Taschendieb

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Seit ich die Funktion der kleinen Fernbedienung verstanden hatte, nutzte ich sie regelrecht aus. Ich hielt die Zeit an, um Leute zu bestehlen, um was in guten Restaurants zu essen oder auch, um mal in einem bequemen Bett eines Hotels ein bisschen zu schlafen. Ich war vielleicht dumm, da es gefährlich für mich war. Schließlich war der letzte, der die Fernbedienung hatte, ermordet worden. Und scharf auf eine Kugel im Kopf, war ich nicht. Aber ich war viel zu gierig auf das Geld, welches die Leute bei sich trugen. Gerade die ganzen Anzugträger, mit ihren teuren Handys in der Hand, wie sie telefonierend durch die Straßen liefen und genauso hektisch nach einem Taxi winkten. Ein normales Leben musste schon anstrengend sein. Ich lachte in mich hinein. Wenn sie wüssten. 

Gerade, als ich mal wieder im Central Park saß und mir einen heißen Kaffee genehmigte, setzte sich neben mich ein Mann im Anzug. Ich erstarrte. Mann im Anzug. Sonnenbrille. Men in Black. "Sie haben da was, was uns gehört." Der Mann sah geradeaus. Undercover Unterhaltung. Ich fing an zu zittern. "Reden Sie mit mir?", fragte ich dann und beugte mich leicht vor, um den Mann anzusehen. Keine Angst zeigen, Manuel. "Die Fernbedienung." Er sah mich immer noch nicht an. "Ich bin ein Obdachloser. Ich besitze keinen Fernseher. Wieso sollte ich eine Fernbedienung haben?" Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Ich wollte weg von hier. "Sie wissen, was ich meine." Der Mann stand auch auf. Ich steckte meine Hände in meine Jackentaschen. Meine rechte umschloss die Fernbedienung. "Hören Sie. Ich weiß echt nicht, was Sie von mir wollen." Ich wollte unschuldig wirken. Der Mann zog sich seinen Anzug glatt. "Wenn Sie mir die Fernbedienung nicht geben, wird Ihren liebsten etwas zustoßen. Und zuletzt sind sie dran." Er sprach gedrungen, drohend und einschüchternd. Ich versuchte standfest zu bleiben. Meine Hand umklammerte die Fernbedienung nun noch mehr. Wenn ich jetzt drückte, würde er oder sie, noch viel mehr bescheid wissen, dass ich das Teil hatte. Also drückte ich nicht. "Hören Sie. Ich weiß immer noch nicht was Sie meinen. Und Sie drohen und belästigen mich. Bitte lassen Sie mich in Ruhe, sonst rufe ich die Polizei." Ein Machtwort von einem Obdachlosen Teenager, zu einem FBI Agenten. Oder für welche Organisation er auch immer arbeitete. Was auch immer diese Organisation mit der Fernbedienung wollten. Vielleicht die Weltherrschaft? Ein Land stürzen, während die Zeit stillsteht? 

Der Mann sagte nichts mehr, sondern drehte sich um und ging. So schnell ich konnte, lief ich in die gegengesetzte Richtung. Weg von der Bank, weg von dem Mann, der meinen Tot wollte. Wegen einer Fernbedienung. Ein Gerät mit so viel Macht. Und ich war der Besitzer. Mein Leben war mit ihrem Besitz in Gefahr. Doch was sollte ich tun? Sie wegwerfen? So wie die SIM einfach in den Hudson River werfen? Doch vielleicht finden sie das Ding selbst da. Es verbrennen? Vielleicht ging das gar nicht. Ich blieb stehen und stutze. Wieso hatten sie den Mann umgebracht, aber die Fernbedienung dort gelassen?

Das Leben von Manuel /Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt