Kapitel 1: Mehlschlacht

1.9K 34 1
                                    

Wütend schlug ich die Decke beiseite. Ich hatte gerade so schön von einem hübschen Typen geträumt, der mich gerade küssen wollte, als mein Handy klingelte. Ich musste es gestern ja unbedingt außer Reichweite von meinem Bett legen! Es war eine Nachricht von Hannah.

Bin in fünf Minuten da.

Was? Oh fuck! Hannah kam ja heute zu mir! Ich sah auf die Uhr. Fünf vor eins! Wie vereinbart! Ich hatte das Mittagsessen verschlafen! Naja, das passiert, wenn die Eltern im Urlaub sind und der kleine Bruder bei einem Kumpel übernachtet. In Rekordzeit zog ich mir mein weißes Minikleid an, kämte meine langen braunen Haare, putzte meine Zähne und schminkte mich leicht. Als es klingelte war ich dann auch ferrig. Wow! So schnell war ich noch nie. "Hannah!", kreischte ich und fiel ihr um den Hals. Ich hatte sie seit zwei Wochen nicht gesehen, da wir beide im Urlaub waren. "Maya!", schrie sie. Sie hatte ihre von Natur aus lockigen Haare geglättet und trug dasselbe Kleid wie ich nur in türkis. Das hatten wir natürlich zusammen gekauft. Sie war meine beste Freundin und 16 genau wie ich. Wir kannten uns seit 6 Jahren und waren unzertrennlich. Wir sagen und denken meistens dasselbe im gleichen Moment. Ihre Familie ist meine Familie und andersrum genau so. Nachdem wir uns halb zu Tode geknuddelt hatten, gingen wir ins Wohnzimmer. "Und? Was machen wir jetzt?", fragte Hannah, nachdem wir uns alles von unserem Urlaub erzählt hatten. Damit hatte ich gerechnet und etwas vorbereitet. "Ich hab Oreocupcakes gekauft!", verkündete ich und hielt die Packung in die Höhe. Sofort entriss sie mir die Packung. "Lass uns backen!", rief sie und wir rannten in die Küche. Zuerst mussten wir die fertigen Tütchen, die in der Verpackung drin waren, in eine Schüssel schmeißen und vermischen und dann die anderen Zutaten dazu rühren. "Gibst du mir mal das Mehl?", fragte Hannah. Brav holte ich eine neue Packung Mehl und riss sie auf. Dabei segelte ein Fussel in die Verpackung. Ohne nachzudenken pustete ich. Plötzlich schrie Hannah auf und sah mich schockiert an. Ein kleiner Tipp an alle: Mehl sollte man nicht pusten! Hannah war von oben bis unten mit weißem Sprengel übersät. Das sah zu komisch aus! Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken. Hannah starrte mich die ganze Zeit böse an, während ich mich vor Lachen am Boden kugelte und immer wieder ein "Sorry" hervorpresste. Das Lachen verging mir, als plötzlich eine Hand voll Mehl auf mir landete. Jetzt war ich diejenige, die ausgelacht wurde. Na warte! Ich nahm mir eine Hand voll Mehl und warf sie auf Hannah und eröffnet war die Mehlschlacht. Als das Mehl leer war, betrachteten wir unser Werk. Wir waren von oben bis unten weiß, genau wie die Küche. "Scheiße", fluchten wir wie aus einem Mund und fingen an zu kichern. Na dann, ran an die Arbeit! Nach einer halben Stunde war alles sauber und die Cupcakes fertig. Hannah checkte ihre Nachrichten. Auf einmal stöhnte sie genervt und hielt mir ihr Handy hin. Maurice hatte ihr geschrieben.

Hast du nen Freund?♥

Nicht der schon wieder! Ich verdrehte die Augen. Maurice wohnte in meiner Straße und hielt sich wohl für begehrt oder so. Auf jeden Fall fragte er so alle zwei Wochen mal wieder seine weiblichen Kontakte durch, ob sie mit ihm zusammen sein wollen. Ihm ging es nicht um Liebe. Er wollte einfach nur eine Freundin haben und Sex. Ich kenn nur noch keine, die ja gesagt hat. Jedes Mal, wenn er fragt, sagen Hannah und ich unmissverständlich "Nein", aber er versteht es nicht. Letztes Mal hatte Hannah zu ihm gesagt, dass er sich verlieben und nicht so freundingeil sein soll und jetzt kam er schon wieder an! Hannah schob sich einen Cupcake in den Mund und tippte. "Was antwortest du?", fragte ich. Mit vollem Mund hielt sie mir wieder ihr Handy hin.

Maurice. Dein Ernst?! NEIN! Immer noch nicht! So war es, so ist es und so wird es immer sein! Kapier es!

Das scheint zwar etwas hart zu sein, aber anders kapierte er es einfach nicht. Ich hab es schon oft genug auf die nette Art versucht, doch als er mich angebettelt hat, dass ich meinen Freund, den ich erfunden hab, damit er mich nicht nervt, für ihn verlasse,war Schluss mit nett. Er hatte es ja nicht anders verdient. Wie erwartet kam sein ständiges "Ok". "Manche Leute kapieren es einfach nicht!", sagte Hannah. Plötzlich vibrierte mein Handy. Natürlich war die Nachricht von Maurice. Wie billig war das denn bitte?! Ich schrieb ihm genau den selben Text wie Hannah. "Komm lass uns zu deinem Cousin gehen!", schlug sie vor. Ich nickte und so zogen wir uns an und gingen zu Tobi.

Liebe oder so...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt