Kapstadt, Santiago, Chicago, Oslo, Minsk, Berlin, Salvador, Ankara. Dort überall blieb ich immer für circa eine Woche. Von überall schickte ich Patrick eine Postkarte. Selbst, als ich in Japan war. In Neuseeland. Mittlerweile gewöhnte ich mich daran. An die Schmerzen der Reisen. Ich hatte in meinen Portmonee Geld aus fast jedem Land. Ich fand mich zurecht. Den Sonnenbrillen bei Nacht trägern, konnte ich gut entkommen. Nur einmal, dass war in Seattle, hatten sie mich geschnappt. Ich hatte den einen der Beiden ins Gesicht geschlagen, bin losgelaufen und habe auf den Knopf gedrückt. Vermutlich wäre das sonst mein Ende gewesen.
Nun ging das schon ein Jahr so, dass ich von hier nach da reiste. Einmal brachte mich das Ding nach Hamburg. Ich war bei Patrick gewesen. Vor seinem Haus. Ich hatte ihn am Fenster beobachten können. Er hatte mit einem Mann geredet. Als er aus dem Fenster gesehen hatte, raus in die Nacht, hatte er mich gesehen. Da war ich mir sicher. Er hatte meine schemenhafte Gestalt angestarrt. Ich hatte mir meine Kapuze über den Kopf gezogen und bin gegangen. Ob er wusste, dass ich es gewesen bin, wusste ich nicht. Doch ich war froh, als ich ihn sah. Es bedeutete nämlich, dass die FBI-futzis ihn nicht ermordet hatten. Sie ließen ihn in Ruhe, obwohl er von der Fernbedienung wusste. Ich grübelte das ganze Jahr darüber, wieso sie mich verfolgten, die Fernbedienung aber nicht mitnahmen. Wieso hatten sie damals, als der Mann umgebracht wurde, die Fernbedienung nicht mitgenommen? Ich fragte mich es seit dem ersten Tag. Und wieso hatten sie Patrick umgebracht, mich versucht zu treffen, haben gehofft beide erwischt zu haben und sind dann geflüchtet? War das alles nur ein Social experiment? Überlegend blickte ich in mein Getränk. Ich saß in einem Lokal in Alice Springs. Mitten im Australischen Outback. Meine Postkarte für Patrick, vom Mount Connor, lag schon vor mir. "Grüße aus Down Under, dein Manuel" stand auf ihr. Ich strich über die Karte. Wir waren schon mal hier. Irgendwo hier. Im weiten des roten Sands und der vertrockneten Grashalme. Dort, wo Kängurus rumhüpften und Kojoten nach Nahrung suchten.
Ich lächelte. Sein Abenteuer war vorbei. Meins würde wohl oder übel erst enden, wenn ich die Fernbedienung los werde oder sterbe. Sterben wollte ich nicht. Aber ich war süchtig nach der Fernbedienung. Klauen, so viel ich wollte. Sein, wo ich wollte. Wollte ich im nirgendwo sein, um Ruhe zu haben, ging ich in die Mongolei. Wollte ich in einem klaren See baden. Mich unter einem Wasserfall stellen, der aus einer Bergquelle kam, ging ich nach Österreich. Wenn ich das weite nichts sehen wollte, bedeckt von Schnee, dann ging ich nach Island. Selbst die Nordlichter konnte ich betrachten. Gerne hätte ich sie Patrick gezeigt. Ob er sich für mich gefreut hatte, als ich ihm auf der Postkarte geschrieben hatte, dass ich die Nordlichter gesehen hatte und somit ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen ist? "Jetzt kann ich zufrieden sterben" hatte ich geschrieben. Ob er gelächelt hat, als er das gelesen hatte? Ich vermisste meinen Freund.
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Das Leben von Manuel /Kürbistumor
FanfictionErstaunlich, dass eine kleine Entscheidung schon so viel bewirkt. Sei es, welchen Platz man im Bus einnimmt oder in welchen Laden man geht. Jede noch so kleine Entscheidung kann das eigene und auch das Leben von anderen beeinflussen. Positiv oder au...