Ich saß in Paris und frühstückte. Es war Heiligabend. Ich verbrachte den Tag allein. Es war sicherer, wenn ich nicht zu lange bei Patrick blieb. Zumal er Weihnachten bei seiner Mama verbrachte. Da konnte ich nicht mit.
Silvester würde ich dieses Jahr nach London wollen, in irgendein Pub gehen und mich betrinken. Und mitte Januar war ich mit Patrick verabredet, um in New York den Papierkram zu erledigen. Am ersten Februar bekamen wir dann den Schlüssel. Dann hieß es hin und her zu pendeln. Patricks Kleidung musste mit. Patricks Papiere, sein Computer, seine Bücher, seine Bilder, seine Kuscheldecke. Alles hin und her. Vermutlich würde es anstrengend werden, da die Schmerzen kräftezehrend waren. Aber wir hatten Zeit. Und Patrick würde sich um einen Nachmieter für seine Wohnung kümmern.
Ich fand es immer noch erstaunlich, dass er alles zurück ließ, um mit mir auszuwandern. Ich lächelte. Er musste mich aus vollstem Herzen lieben. Und ich erwiderte es nicht.
Mein Blick ging raus aus dem kleinen Café, in dem ich saß. Dunkle dichte Wolken hingen über der großen Stadt. Ich seufzte. Ich war mit der Fernbedienung so weit gekommen und bald, schon sehr bald, zerstörte ich sie. Nur damit ich in Ruhe ein neues Leben anfangen konnte. Damit die Men in Black mich in Ruhe ließen. Ich trank den letzten schluck Kaffee. Nur damit keiner nach mir, falls sie mich ermorden sollten, in die Situation kam, in der ich seit über einem Jahr steckte.
(...)
Ich blickte lächelnd nach oben. Der Schnee fiel mir ins Gesicht. Die Spitze des Eiffelturms konnte man nur schwach im Schneegestöber erkennen. Ich mochte Paris. Zum zweiten Mal in meinem Leben stand ich nun hier. Einmal im Sommer, wo sich die Paare verliebt geküsst hatten, mit der Kamera in der Hand, um ein Erinnerungsfoto zu haben. Und nun im Winter. Ich fand es im Winter schöner. Ruhiger, sinnlicher. Nicht so viel los. Nicht so viele Touristen. Ich sah mich um. Nur vereinzelte Menschen. Kleine Gruppen, Pärchen oder Familien. Und dann sah ich, in der Ferne, zwei Männer in Anzügen. Ich verdrehte die Augen. Ich war gerade mal einen Tag hier und schon hatten sie mich gefunden. So schnell? Hatten sie zu Weihnachten keine anderen Probleme, als mich zu suchen?
Die Men in Black bemerkten, dass ich sie anstarrte. Und genau dann, setzten sie sich in Bewegung. Direkt auf mich zu. Ich drehte mich um und ging voran. Normalerweise würde ich jetzt in der Menschenmenge verschwinden, um die nächste Ecke gehen und den Knopf drücken. Doch hier war nichts los. Ich beeilte mich, voran zu kommen. Doch die Agenten waren schneller. Ich spürte eine Hand an meiner Schulter, die mich packte und ich somit stehenbleiben musste. "Was wollen Sie?", zischte ich. Die Fernbedienung fest umschlossen. Solange sie mich festhalten, würde ich sie mit an einen neuen Ort ziehen. "Die Maschine." Die Stimme des Mannes war tief und rau. Als würde er seit fünfzig Jahren Kettenraucher sein. "Was für eine Maschine?" Der Mann drehte mich um, sodass ich ihnen ins Gesicht sehen musste. "Du weißt genau, was wir meinen." Er grinste. "Okay, schön. Ich gebe sie euch, wenn ihr mir sagt, warum ihr sie sucht." Ich presste entschlossen die Lippen aufeinander. Mein Herz pochte nervös und laut. Doch ich versuchte meine Angst zu verstecken. "Wir werden dich eh töten, weil du zu viel weißt", sagte der zweite Mann. Töten? Ich schluckte. "Ihr bringt mich um? Warum?" Ich sah zwischen den Beiden hin und her. "Weil du zu viel weißt", wiederholte der große wieder. "Ich weiß gar nichts. Außer, dass ihr damals den Mann umgebracht habt. Wieso habt ihr diese Maschine nicht mitgenommen, sondern bei ihm gelassen, hm? Warum? Warum spielt ihr FBI ekel mit unschuldigen Menschen? Was soll das Ganze? Ist das irgendein Spiel?" Ich wurde wütend. "Bringen wir ihn weg." Der Mann, der mich festhielt, sah bestimmt zu mir. "Ich geh nirgendwo hin mit euch." Ich spuckte ihm ins Gesicht. Angewidert wischte er sich es weg. Und dann, so schnell konnte ich gar nicht schauen, spürte ich eine Faust im Gesicht.
DU LIEST GERADE
Das Leben von Manuel /Kürbistumor
FanfictionErstaunlich, dass eine kleine Entscheidung schon so viel bewirkt. Sei es, welchen Platz man im Bus einnimmt oder in welchen Laden man geht. Jede noch so kleine Entscheidung kann das eigene und auch das Leben von anderen beeinflussen. Positiv oder au...