"Maya, steh auf", flüsterte mir Ben ins Ohr und rüttelte sanft an meiner Schulter. Ich schlug die Augen auf. Heute fuhren wir heim. Dann war alles aus und vorbei. "Du kannst unterwegs frühstücken. Maxi ist schon da und die Koffer schon eingeladen. Sophie hat dir ein Outfit rausgelegt", sagte Ben. Was? Sie waren schon alle fertig und warteten nur noch auf mich? Mist! Schnell ging ich ins Bad und machte mich fertig. Dann sah ich mir das Outfit von Sophie genauer an. Sie hatte mir meinen schwarzen BH, ein schwarzes Top, einen roten Strickpulli zum drüber ziehen und eine Jeanshotpants rausgelegt. Wow! Sophie hatte echt Geschmack! Die Haare machte ich mir zu einem Dutt. Schminke konnte ich vergessen, weil sie irgendwer schon weggeräumt hatte. Aber gut. Ich verließ das Bad. Ben wartete schon auf mich. "Die anderen sind schon alle arbeiten, es wird also keine Verabschiedung geben", verkündete er. Was? Ich wollte mich aber von allen verabschieden! Ich würde sie nie wieder sehen! Okay, Sophies Nummer hatte ich ja. Also könnte ich mal mit ihnen telefonieren. Ich ging mit ihm runter, direkt auf den Hof. Tatsächlich stand dort schon Maxis Auto. Maxi lehnte lässig daran. Ich schaute mich nochmal nach dem Haus um. Ich würde es vermissen. Die Erinnerungen. Die Küsse. Ben. Wieso musst ich mich auch in ihn verlieben?! Plötzlich kam Sophie angerannt. "Maya! Es tut mir so leid! Ich wollte es ihnen nicht sagen, aber sie haben mich gezwungen!", rief sie und fiel mir um den Hals. "Was sagen?", fragte ich verwirrt. Sie löste sich aus der Umarmung und sah mich überrascht an. Dann schweifte ihr Blick zu Ben. "Du hast es ihr nicht gesagt?", wollte sie wissen. "Was gesagt?", zischte ich. Ich rüttelte Sophie am Arm. "Was hat er mir nicht gesagt?", wiederholte ich. "Sie wissen, dass eure Beziehung nicht echt ist. Seit gestern. Sie haben euren Streit mitbekommen", berichtete sie zögernd und sah immer wieder zu Ben. "Wieso hast du mir das nicht gesagt?", erkundigte ich mich und wirbelte zu Ben. "Weil du dir nur die Schuld gegeben hättest", antwortete er sanft. Ach, jetzt hatte ich nicht mehr zu entscheiden, was ich erfahren durfte und was nicht? Ich holte gerade Luft um etwas zu sagen, als Sophie mich umdrehte. "Sie werden hier herziehen, Maya! In zwei Tagen!" Was? Nein! Das durfte nicht sein! Das wäre ja noch schlimmer als, wenn Ben sich irgendeiner Tussi an den Hals wirft! Und Schuld daran war allein ich! Ich hätte nicht so rum brüllen dürfen! Mist! Tränen stiegen mir in die Augen. Ich verlor Ben und das in letzter Sekunde. Ich war einfach nur fertig. Ich wollte Ben nicht verlieren. Doch ich sah ein, dass ich diesen Kampf schon längst verloren hatte. Ben packte meine Arm und drückte mich ins Auto. Kaum saß auch Ben, fuhr Maxi los. Was hatte ich nur angerichtet? Jetzt war es zu spät. Während ich so aus dem Fenster starrte, schlief ich ein.
Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, lag ich in Maxis Armen. Ich wollte schreien, dass er mich runter lassen soll, aber ich war zu müde. Vor der Haustür stellte er mich ab. "Hannah ist heute bei mir, also wirst du deine Ruhe haben", sagte er, bevor er ging. Ich sah ihrem Auto lange hinter her. Jap, jetzt war ich alleine. Ich stand hier vor meiner Tür umringt von meinen Koffern und fühlte mich so weit weg von Zuhause wie noch nie. Ich wollte zurück nach Feichten. Zurück in die Erinnerungen. Zurück zu Ben. Das konnte ich mir aber abschminken. Ben war weg. Für immer. Die Worte fand ich inzwischen ziemlich scheiße.
DU LIEST GERADE
Liebe oder so...
Roman d'amourMaya ist ein ganz normales sechzehnjähriges Mädchen. Für ihren Cousin Tobi würde sie fast alles tun. Doch als er sie bittet, die Freundin von seinem Kumpel Ben zu spielen, dass dieser nicht nach Feichten, einen kleinen Ort in Österreich, zu seinen E...