Kapitel 21: Schmerz

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Nach der Dusche zog ich mir schnell meine Joggingshose, meinen weißen BH und ein schwarzes Top an. Erschöpft ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich streckte Arme und Beine von mir und starrte an die Decke. Es war erst drei Uhr nachmittags. Also viel zu früh um zu schlafen. Aber ich wollte nicht mehr runter gehen. Ich wollte Ben nicht mehr sehen. Wieso tat er mir das an? Wieso behandelte er mich so? Einmal küsste er mich und überschüttete mich mit Liebe -gestern hätte ich fast mit ihm geschlafen- und dann ist er wieder so gemein und abweisend zu mir. Fast so als wäre ich eine seiner Eroberungen. 'Das bist du auch!', wurde mir schlagartig klar. Natürlich! Er spielte nur mit mir. Er konnte mich küssen, wann und wo er wollte. Ich war ihm total ergeben! Mist! Beschämt schlug ich die Hände vor mein Gesicht. Wie konnte ich nur so dämlich sein?! Ich hab ernsthaft geglaubt, dass er etwas für mich empfinden könnte! Ich kam mir so unendlich dumm vor. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hatte ich mich auch noch in Ben verliebt. Das war eine Liebe, die nie erwidert werden würde. Wieso auch immer ich?! Konnte ich mir nicht einen netten, charmanten Typ suchen, der auch etwas für mich empfand!? Nein! Ich musste mich ja in ein Arschloch verlieben, für das ich nur eine Eroberung war! Das Wasser sammelte sich in meinen Augen. 'Nein,  Maya! Du wirst jetzt nicht weinen! Du wirst keine Träne für diesen Trottel vergießen!', befahl ich mir. Plötzlich rauschten all die schönen Momente vor meinem inneren Auge vorbei. Unser erster Kuss, die Heuschlacht, unsere anderen Küsse und all die Momente, in denen ich mich normal mit ihm unterhalten habe. Ja, er machte mich glücklich. Aber nicht mehr lang. Morgen war das alles vorbei und er würde sich an das nächstbeste Mädchen ranwerfen. Unaufhaltsam rollten die Tränen meine Wangen hinunter. Und ich dürfte ihm zu sehen, wie er eine nach der anderen flachlegte, wie Hannah immer mehr mit Maxi machte, wie Tobi von Bens Frauengeschichten erzählte und ich würde alleine in einem Eck sitzen und versauern. Dann hatte ich niemanden mehr. Denn alle hatten irgendwie etwas mit Ben zu tun. Ich hatte natürlich auch noch andere Freunde, doch mit ihnen könnte ich darüber nicht reden. Das war wirklich zum Heulen! Jetzt konnte ich auch das Schluchzen nicht mehr länger zurück halten. Wie ein Häufchen Elend lag ich da und weinte. Ich weinte um einen Jungen, der mir eh nie gehört hat, der mich von vorne bis hinten verarscht hat, dem ich spätestens morgen scheißegal war, der nur mit mir gespielt hat, der bald eine andere haben würde, der aber nie aus meinem Leben verschwinden würde. Der Schmerz wurde mit jeder Sekunde schlimmer. Ich zog meine Beine näher an meinen Körper und drehte mich zur Seite. Ich hasste die Liebe. Sie verletzte immer irgendjemanden. Liebe ohne Schmerz war unmöglich. Trotzdem war es schön verliebt zu sein. Argh! Das machte mich wahnsinnig! Ich hasste es, dass ich micb in Ben verliebt habe. Ich hasste es, dass er mich so verletzten konnte. Ich hasste es, dass ich ihm scheißegal war. Ich hasste es, dass ich mich darauf eingelassen hatte. Ich hasste mich dafür. Das konnte trotzdem nichts daran änder, dass ich Ben liebte.

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