Kapitel 16: Ein Spiel?

692 27 0
                                    

Den restlichen Tag gestern verbrachte ich auf dem Zimmer. Langsam fühlte ich mich echt besser. Nur Lucia bestand darauf, dass ich im Bett aß. Ich nahm meine kurze Joggingshose und mein lila Top und ging ins Bad. Ich wollte mir gerade meinen Schlafanzug anziehen, als mir einfiel, das ich besser absperren sollte. Doch der Schlüssel war nirgends! "Ben? Weißt du, wo der Schlüssel fürs Bad ist?", fragte ich. Ben saß vorm Fernseher und beachtete mich nicht. Ich stöhnte genervt und ging runter ins Wohnzimmer.  "Schätzchen! Du sollst doch im Bett bleiben!", rief Madi entrüstet, als sie mich sah. "Ich geh auch gleich schlafen. Ich wollte nur fragen, wo der Schlüssel ist", fragte ich. "Fürs Bad? Der steckt im Schlüsselloch", antwortete Madi verwirrt. 'Ben!', dachte ich böse. Der konnte was erleben! Ich bedankte mich und ging wieder ins Zimmer. "Ben! Gib mir den Schlüssel!", befahl ich. Ben stand auf, fasste ihn seine rechte hintere Hosentasche und zog einen kleinen Schlüssel heraus. "Den hier?", fragte er scheinheilig. "Dann hol ihn!", forderte er mich heraus. Spottend hob ich eine Augenbraue. Er wollte sich mit mir anlegen? Das konnte er haben! Ich ging auf ihn zu. Doch Ben streckte seine Hand ganz nach oben, sodass ich nicht mehr rankam. Na, dann eben klettern! Ich schwang meine Beine um seine Hüfte, stützte mich an seinen Schultern ab und schob mich nach oben. Inzwischen war ich soweit, dass meine Beine sich um das obere Ende seines Sixpacks schlangen. "Mir gefällt diese Entwicklung", spottete Ben. Arschloch! Ich streckte mich und hatte fast den Schlüssel erreicht, als er das Übergewicht bekam. Ben schaffte gerade noch bis zum Bett zu taumeln, bevor wir beide drauf fielen. Ben lag auf mir. Seine Nähe war wieder mal zu viel für mein Herz. Es raste. Mein Atem ging schneller. Ben sah mir in die Augen. Diese wunderschönen Augen. Er küsste meinen Hals. Das war zu viel für mein Herz. Musste es weiter so rasen, würde das bald als Extremsportart zählen. Ben liebkoste immer noch meinen Hals. Ich schloss die Augen. Plötzlich spürte ich seinen Atem auf meinen Lippen. Ich öffnete meine Augen wieder und sah in die von Ben. Er war nur noch Millimeter von mir entfernt. Küsste er mich jetzt oder musste ich das selbst in die Hand nehmen? 'Warte mal! Hast du gerade zugegeben, dass du ihn küssen willst?!', unterbrach mich mein Unterbewusstsein. Die Krankheit muss wohl mein Gehirn vernebelt haben. Doch Ben konnte einfach so gut küssen! Ob es ihm auch so ging? Wenn ja, wieso hatte er mich dann noch nicht geküsst? Wieso machte ich mir jetzt schon wieder Gedanken über Bens Gefühle?! Ich schaute auf Bens Lippen. Das musste er jetzt aber unmissverständlich verstanden haben! Nein, hatte er nicht. Wie dumm konnte man nur sein?! Okay, dann machte ich es halt. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn die letzten Millimeter zu mir. Unsere Lippen berührten sich. Das schien auch Ben aus seiner Starre zu reißen. Er erwiderte meinen Kuss. Ich versuchte so klar wie möglich zu denken. Und das fiel mir sehr schwer, besonders wenn Ben mich so leidenschaftlich küsste. Ich fuhr mit meiner Hand seinen Rücken hinunter bis zu seiner Schulter. Dann fuhr ich die Konturen seines Armes nach bis zu seiner Hand kam. Bingo! Er hielt den Schlüssel noch. Ich nahm seine Hand. Jetzt hatte ich den Schlüssel. Aber ich wollte nicht aufhören ihn zu küssen. Ich liebte seine Küsse. Nicht ihn. Nur seine Küsse. Jap, so muss es sein. Doch kaum merkte er, dass ich den Schlüssel hatte, stand er auf. "Gut gespielt", meinte er lächelnd. Gut gespielt?! Für mich war das aber kein Spiel! Ich ging ins Bad und schloss ab. Ben mit seiner verwirrenden Logik! Das war für mich doch kein Spiel! Plötzlich wurde mir es bewusst. Ich verhielt mich wie eine Schlampe! Ich knutschte die ganze Zeit mit Ben rum, obwohl ich nichts für ihn empfand! Oder empfand ich etwas für ihn? Keine Ahnung!  Er spielte ja eh nur mit mir! Oder nicht?  Meinte er es ernst? Liebte ich Ben jetzt? Und wenn nicht, warum wollte ich ihn dann ständig küssen? WAS WAR LOS MIT MIR?! Das waren zu viele Fragezeichen in meinem Kopf. Ich zog mich schnell um und legte mich einfach schlafen. Zum Glück war ich gleich weg.

Liebe oder so...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt