Kapitel 24

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~Pov. Hoseok~
Sanft fuhr ich Yoongi über den Rücken und manchmal auch durchs Haar, auch wenn er es nicht mit bekam, denn dafür war sein Schlaf viel zu fest. Ich war unglaublich überrascht, als er diese Art Nervenzusammenbruch hatte. Ich wusste nicht wieso es dazu kam. Ich sah es als etwas gutes zu erfahren, dass der eigene Vater, der eigentlich unglaublich gewalttätig war, doch nicht so war. Wiederum konnte ich es verstehen, dass er einfach mit der ganzen Situation überfordert war und ihm alles einfach zu viel wurde. Er tat mir unglaublich leid und ich hoffte, dass er sich nach einer Runde schlaf ein wenig besser fühlen würde. Ich konnte nicht schlafen, weil ich letzte Nacht so lange geschlafen hatte. Außerdem wollte ich nicht einschlafen, damit ich sofort handeln konnte, falls Yoongi einen Alptraum hatte oder er wach wurde und wieder weinen müsste. Ich wusste nicht wieso, doch ich hatte ein unglaubliches Verlangen danach ihn vor diesen schlechten Gedanken und Gefühle zu beschützen, auch wenn ich wusste, dass es sehr schwer werden würde. Er musste selber versuchen damit klar zu kommen. Ich konnte ihn dabei unterstützen, er musste aber auch etwas dafür tun. Und ich hoffte, dass dieser Wille noch vorhanden war.

Nachdem wir einige Stunden hier gelegen hatten spürte ich, dass ich langsam mal aufs Klo musste. Ich wollte ihn eigentlich ungerne alleine lassen, doch ich würde nach weniger als fünf Minuten wieder da sein. Langsam versuchte ich mich von Yoongis Griff zu befreien, doch das war gar nicht so einfach, da er wirklich sehr klammerte, was mich etwas schmunzeln ließ. Da meine Blase aber immer mehr drückte musste ich mich von ihm lösen, was nach ein paar weiteren Sekunden auch klappte. Ich stand auf und lief aus unser Zimmer, um in das kleine Bad zu gehen.

Nachdem ich mein Geschäft verrichtet hatte wusch ich mir die Hände und verließ das Bad. Ich wollte wieder in unser Zimmer, als Jin plötzlich in den Flur kam. „Was ist mit Yoongi los?", fragte er. „Ich sag mal so, er hatte einen Nervenzusammenbruch glaube ich." „Oh wow. Geht's ihm besser?", fragte Jin weiter besorgt. „Ich weiß es nicht. Er ist gerade am schlafen und ich hoffe, dass es ihm danach etwas besser geht." „Okay. Was ist eigentlich überhaupt los? Hat es was mit seinem Vater zu tun?" „Ich denke nicht, dass ich darüber reden sollte. Ich glaube er würde es nicht wollen." „Ja, kann ich verstehen. Aber vielleicht wäre es auch besser für ihn, wenn er anfängt es anderen Leuten zu erzählen. Ich merke, dass es keine kleine Sache ist. Vielleicht geht es ihm besser, wenn mehr Leute hinter ihm stehen.", meinte Jin. „Ich werde mal mit ihm reden. Ich sollte jetzt aber auch wieder zu ihm." „Ja ist gut. Es ist schon ziemlich spät, soll ich euch dann später etwas vom Abendessen bringen?" Ich bejahte, bevor ich dann wieder in unser Zimmer ging und die Tür schloss. Als ich zu Yoongi sah zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Yoongi lag im Bett, hatte seine Hände in die Decke gekrallt, er zitterte sehr und trotz fest zugekniffenen Augen liefen ein paar Tränen aus diesen. Schnell lief ich zu ihm, legte mich neben ihn aufs Bett und strich ihm vorsichtig mit einer Hand über den Rücken, wobei er stark zusammenzuckte. „Shh Yoongi, es ist alles gut.", murmelte ich leise, obwohl er gerade schlief und mich vielleicht gar nicht hörte. Vorsichtig versuchte ich seine Hände von der Decke zu lösen, was gar nicht so einfach war, da sie ziemlich verkrampft waren.

Als ich es dann schaffte und sie um mich legte zischte ich auf, als er sich an mich krallte und sich somit seine Nägel, trotz T-shirt, in meine Haut bohrten. Ich umarmte ihn und drückte ihn fest an mich, während ich ihm über den Kopf strich. Immer wieder sagte ich beruhigende Worte, was er anscheinend mit bekam, denn langsam wurden seine verkrampften Hände entspannter und er hörte auf zu zittern. Mit dem Weinen hörte er auch einige Minuten später auf, was mich erleichterte. So lagen wir einige weitere Stunden, bis er langsam seine Augen aufschlug und mich ansah. Seine Augen waren geschwollen und immer noch gerötet, doch es war besser als zuvor. „Wie geht es dir?", fragte ich ihn vorsichtig. Doch er zuckte nur mit dem Schultern und starrte ins Leere. „Was war denn los?" Als er antwortete war seine Stimme sehr heiser und klang kratzig:„Mir wurde einfach alles irgendwie zu viel. Zu wissen, dass mein Vater eigentlich nicht so ist. Und dass all das, was er mir angetan hatte nicht er gewesen ist. Dass ich hätte anders aufwachsen können. Ich wusste nicht damit umzugehen. Und weiß es immer noch nicht." Besorgt sah ich ihn an und fing an ihm durchs Haar zu fahren. „Ich kann mir denken, dass es schwer ist. Und dass es auch für dich viel auf einmal war. Aber versuch es vielleicht positiv zu sehen. Dein Vater ist nicht so, das war nicht er. Er ist sicher nett und liebevoll, wie es ein Vater sein sollte. Er hat dich sicher sehr lieb und hasst sich für all das selber." Der Jüngere zuckte mit den Schultern. „Möchtest du alleine sein? Weil ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich dir helfen könnte.", meinte ich. „Wenn du nur bei mir bist, geht es mir besser. Aber wenn du nicht willst, kannst du auch gehen.", murmelte er. „Nein es ist okay. Ich möchte auch bei dir bleiben und dich trösten, ich weiß aber nicht wie." „Versuch es einfach nicht. Es wird eh nicht klappen. Ich brauch dich einfach nur bei mir, mehr nicht.", sagte er und musste am Ende kurz husten. „Okay. Ich bleibe bei dir. Jin müsste auch gleich kommen und uns etwas zu Essen bringen.", erklärte ich und er nickte verstehend. Ich überlegte, wie es die nächsten Tage so weiter gehen sollte. Er sollte morgen vielleicht noch nicht sofort weiter trainieren. Und meinen Plan könnte ich erstmal komplett vergessen. Gerade war einfach alles für ihn zu viel, da sollte ich so etwas nicht auch noch abziehen. Hoffentlich ginge es ihm bald besser. Denn es tat mir sehr weh ihn so zu sehen, mehr als es bei anderen Freunden war. Doch wieso es so war verstand ich nicht.

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