Kapitel 6

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~Pov. Hoseok~
Mein Gegenüber fiel zu Boden und sah mich erschrocken an, doch ich war gerade in einer Art Rausch. Ich schrie ihn weiter an und ging einen Schritt auf ihn zu, wobei er aber sofort zurück wich. Kurz schaute ich ihn verwirrt an, realisierte dann aber, was los war. Kurz schüttelte ich meinen Kopf und sah ihn wieder an. In seinem Blick war pure Angst und seine Augen waren weit aufgerissen. Langsam ging ich in die Hocke und versuchte sanft zu klingen:„Tut mir leid, dass ich dich eben so angegangen bin. Aber es ist alles gut, ich tu' dir nichts okay?" Er starrte mich immer noch mit geweiteten Augen an, dann schien er sich langsam aus seiner Starre zu lösen, indem er jetzt wieder blinzelte und seine Augen nicht mehr so geweitet waren. Zögernd stand ich auf und hielt im meine Hand hin. Verunsichert ergriff er diese und ließ sich von mir auf die Beine ziehen. Ich spürte, dass seine Hand zitterte und wollte ihn weiter beruhigen, doch er entriss seine Hand wieder und stotterte:"I-ich geh mal a-auf's Zimmer." Bevor ich antworten konnte war er schon verschwunden. Seufzend fuhr ich mir durchs Haar. Was war das denn gewesen? Wieso musste ich nur so überreagieren? Es war doch alles gut verlaufen und jetzt stritten wir uns schon wieder, doch diesmal so schlimm, dass Yoongi wegen mir fast eine Panik Attacke erleiden musste. Ich sollte in Zukunft wirklich besser aufpassen.

Ich setzte mich auf die Couch und schaltete den Fernseher an, um mich abzulenken, als ich plötzlich eine Tür ins Schloss fallen hörte. Verwirrt sah ich mich um, stand dann aber auf, als ich niemanden sah. Im Flur angekommen sah ich, dass Yoongis Schuhe fehlten. Wo wollte er denn jetzt schon wieder hin?

Ich lief zurück ins Wohnzimmer, um den Fernseher wieder aus zu machen und zog mir meine Schuhe an, bevor ich ebenfalls die Wohnung verließ. Einen Schlüssel hatte ich natürlich mit genommen. Ich schaute mich kurz um, als ich ihn einige hundert Meter vor mir entdeckte. So unauffällig es ging lief ich ihm nach und konnte die Distanz zwischen uns sogar etwas verkleinern.

Plötzlich griff er in seine Hosentasche und holte einige Scheine heraus. Was wollte er denn damit? Skeptisch verfolgte ich ihn weiter, als er plötzlich stehen blieb. Erschrocken blieb ich ebenfalls stehen. Hatte er mich bemerkt?

Schnell versteckte ich mich in der Gasse, die neben mir war. „So sieht man sich wieder.", erklang eine tiefe und mir fremde Stimme. Verwirrt schaute ich vorsichtig hinter der Wand hervor und sah einen Mann, der vor Yoongi stand. Er war größer als Yoongi und trug dunkle Klamotten. Ich hatte das Gefühl, dass er nichts gutes im Sinn hatte. Leider hatte ich recht.

„Ja. Leider.", sagte Yoongi und steckte sich das Geld wieder weg. „Na, wie geht es dir und deiner Mutter denn so?", fragte er, klang dabei aber erschreckend monoton. „Besser als bei dir." Kurz setzte mein Herz aus. War das etwa Yoongis Vater? „Und sie geht es deiner hässlichen Visage?" Der Mann ging ein Schritt auf Yoongi zu, doch dieser wich sofort zurück. „Auch besser.", beantwortete Yoongi, klang aber genauso kalt und monoton. „Dann lass mich doch mal sehen." Er ging erneut einen Schritt auf Yoongi zu und packte auch sein Handgelenk, damit er nicht abhauen konnte. Dann griff er zu seiner Maske und riss sie ihm vom Gesicht. Sofort hielt sich Yoongi die Narbe mit seiner Hand zu und versuchte die Maske dem Vater irgendwie zu entreißen, doch dieser streckte seinen Arm in die Luft, sodass Yoongi nicht heran kam. „Gib sie mir wieder!", zischte er ihn an. „Sicher nicht! Die Menschen sollen sehen, was für ein Monster du bist!" Yoongi nahm seine Hand von seiner Narbe und wollte gerade etwas sagen, als ein Schrei ertönte. Ich schaute in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ein kleines Kind fing an zu weinen und zeigte dabei auf Yoongi. Die Mutter nahm das Kind schnell auf den Arm und lief weg. „Siehst du! Du bist ein Monster! Du wirst niemals geliebt werden! Du wirst einsam sterben, ob im hohem Alter oder an Selbstmord! Tu' uns doch einen Gefallen und spring vor einen Zug, dich würde sowieso niemand vermissen!", schrie der Vater ihn an. Eingeschüchtert ging der jüngere ein paar Schritte zurück. Einige Sekunden starrte er seinen Vater an, ehe er plötzlich weg rannte.

Schnell folgte ich ihm und musste mich durch die kleine Menschenmasse kämpfen, die sich bis eben gebildet hatte. Ich lief Yoongi so gut es ging nach, was echt schwer war, da er erstaunlicherweise schnell rannte und gefühlt auch gar nicht langsamer wurde. „Yoongi bleib stehen!", rief ich ihm zu, doch er reagierte nicht. Ob wegen der weiten Entfernung, oder weil er nicht stehen bleiben wollte wusste ich nicht. Wir kamen in einen Park, der zum Teil Wald war. In diesen lief Yoongi hinein und ich ihm nach, was aber nicht so einfach war, da der Boden nun sehr ungleichmäßig war. Das war wahrscheinlich auch der Grund für das folgende. Plötzlich fiel er der Länge nach hin und ich musste eine Vollbremsung machen, um nicht über ihn drüber zu laufen. Yoongi geht's dir gut?", fragte ich besorgt und kniete mich neben ihn. Er rappelte sich langsam auf, hatte sein Gesicht aber von mir weg gedreht. Aber als er saß drehte ich seinen Kopf zu mir und musste feststellen, dass sein ganzes Gesicht voll mit Tränen war. Sofort nahm ich ihn in den Arm, was er ohne zu zögern erwiderte. Er krallte sich regelrecht in mein Oberteil fest und fing hemmungslos an zu weinen. In diesem Moment tat er mir unglaublich leid. Sein Vater war noch schlimmer, als ich gedacht hatte! Kein Wunder, dass er davon wahrscheinlich traumatisierte war.

Sanft strich ich ihm über den Rücken und flüsterte ihm beruhigende Dinge zu. Nach einer langen Weile beruhigte er sich einigermaßen, doch er musste trotzdem immer wieder schluchzen. „Geht's?", fragte ich zögernd und langsam nickte er. „Glaub bitte nicht was er sagt. Denn es stimmt nicht. Du bist kein Monster, du bist ein wundervoller Mensch. Lass dir von ihm nichts einreden." „A-aber er hat recht!", sagte er und musste erneut schluchzen, dabei drückte er sein Gesicht weiter an meine Brust. Vorsichtig fuhr ich ihm durchs Haar. „Nein das stimmt nicht! Er ist echt hol nicht zu sehen, was für ein toller Sohn du bist. Er ist das Monster. Nicht du." Daraufhin sagte er nichts. „Wir sollten langsam wieder zurück." Ich wollte mich von ihm lösen, doch er klammerte sich fester an mich. „I-ich geh' so nicht l-los." „Das ist doch nicht schlimm. Du musst dein Gesicht nicht verdecken." „B-bitte.", flehte er leise. Leise seufzte ich. „Soll ich eine Maske kaufen?" Sofort nickte er. „Aber ich kann dich doch nicht hier alleine lassen.", meinte ich. „D-doch. Du brauchst sicher n-nicht lange." Beim Reden löste er sich langsam von mir und wischte sich durchs Gesicht. Erst jetzt fiel mir auf wir rot und geschwollen seine Augen waren. „Sicher?", fragte ich nochmal nach und erneut nickte er. „Mir geht's gut." Das stimmte auf keinen Fall, trotzdem stand ich dann auf und lief los.

Als ich in dem kleinen Laden ankam schaute ich mich nicht lange um, als ich schon einen schwarzen Mundschutz entdeckte. Ich nahm diesen aus dem Regal und wollte zur Kasse gehen, als mir eine andere ins Sichtfeld fiel. Ich legte die schwarze Maske zurück und nahm die andere. Diese bezahlte ich auch und lief dann zurück zu Yoongi.

Er saß immer noch auf der gleichen Stelle und hatte seine Beine an den Oberkörper angezogen. Er starrte einfach ins Leere. Ich kniete mich wieder zu ihm und hielt ihm den Mundschutz hin. Skeptisch nahm er sie und packte sie aus, bevor er sie betrachtete. Kurz herrschte Stille, als er dann fragte:„Ist das dein ernst?" Dabei hielt er mir die Maske hin, dass ich den Satz 'Hinter dieser Maske befindet sich das schönste Lächeln der Welt' lesen konnte. Ich lächelte etwas. „Ja." „Du hast mich nie lächeln gesehen.", murmelte er leise und setzte sich die Maske auf, aber so, dass die Schrift innen war und so auch nicht sichtbar. „Ich dachte, dass es vielleicht süß ist." „Es ist ja auch eigentlich süß, aber mir ist das unangenehm.", murmelte ich leise. „Ist nicht schlimm. Komm wir müssen los." Ich stand auf und hielt ihm meine Hand hin, um ihn auf die Beine zu ziehen. Dann machten wir uns auf den weg nach Hause.

Behind the maskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt