Ich schloss die Augen und hob die Arme abwehrend vor mein Gesicht. Adrenalin pulsierte in meinen Ohren. Mein Herz schien mir aus der Brust zu springen. Ich konnte nicht mehr atmen. Mit einem letzten Quietschen hielt der Wagen schließlich genau vor mir. Genau so was passiert, wenn man einem Jungen die Liebe gestehen will! Ich schlug die Augen wieder auf. Die Tränen flossen unaufhaltsam. Ich wäre beinah gestorben! Es piepte in meinem Ohr. Der Regen prasselte noch stärker vom Himmel. Die Beifahrertür ging auf. Ich stand, so gut es mit meinen zitternden Beinen ging, auf. "Maya?", rief eine verwirrte Stimme. Ich konnte sie nicht zuordnen. Mein Hirn schien immer noch auf dem Boden zu liegen und auf den Tod zu warten. Plötzlich stand er vor mir. Ben. Meine Knie zitterten noch mehr. Ich knickte um, doch Ben fing mich auf und hielt mich fest. Er sah total panisch aus. "Was machst du hier?", wollte er wissen. 'Maya! Du wärst nur beinah überfahren worden! Jetzt vergiss nicht, wieso du hier bist und reiß dich zusammen!', schimpfte ich mich. Ich konnte wieder klar denken. Ich nahm seine Nähe war, seine Hand um meinen Arm. "Ich kann dich nicht gehen lassen", antwortete ich. "Du brauchst keine Schuldgefühle haben. Es ist allein meine Schuld", erwiderte er. Mein Gott, war der dumm! Ich hatte keine Schuldgefühle! Das habe ich so langsam begriffen. Ich konnte ihn nicht gehen lassen, weil ich ihn liebe! Schnallt er das nicht?! "Ich hab keine Schuldgefühle! Ich kann dich nicht gehen lassen, weil ich dich brauche. Du erwiderst meine Gefühle zwar nicht, aber ich kann nichts an meinen ändern. Ich hab mich in dich verliebt." So! Jetzt ist es raus. Jetzt seh ich ihn eh nie wieder. Mein Herz beruhigte sich nicht. Ganz im Gegenteil. Es schlug noch schneller, als Ben mir in die Augen sah. "Wie konntest du dich in mich verlieben? Ich hab dich scheiße behandelt und war nie nett zu dir. Ich hab dich gezwungen, mit mir weg zu fahren und meine Familie zu belügen. Ich habe dich wie Dreck behandelt und einfach geküsst, wann ich es wollte. Wieso solltest du dich in mich verlieben?", fragte er. "Weil du gar nicht so scheiße bist, wie du denkst", murmelte ich und sah zu Boden. Konnte er nicht endlich wieder in den Wagen einsteigen und für immer abhauen? Mir war das hier ziemlich peinlich. Ich fing an es zu bereuen. Wieso wollte ich es ihm auch unbedingt sagen?! Ben legte den Daumen unter mein Kinn und zwang mich ihn an zu sehen. "Ich sage dir jetzt etwas, dass ich schon zu vielen gesagt habe. Aber du bist die erste, bei der ich es auch so meine", sagte er. Erwartungsvoll sah ich ihn an. Ich hoffte, er würde mir sagen, dass er mich liebt. Aber das war einfach unmöglich. "Ich liebe dich." Was? Ich sah ihn erschrocken an. Der coole Macho Ben liebt mich, das stille Mäuschen?! Er beugte sich näher zu mir und legte seine Lippen auf meine. Ich hielt mich in seinem Nacken fest. Solang ich mich an ihn klammerte und er mich küsste, schien alles okay. Als wäre ich eben nicht beinah überfahren worden. Als würde Ben nicht gleich 300km weit weg ziehen. "Maya!", rief Amy und sprang aus dem Wagen. Ich wandte mich zu ihr. Jetzt war es mir mehr denn je bewusst, dass Ben gleich umzog. Ich krallte meine Finger in Bens Arme um nicht umzufallen. "Hey Amy", sagte ich mit zittriger Stimme. Sie kam auf mich zu und umarmte mich. Ich löste eine Hand von Ben und legte sie auf ihren Rücken. Nun stieg auch Sophie aus. Sie umarmte mich und zwang mich damit Ben loszulassen. "Ich versuch sie zu überreden, dass er hier bleiben kann", versprach sie. Ich schluchzte an ihrem Hals. Endlich hatte Ben mir seine Gefühle gestanden und in der gleichen Minuten zog er Meilen weit weg. Inzwischen waren wir alle komplett durchnässt. "Amy, Sophie kommt ins Auto!", rief Josef. Er war nicht wütend auf mich. Er wollte nur nicht, dass seine Töchter krank wurden. Jetzt standen auch Tobi und Hannah neben dem Wagen. Sophie und Amy setzten sich wieder ins Auto. Ich wandte mich wieder an Ben. Ich konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Er nahm mich in den Arm und drückte mich an seine starke Brust. "Ich komme zurück", flüsterte er in meine Haare und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Trotz des kalten Regens durchfuhr mich ein warmer Schauer. "Ich will euch wirklich nicht trennen, aber Ben, wir müssen fahren!", rief Madi mitleidig. "Bis bald", verabschiedete sich Ben und küsste mich. Er stieg in den Wagen und sie fuhren los. Ich sah ihnen hinterher, bis die Lichter verblassten. "Bis bald",wisperte ich viel zu spät. Dann ging ich zu Hannah und Tobi und drückte sie. Jetzt waren wir alle allein. Zusammen allein.
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Liebe oder so...
RomanceMaya ist ein ganz normales sechzehnjähriges Mädchen. Für ihren Cousin Tobi würde sie fast alles tun. Doch als er sie bittet, die Freundin von seinem Kumpel Ben zu spielen, dass dieser nicht nach Feichten, einen kleinen Ort in Österreich, zu seinen E...