Die Hitze brannte auf uns herab. "Das ist doch alles ohne Sinn." Müde ließ Patrick sich auf die Knie fallen. "Ich kann nicht mehr." Und dann ließ er sich nach vorne in den Sand fallen. "Wir können wo anders hin." Ich kniete mich neben Patricks Kopf hin. "Und wenn wir wo ankommen, wo es nicht sicher ist? Wo Krieg ist?" Patrick legte seine Stirn auf sein Arm. "Wir müssen wohin, wo wir was zu trinken haben." Ich streckte meine Hand nach seinem Kopf aus. Ich wollte ihn beruhigen. Durch sein Haar fahren. Doch ich zuckte zurück, als er seinen Kopf hob. "Trinken hört sich gut an. Aber du kannst das doch gar nicht kontrollieren, wo wir landen." "Dann probieren wir es solange, bis wir wo sind, wo wir wenigstens paar Tage bleiben können. Wir müssen Zeit schinden, bis ich dich zurück nach Hamburg bringen kann. Ich werde dich da aber nur absetzen, verstanden? Ich bin dann gleich wieder weg. Nicht, dass die dich finden, durch mich." Ich richtete mich wieder auf. Patrick sah mich weiterhin an. "Kommst du?" Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Er lächelte kurz, sprang auf und griff meine Hand. Der Sand kratzte zwischen uns. "Und nicht los lassen." Mit einem letzten kontrollierenden Blick, drückte ich auf die Taste, die uns ins neue Ungewisse brachte.
Während unserer Reise wurden unsere Hände schwitzig. Der Sand, der sich dazwischen befand, reibte alles auf. Es tat weh. Nicht nur die Schmerzen, sondern auch eine beachtliche Übelkeit stieg in mir auf. Stärker als vorher. Und dann schlugen unsere Körper auf den Boden auf. Benommen sah ich mich um und ließ langsam Patricks Hand los. Auch er richtete sich auf. Und als ich erkannte, wo wir waren, lachte ich kurz auf. "Ich bin zurück in Amerika!" Schnell stand ich auf und drehte mich einmal um, um zum Meer zu sehen. "Unglaublich." Ich war überwältigt von dem ewig langen Strand, der sich erstreckte. Von der Abendsonne, die leicht auf dem Wasser glitzerte. "Ich war hier schon mal", sagte Patrick neben mir. Er klopfte sich gerade den Wüstensand aus Australien ab und auch den Sand von Santa Monica. "Warst du?", fragte ich verwundert und klopfte mir auch den rötlichen Sand ab. "Ja, mit ein paar Freunden. Vor paar Jahren." Er legte seine verschränkten Hände an seinen Hinterkopf. "Wie alt bist du?", fragte ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er lachte nur kurz auf. "Alt." "Wie alt?" Ich würde ihn auf vielleicht fünfundzwanzig schätzen. "Was denkst du?", fragte er nur mit einem lächeln auf den Lippen. Ich sah ihn mir nochmal an. "Weiß nicht. Vielleicht fünfundzwanzig?" Er grinste. "Falsch. Aber danke für das Kompliment. Ich bin dreißig." Mir klappte der Mund auf. "So alt?" Patrick lachte auf. "Was heißt alt? Wie Jung bist du, wenn du das als Alt bezeichnest?" Ich richtete meinen Blick zurück zum Wasser. Ich war geschockt darüber, wie alt er war. Er wirkte gar nicht so. "Ich bin achtzehn." Nun war Patrick es, der mich ansah, mit dem selben geschockten Blick, wie ich. "Mit Bart siehst du älter aus, als ich", murmelte er. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. "Wir wollten was trinken", antwortete ich darauf nur. Schon drehte ich mich um und ging über den Sand zur Promenade.
Wir bestellten uns Wasser, Cola und auch was zu Essen. Wir waren ausgetrocknet und durstig. Und hier konnte ich wenigstens mit meinem Geld bezahlen. Patrick hatte nur Euro dabei. Deutsche Währung. Als wir beide Satt waren, beschlossen wir noch den Abend am Santa Monica Pier zu verbringen. Patrick erzählte mir von damals, wo er mit seinen Freunden hier war. Es hörte sich schon an. So ein Urlaub mit Menschen, die man gern hatte. Ich lauschte seinen Erzählungen. Zusammen standen wir am Ende des Piers, dort wo die Route 66 zu Ende war, und blickten auf die schwarzen Wellen, auf die Sonne, die langsam Verschwand. Die Klänge der schreienden Leute auf der Achterbahn, die Möwen, den lachenden Menschen, die glücklich waren, hier zu sein und der Wellen, die unter uns schwappten. Wären wir nicht in so einer beschissenen Situation, hätte es wirklich ein schöner Augenblick sein können.
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Das Leben von Manuel /Kürbistumor
Fiksi PenggemarErstaunlich, dass eine kleine Entscheidung schon so viel bewirkt. Sei es, welchen Platz man im Bus einnimmt oder in welchen Laden man geht. Jede noch so kleine Entscheidung kann das eigene und auch das Leben von anderen beeinflussen. Positiv oder au...