Kapitel 51

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Legolas gab sich die größte Mühe mich auf zu muntern. Ich lächelte tapfer aber mein Herz weinte. Abgesehen von Legolas habe ich noch nie einen Elben so sehr in meinem Leben vermisst wie sie. Selbst Arwen, mit der ich aufwuchs wie Geschwister fehlte mir zwar aber anders. Es vergingen ein paar Tage. Wir rasteten und Legolas setzte sich zu mir. „Wird sie sterben?" Meine Augen wurden größer und ich schüttelte erschrocken den Kopf. „Der Valar sei Dank nicht. Wir werden uns nur recht lange nicht wiedersehen." Legolas hielt mich im Arm. „Sie wollte mit uns kommen, bei dir bleiben aber ich habe ihr gesagt, dass sie einen anderen Weg einschlagen soll. Sie soll ihr Liebesglück suchen und finden. Wir haben es gefunden Melin und ich bin mir sicher, dass du für sie das Gleiche wünscht!" Ich nickte deutlich. „ Natürlich! Genauso wie ich es ihr wünsche, wünsche ich es auch Haldir. Jetzt müssen sie sich nur noch finden." Legolas schmunzelte und ich stieg in das Lachen mit ein. Dieses mal kam es vom Herzen. Denn natürlich wünschte ich beiden vom Herzen alles Glück auf dieser Welt. Ich bezweifelte, dass Arrian ihn vor dem möglichen Tod bewahren kann aber ich kann für sie da sein, wenn es soweit sein sollte. Insgeheim hoffte ich immer noch, dass mein Wolfsinstinkt sich bei Haldir irrte. Legolas ging zur Satteltasche und holte etwas silbernes hervor. Er kniete sich vor mich. „Sie hat es mir gegeben und ich sollte es dir geben, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Er hielt mir einen Dolch hin. Der Griff hatte die Form einer Feder und er war auch federleicht. „an nin melethril nilda" (Für meine geliebte Freundin). Die Initialen waren eindeutig. Ich hielt den Dolch an meine Brust und schloss meine Augen. „Inye garle moina!" (Ich hab dich lieb) flüsterte ich in den Wind. Ich verstaute den Dolch an meinem Körper. Legolas sah mich mitleidig an aber ich fühlte mich eigentlich besser. Ein Teil von ihr war bei mir und sie war sowieso in meinem Herzen. Ich umarmte meinen Mann und kuschelte mich an seiner Brust. Legolas drückte mich weg und zog sein Schwert. Ich sah ihn fragend an. Ich war so in Gedanken, dass ich nichts hörte. Er bedeutete mir, leisezu sein. Ich stand auf und ging hinter einen Baum in Deckung. Legolas sprang in ein Gebüsch und schien den Spitzel zu überraschen. Es dauerte nicht lang bis ich ihn Lachen hörte. Mit meinen Dolch von Arrian in der Hand lugte ich hinter dem Baum hervor und stellte mit freudigen Erstaunen fest, dass Legolas Arwen gefunden hatte. Arwen kam auf mich zu. Vor lauter staunen hatte ich noch Arrians Dolch in der Hand und nach vorne gerichtet. Freudestrahlend hielt meine Freundin vor mir an. „ Lenya, ich bin es ... Arwen! Ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hast." Ich ließ den Dolch sinken und umarmte Arwen lange. Legolas stellte sich hinter mich und streichelte meinen Oberarm. Das beruhigte mich und ich konnte meine Gedanken besser sammeln und Arwen zuhören. Sie erzählte uns, dass sie auf dem Weg zu Aragorn sei, der bei den Dunedain lebte. Wir beschlossen, am nächsten morgen gemeinsam auf zu brechen und den restlichen Weg zu den Dunedains zu überwinden. Arwen und ich unterhielten uns die halbe Nacht, was bisher bei uns geschah. Sie war erstaunt, was ich zu berichten hatte. Ich nahm Arrians Dolch in die Hand und berichtete von ihr. Ich wurde sentimental, als ich ihren Namen erwähnte. Arwen wiederum wurde eifersüchtig, als sie merkte, dass ich eine Freundin gefunden hatte, mit der ich schon nach kurzer Zeit eine Verbundenheit hatte die vielleicht sogar stärker war als Arwens und meine, trotz das wir viele Jahrzehnte befreundet waren. Ich versuchte sie zu beruhigen. Es gelang mir auch mit Mühe und Not. Nun war sie dran, mir zu berichten, was es mit diesem Aragorn auf sich hatte. Ich war etwas entsetzt als sie mir erzählte, dass sie ernsthaft ihr Herz an einen Menschen verloren hatte. Die Dunedains werden recht alt – ja, doch sterben würden sie trotzdem noch vor ihren 200sten Geburtstag. Wenn Arwen ihr Herz an ihn verliert, entschied sie sich für ein sterbliches Leben. Ich schaute zu meinen geliebten und aktuell schlafenden Mann und stellte mir die eine Frage. Wäre er ein sterblicher, hätte ich mich auch in ihn verliebt und ein sterbliches Leben mit ihm gewählt? Er lag mit seinem Kopf auf meinen Oberschenkel. Verträumt sah ich ihn an. „Du würdest dich auch für die Liebe entscheiden. Auch du würdest für die Liebe deines Lebens deine Sterblichkeit abgeben. Da bin ich mir sehr sicher Lenya!" Zurecht, denn es wäre genau so. Genauso wie Legolas hatte ich immer Angst, meine Unendlichkeit alleine zu verbringen, verdammt auf der Erde zu wandeln und niemals in Genuss der wahren Liebe zu kommen. Doch er hat mich gefunden. Er war die Liebe meines Lebens und ich war jeden Tag dankbar dafür. Legolas erwachte und lächelte mich sanft an. Dieses Lächeln werde ich hoffentlich jeden Tag meines Lebens sehen. Ich beugte mich zu ihm und holte mir meinen ersten Kuss des Tages. Wir machten uns weiter auf dem Weg zu den Dunedains. Es dauerte noch einige Tage bis wir an einem unscheinbaren Tor ankamen. Aragorn begrüßte stürmisch seine Arwen mit leidenschaftlichen Küssen. Mein Mann schmunzelte und zog mich an der Hüfte zu sich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Aragorn, seid gegrüßt. Wir danken euch für eure Gastfreundlichkeit. Wir suchen im Auftrag meines Vaters jemand bestimmten aus euerm Volk. Wir wissen nicht sein genauen Namen aber man kennt ihn unter den Namen Streicher. Kennt ihr diesen Mann?" Er atmete tief durch. „Legolas, kommt rein, ruht euch aus, speist und trinkt und verbringt Zeit mit euer Frau. Ich habe Arwen so lange nicht gesehen und möchte ein wenig Zeit mit ihr verbringen. Ich verspreche euch morgen Streicher vorzustellen. Seid ihr einverstanden?" Legolas nickte und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Aragorn nahm Arwen auf den Arm und verschwand mit ihr. Ich nahm Legolas Hand und ging mit ihm das Dorf erkunden. Er schien immer noch in Gedanken zu sein. „Meldo was hast du?" Er ließ sich Zeit ehe er mir antwortete. „Mich beschleicht das merkwürdige Gefühl als würden wir Streicher bereits kennen." Ich wusste genau was er meinte und nickte zustimmend. „Meldo, wir waren eine weile unterwegs und ich fand Aragorns Vorschlag wirklich reizvoll! Wir werden es spätestens morgen erfahren ... also lass uns den Tag heute genießen." Seine Gesichtszüge wurden weicher. „Dann lass uns die Gegend unsicher machen Melin." schmunzelnd gab er mir einen Klaps auf den Hintern. Wir versorgten unsere Pferde und legten unsere Sachen in unser Zimmer ab, dass Aragorn für uns zurecht machen ließ. Dieses Dorf war eines von vielen der Dunedains. Die Waldläufer galten als recht umtriebig aber jeder wird irgendwann ein mal sesshaft. Ob es Legolas und mir auch so ergehen würde? Ich fühlte mich in Bruchtal heimisch und war dennoch gerne mit ihm auf reisen und erlebte Abenteuer. Mein Mann begann mich gerade auszuziehen. Etwas erschrocken drehte ich mich um und schaute ihn fragend an. „Lenya alles in Ordnung? Wo warst du mit deinen Gedanken?" Ich sammelte mich und erklärte mich. Er wollte mich nicht sexuell bedrängen sondern lediglich aus den Kleidern helfen, damit ich mein Bad nehmen konnte. Schmunzelnd strich ich ihm über die Wange. „Wenn wir Streicher gefunden haben, was geschieht dann mit ihm?" fragte ich und ließ mich in die Wanne gleiten. „Wir bitten ihn mit uns nach Bruchtal zu kommen, wo Elrond und Vater ihn erwarten." Mit hochgezogenen Augenbrauen fragte ich weiter: „Wieso Bruchtal und nicht Düsterwald?" Er setzte sich hinter mir und legte seine Hände auf meine Schultern und gab mir einen hauch von Kuss auf die Wange. „Es ist die Heimat meiner geliebten Frau. Außerdem wird er lieber dorthin gehen wo auch Arwen ist. Sofern mein Gefühl mich nicht täuscht." Ich lehnte mich an ihn mit meinem Kopf auf seiner Schulter. Ich schmunzelte und auch er grinste vor sich hin. Nachdem wir gereinigt und wohl genährt waren erkundeten wir das Dorf. Wir kamen an einem Übungsplatz vorbei, wo junge Männer gerade das Bogenschießen perfektionierten. Als sie Legolas erblickten, starrten ihn alle an und hörten die Befehle ihres Ausbilders nicht mehr. Einer der Jünglinge kam auf ihn zu und verneigte sich tief vor ihm. „Herr Legolas – Prinz aus Düsterwald und seine Gemahlin Prinzessin Lenya aus Düsterwald und Herrin der Feuerwölfe. Es ist uns eine Ehre, dass ihr unser bescheidenes Dorf besucht. Erlaubt mir die Bitte eure Künste im Bogenschießen mit eigenen Augen sehen zu dürfen?!" Legolas ehrte diese Anerkennung und ließ sich einen Bogen geben, da seiner auf unserem Zimmer lag. Er ging nie unbewaffnet aus dem Haus. In dem Fall hatte er sein Langschwert bei sich. Er wirkte stolz und anmutig. Er schaute zu mir und zog eine Augenbraue hoch. Diesen Blick kannte ich nur zu gut. „Was?" fragte ich ihn lachend. Er reichte mir den Bogen mit den Worten an die Männer gerichtet: „Nun das ich ein ganz passabler Bogenschütze bin hat sich bereits rum gesprochen. Dann zeige ich euch, was ihr lernen könnt, so wie meine wunderschöne Frau von mir gelernt hat. Lenya erweist du mir und den Herrschaften die Ehre?" Er schaute mich herausfordernd an. Ich war überrascht, durchschaute ihn aber. Er hatte eine Möglichkeit, seine Anerkennung und Ruhm mit mir zu teilen, indem er mich vorführen ließ, was ich von ihm lernte. Clever dieser Mann und irgendwie sexy. Ich nahm den Bogen und spannte einen Pfeil in die Sehne. Legolas markierte auf einen Apfel einen Punkt und warf ihn in die Luft. Ich konzentrierte mich, ließ den Pfeil los und traf den Apfel aus einiger Entfernung und exakt an den markierten Punkt. Anerkennender Applaus halte durch die Luft. Legolas klatschte nicht sondern warf mich regelrecht mit seiner Kraft um, hielt mich fest und küsste mich vor versammelter Mannschaft. Als wir uns lösten, bedauerte ich es sehr und sah ihm an, dass er auch gerne weiter gemacht hätte. Er richtete mich auf, sammelte sich und richtete seine Worte den jungen Bogenschützen. „Trainiert fleißig, werdet eins mit dem Bogen, wie mit eurer geliebten Frau und ihr werdet euer Ziel nie verfehlen!" Er versetzte alle in Staunen und die anerkennenden Blicke ließen nicht nach. Er nahm sich jeden einzelnen Schützen vor und schaute wie weit dieser entsprechend war und gab jedem einen ganz persönlichen Ratschlag. Am Ende bedankte sich auch der Ausbilder nochmals überschwänglich für die Vorführung und seine kostbaren Ratschläge. Hand in Hand entfernten wir uns von dem Trainingsplatz und fanden etwas abgelegen vom Dorf ein idyllisches und romantisches Plätzchen. Schweigend genossen wir die Ruhe eng aneinander gekuschelt. Wir konnten nicht die Finger voneinander lassen. Er streichelte sanft meinen Hals und glitt immer weiter hinunter zu meinem Dekolletee. „Ich bin jeden Tag aufs neue so dankbar, dich gefunden zu haben Lenya. Und nach dem heutigen Tag weiß ich es sehr zu schätzen, dass du eine Elbin bist und mit mir die Unsterblichkeit verbringen wirst." seine Worte berührten mich und er sprach mir aus dem Herzen. „Meldo ich liebe dich und hätte mich auch in dich verliebt, wenn du ein sterblicher wärst! Ich leugne aber nicht, dass ich ebenso dankbar bin wie du, dass wir weitaus mehr Zeit haben als die Sterblichen." Er strahlte mich überglücklich an und drückte mich noch fester an sich. „Ich liebe und begehre dich Melin! Ich würde viel drum geben, dass dieser Moment nie endet!" Wir verweilten sehr lange dort. Doch leider ging auch dieser Moment zu Ende. Die Müdigkeit holte uns ein und als die Nacht hereinbrach beschlossen wir uns im Bett weiter aneinander zu kuscheln. Der nächste Tag lüftete letztendlich das Geheimnis um Aragorn, der in den Wäldern tatsächlich als Streicher bekannt war. Wir konnten nun sehr darüber lachen. Bedenke man, dass es bereits bei unserer Hochzeit wo wir ihn das erste mal kennen lernten, bekannt wäre,hätte es diese Reise nicht gegeben.

Wenn Legolas stirbt, sterbe ich auch! (Legolas FF) - BeendetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt