Betteln oder stehlen?

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Ich hatte eine ruhige Ecke gefunden. Das es möglich war, sowas hier zu finden. Ich mochte diese Stadt nicht. Ich hatte nicht mal Geld, was ich hier benutzen konnte, um mir was zu Essen zu kaufen. Oder was zu trinken. Betteln oder stehlen. Morgen erst. Ich setzte mich auf den blanken Boden und lehnte mich an die Hauswand. Vermutlich hatten hier schon was weiß ich wie viele Menschen hingepisst. Oder auch Straßenhunde. Ich schloss die Augen. Ich hasste mein Leben. Ich dachte wirklich, dass diese Fernbedienung mir helfen könnte. Doch sie hetzte mir die Agenten auf den Hals und brachte mich in so eine beschissene Lage.

Automatisch nahm ich sie wieder aus meiner Tasche und betrachtete sie. Gab es nicht einen Knopf, der mich zurück in die Staaten brachte? Einfach wieder nach Hause. Die "24h" vielleicht. 24h in die Vergangenheit reisen. Ich runzelte die Stirn. Riskant. Sehr Riskant. Ich schloss das Ding in meine Hände. Ich wollte doch nur nach New York zurück. Dann würde ich die Fernbedienung vernichten. Ich wollte mein altes Leben zurück. Doch vermutlich würde ich es nie wieder zurück bekommen.

Ich schlief lange, denn als ich die Augen aufschlug, war es dunkel. Aber noch lange nicht so dunkel wie in Europa. Eher wie New York. Ich richtete mich auf und streckte mich, kontrollierte, ob mein ganzes Hab und Gut noch bei mir war. Bestanden. Dann rieb ich mir über mein Gesicht. Hunger. Betteln oder stehlen? Doch die Fernbedienung wollte ich nicht benutzen. Ich war besorgt, dass mich auch hier die Anzugträger fanden. Wer weiß, wo überall auf der Welt nach der Fernbedienung gesucht wurde. Schnell pinkelte ich noch gegen die Mülltonne und ging dann auf die Suche, nach was zu Essen.

Ich fand einen Kiosk. Die Glocke an der Tür kündigte mein Eintreten an. Verdammt. Die Frau an der Kasse sah mich sofort an und legte einen Karton zur Seite, den sie gerade ausgepackt hatte. "Wǎn shàng hǎo." Ich wusste nicht, was sie von mir wollte. Zähneknirschend sah ich mich um. Wieso gab es in einem Kiosk Reis? Mehr Klischee ging es wohl nicht. Ich begutachtete den Kühlschrank mit den Getränken und nahm eine Cola raus. Diese klemmte ich mir unter dem Arm. Die Frau an der Kasse lächelte mich weiterhin an, als ich  einen kurzen Blick zu ihr warf. Mit der Ollen im Nacken würde ich nie etwas stehlen können. Nur mit Hilfe der Fernbedienung. Ich seufzte. Vielleicht sollte ich vorher fragen, ob sie Dollar annimmt. Falls sie meine Sprache spricht. Ich nahm mir noch etwas Gebäck und ging dann zur Kasse. "Wǒ kěyǐ bāng nǐ ma?" Wieder sprach die Frau Chinesisch mit mir. Ich legte meinen Einkauf auf die Kasse. Sofort kassierte sie ab. Schweigend beobachtete ich, wie sie die beiden Teile scannte. Dann nannte sie mir den Preis. Vorsorglich griff ich um meine Fernbedienung. "Sorry, sprechen sie vielleicht meine Sprache?", fragte ich vorsichtig. Sie nickte. "Ein wenig." Sie sprach gebrochen, mit starkem Akzent. Ich verstand sie schlecht. "Ich habe nur Dollar, kann man damit bezahlen?" Die Frau runzelte die Stirn. "Dollar kann man wechseln bei Bank in unsere Dollar." Sie lächelte. "Ich kann nicht zur Bank. Geht das auch so? Ich gebe ihn etwas mehr. Bitte." Ich kramte mein Geld aus meinen Rucksack. Die Frau beobachtete mich. "Nehmen sie." Ich schob ihr Zehn Dollar auf den Tisch. "Schönen Abend Ihnen." Sie nahm den Schein und lächelte. "Danke Ihnen." Ich nahm meinen Einkauf und ging. Doch bevor ich den Laden verließ, blieb ich nochmal stehen. Ein Schulterblick. Die Frau hatte mir den Rücken zugedreht. Also griff ich schnell nach einem Schokoriegel, machte die Tür auf und ging. "Warten Sie!" Die Frau hatte es doch gesehen. So schnell ich konnte, lief ich los und verschwand in der Masse der Menschen.

Das Leben von Manuel /Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt