett, welches wir uns wohl teilen mussten und unsere Ruhe. Wir brauchten keine Angst haben, dass jemand uns beklaute oder die Men in Black plötzlich vor uns standen.

Wir duschten beide und  warfen uns danach, nur in Unterwäsche, in das Bett. Rücken an Rücken, soweit weg voneinander wie es nur ging, lagen wir also in dem Doppelbett. "Gute Nacht", murmelte er mir zu, als ich schon am Dämmern war. Ich lächelte, antwortete aber nicht.

Am nächsten Morgen machten wir uns langsam frisch. Wir wollten, wenn wir schon mal hier waren, zum Hollywood Sign. Oder besser gesagt, ich. Wir fuhren also mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln so weit wie es ging, besorgten uns noch große Wasserflaschen und was zu Essen. Den Rest gingen wir zu Fuß. Wir wussten selbst nicht, ob man das durfte, so weit nach oben zu gehen. Patrick hatte Angst. Doch als wir beim Mount Lee ankamen, machten wir eine verschnaufpause. Hier standen noch zwei Männer und machten Fotos. Man durfte also hier hin. "Sorge umsonst, was?", fragte ich keuchend. Patrick stützte sich schnaufend auf seine Knie ab. Es war schon Mittag, vielleicht sogar Nachmittag. Die Sonne stand direkt über uns. "Wie gerne ich mal das "H" berühren würde." Ich lächelte zu den Buchstaben. "Das kannst du vergessen. Das ist streng gesichert." Patrick kam zu mir und blickte mit zu den Buchstaben, die so weit und doch so nah waren. "Wenn wir erwischt werden, drücke ich einfach einen Knopf und weg sind wir", grinste ich. "Ne Manuel. Lass es." Er konnte so ein spießer sein. Doch ich sagte nichts, sondern sah einfach weiter zum Hollywood Sign.

Das Leben von Manuel /Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt