Es war Sommer. Patrick hatte einen Job in einem Laden angenommen, wo er hinter einem Tresen stand und Spielzeug verkaufte. Ich fand nichts, da ich einen leeren Lebenslauf hatte und keine Berufserfahrung. Patrick meinte, ich sollte lieber die Schule nachholen. Das würde mehr bringen, als Ewig einen Job zu suchen und nur absagen zu erhalten, die einen dann nur runterziehen.
Ich ging gerade durch den Flur, zur Küche, am Badezimmer vorbei. Patrick hatte die Tür, wie so oft, offen gelassen und kniete vor der Badewanne. Sein Haar schäumte er sich gerade mit Schampoo ein. Grinsend stellte ich mich hinter ihn, holte aus und klatschte mit der Handfläche fest auf seinen Hintern. "Ah!", schrie er auf. Ich lachte. "Mach das lieber, wenn wir im Bett sind", sagte Patrick trocken. Dabei hob er seinen Kopf an. Das Wasser-Schaum- Gemisch floss ihm die Stirn herunter. "Gerne", raunte ich und legte meine Hand an seinen Rücken. "Später." Somit ging ich grinsend davon und ließ Patrick zurück, der mir grinsend hinterher sah.
Ich nahm mir etwas Eis aus dem Eisfach und füllte es in ein Glas, welches ich danach mit Cola füllte. Sofort nippte ich am kühlen Getränk und spürte, wie mir die Flüssigkeit den Rachen hinunterlief. Lächelnd ging ich zum Fenster und blickte auf die Straße raus. Ich bemerkte ein Taxi, was gerade hielt. Eines der tausend Taxen in dieser Stadt. Aber aus diesem stiegen zwei Gestalten, die ich eine Ewigkeit schon nicht mehr gesehen hatten. Meine Hand verkrampfte sich. Schnell wich ich vom Fenster zurück, als die zwei Männer in Schwarz zu mir hoch sahen. "Fuck." Mit schnellen Schritten, lief ich zurück ins Badezimmer. Patrick wickelte sich gerade ein Handtuch um den Kopf. "Die Men in Black." Ängstlich starrte ich Patrick an. Er Begriff sofort und riss die Augen auf. "Hier?" Ich nickte. "Was?" Schnell rubbelte er sich sein Haar trocken. "Die sind gerade mit einem Taxi gekommen." Ich stellte mein Glas auf die Kommode ab. "Wir müssen hier weg, Patrick." Ich zog die oberste Schublade auf, wühlte unter die ganzen Unterhosen und Socken und fand schließlich die kleine Schachtel, wo die Fernbedienung drin lag. "Zieh dir Schuhe an!" Patrick schlüpfte an mir vorbei und warf mir gleich daraufhin meine Schuhe zu. Wir beide schlüpften in sie hinein. Patrick kontrollierte noch, ob die Haustür zwei Mal abgeschlossen war und stellte vorsichtshalber noch einen Stuhl unter. Dann griff er an mein Handgelenk. "Wohin?", fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. "Weg." Ich stopfte mir noch mein Portmonee in die Hose, welches auf der Kommode lag. Erst dann drückte ich den Knopf, der uns wegbrachte.
Wir landeten auf erdigen Boden. Patrick hustete, da er auf dem Bauch gelandet war. Ich landete auf seinem Bein. Er zischte leicht auf, weswegen ich schnell von ihm runter ging. Dann ging mein Blick hoch. Wir saßen auf dem Boden, auf dem Parkplatz einer Tankstelle, mitten im nirgendwo. "Wo zum Teufel sind wir?", fragte ich. Die Autos, die auf der Straße fuhren, sahen aus, als wären sie aus längst vergangenen Zeiten. Kaputt, rostig. Wie vom Amerikanischen Land. "Servicio las 24 horas", murmelte Patrick. "Was?" Verwirrt sah ich ihn an. Er rappelte sich gerade auf und klopfte sich den Dreck ab. "Steht da." Er zeigte auf die Tafel, wo die Preise für den Sprit angegeben waren. Diesel. 30,90. Ich stand auf. Neben der roten Tafel waren kleine Palmen. "Spanien?", fragte ich Patrick. Er rümpfte die Nase. "Das ist Spanisch, ja." "Die Tankstelle hat sogar einen Laden. Lass fragen." Die Hitze brannte von oben herab. Nicht nur fragen wollte ich, sondern auch einen kühleren Ort. "Okay." Schulterzuckend ging Patrick voran, öffnete die Tür zum kleinen Laden und wir traten ein. Eine kleine Glocke erklang. Ebenso das Geräusch einer Klimaanlage.
Hinter der Kasse stand eine Frau, um die Vierzig rum. "Hola", begrüßte sie uns. Ich nickte freundlich. Patrick hingegen, ging zu ihr und fragte sie auf Spanisch etwas. Verwundert blickte ich ihn an. Er hatte mir mal erzählt, dass er Verwandtschaft in Spanien hatte. Aber das er die Sprache so gut beherrschte, das wusste ich nicht. Und verstehen tat ich sowieso nichts. Erst, als Patrick sich zu mir umdrehte und wieder Deutsch sprach, wusste ich, worüber sie sich unterhalten hatten. "Wir sind nicht in Spanien, sondern in Guatemala. Die Stadt hier heißt Sanarate und wir sind an einer Umgehungsstraße." Ich nickte. "Willst du irgendwo hin?", fragte ich ihn. Zusammen verließen wir den Laden der kleinen ranzigen Tankstelle wieder. "Eigentlich würde ich nur gern wieder nach New York. Diese scheiß Fernbedienung muss weg. Bestimmt haben die bei uns eingebrochen." Er rieb sich mit der flachen Hand über sein Gesicht. Ich schaute auf die kleine Fernbedienung, die in meiner Hand lag. "Du hast recht." Meine Stimme klang plötzlich so fremd. Patrick legte seinen Arm um mich. "Reisen können wir auch mit Geld, Manu. Lass und zurück nach New York und sie zerstören. Zertreten, was weiß ich." Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf. "Du hast recht", sagte ich wieder nur, schob die Tastatur raus und tippte unsere Heimat ein. "Patrick? Du weißt aber, dass wir dann in New York festsitzen und nicht mal eben kurz auf die Malediven können." Ich sah ihn an. Er schnaufte belustigt auf. "Das ist mir egal. Hauptsache, wir sind sicher und werden nicht schon wieder von diesen gestriegelten Männern gejagt." Ich nickte wieder nur. "Also gut." Patrick griff an meinen Oberarm. "Auf nach New York."
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Das Leben von Manuel /Kürbistumor
FanfictionErstaunlich, dass eine kleine Entscheidung schon so viel bewirkt. Sei es, welchen Platz man im Bus einnimmt oder in welchen Laden man geht. Jede noch so kleine Entscheidung kann das eigene und auch das Leben von anderen beeinflussen. Positiv oder au...