Brainstorming

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Ich wusste nicht genau, wo ich gelandet war. Ich setzte mich ins Bushaus. Das Auto fuhr gerade vorbei, welches mich eben noch erfasst hatte. Der Fahrer war gerettet. Er musste kein Trauma durchmachen. Ich war gerettet. Die ganzen Leute waren gerettet. Die Fernbedienung hatte ein Vorteil. Was wäre, wenn ich sie doch behielt und so weiter lebte, wie zuvor? Wenn Patrick mit mir käme. Ich lächelte. Ihn dabei zu haben war schön. Mit ihm die Welt sehen, wäre wunderschön. Ich schloss meine Augen. Er saß bestimmt gerade auf dem Sofa und dachte, ich würde nie wieder kommen. Bestimmt weinte er. Vielleicht sah er aus dem Fenster und wartete darauf, dass ich vor seinem Haus auftauchte. Doch ich wusste nicht, wo ich war. Wenn ich auf den Knopf drückte, würde ich vermutlich wieder bei der Alster aufkommen. Hoffentlich nicht wieder in der Alster.

Ich drückte den Knopf und landete vor dem Rathaus. Schnell richtete ich mich auf und ging zur Patricks Wohnung. Dort stand ich erstmal auf der Straße und blickte hoch. War er wütend auf mich, dass ich einfach gegangen war? Mit angesammelten Mut, ging ich zur Tür und klingelte.

Patrick stand dort und als er mich sah, kam er auf mich zu. Er riss mich fast um, als er um meinen Hals fiel. Diese Berührung hatte ich nicht erwartet. Patrick schnaufte gegen meinen Hals. Zaghaft legte ich meine Arme um seinen Körper. Vermutlich brauchte er das jetzt. Und das von mir.

"Es tut mir leid, ich brauchte nur kurz einen freien Kopf", murmelte ich ihm zu. Er schnaubte nur, drückte mich etwas fester und ließ mich schließlich los. "Kann ich verstehen." Patricks Augen waren glasig und rot. Er hatte geweint. Ich zwang mich zu einem Lächeln und ging an ihm vorbei, in seine Wohnung hinein. "Ich habe nachgedacht", fing ich an zu erzählen, während ich die Jacke auszog. Patrick nahm sie mir ab und hing sie auf die Garderobe. "Worüber?" Ich kniete mich hin und zog die Schuhe aus. "Es gibt verschiedene Optionen." Ich blickte zu ihm hoch. Ein Schauder fuhr mir über den Rücken. "Ehm". Ich starrte für einen kurzen Augenblick zwischen seine Beine. Auf die Hose, die sich leicht wölbte. "Also." Beschämt richtete ich mich auf. Patrick verschränkte die Arme. "Komm zum Punkt." Ich fühlte mich Unbehagen. Schnell drehte ich mich um und ging zum Wohnzimmer. Er hinter mir her. "Entweder, ich bleibe hier. Verschrotte die Fernbedienung hier und komme nie wieder zurück nach New York. Habe dafür aber ein vielleicht neues Leben. Oder ich gehe alleine zurück nach New York, lebe dort mein Leben wie zuvor, verschrotte da die Fernbedienung und wir sehen uns nie wieder. Oder du kommst mit mir nach New York und wir leben da, wie ich früher. Zusammen. Oder, wir gehen auf Risiko, bleiben hier aber mit der Fernbedienung. Aber das heißt wiederrum, das die FBI Lappen uns finden und herkommen werden. Also würde diese Option heißen, das wir beide für den Rest unseres Lebens von Ort zu Ort reisen. Und du wärst Obdachlos. So wie ich."

Wir saßen auf der Couch und sahen uns an. Patrick hatte seine Ellenbogen auf den Knien abgestützt und seine Hände vor den Mund gefaltet. Er überlegte. Er überlegte lange, bis er schließlich seufzte. "Was willst du am liebsten?", fragte er dann nuschelnd. "Ganz ehrlich? Ich will zurück nach New York. Am liebsten mit dir." Patrick sah mich an und lächelte. Ich hoffte nur, er machte sich keine falschen Hoffnungen. "Und was willst du?", fragte ich noch. Sein Lächeln verschwand und er runzelte überlegend die Stirn. Sein Blick ging in den Raum hinein. Ich ließ ihm Zeit, die verschiedensten Möglichkeiten in seinen Pro und Contras abzuwiegen. Die Zeit brauchte ich schließlich auch.

Das Leben von Manuel /Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt