Kapitel 14

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Sie wand keine einzige Sekunde den Blick ab. Es würde nichts an seinen Gefühlen ändern. Höchstens wäre diese Situation nur noch seltsam- wenn sie es nicht schon ist. Und, wenn ich die Wahrheit ein für alle Mal ans Licht bringe, ich Nick gegenüber endlich mal loyal bin, ist das dann gut, oder ist es schlecht?

Ich weiß es nicht.

Es wäre gut, weil einerseits ein riesengroßer Stein von meinem Herzen fallen würde. Aber andererseits... würde ihm klar sein, was für eine elendige verzweifelte Idiotin ich war- besser gesagt, bin. Eine elendige verzweifelte Idiotin, die sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. So sehr, dass es wehtat. Und sie wünschte sich verdammt nochmal nichts mehr, dass er sie endlich in sein Leben lassen würde. Oder wenigstens, dass er sie wieder auf diese Art angrinste und ihr zumindest das Gefühl gab, er würde ihre Gefühle auch nur ansatzweise erwidern.

Aber so war es nicht. So wird es auch nie sein.

Es ist egal, wie gefühlvoll sie ihm ihr ganzes Herz ausschütten würde- ihm sagen würde, dass sie seit einer gefühlten Ewigkeit so sehr in ihn verknallt war. Sie mag ihm sagen: ,,Ich liebe dich, verdammt nochmal.", oder ihm sagen, wie viel in ihrem Inneren vorging, wenn sie ihn auch nur sah- und ganz zu schweigen von dieser Umarmung, die ihr den Atem raubte. Sie mag ihm sagen, wie toll sie ihn fand, ganz gleich..., es würde null Prozent an seinen Gefühlen ändern.

Judy ist nur eine Freundin. Und wer oder was, verdammt, ist in der Lage diese Tatsache zu ändern. Es lag nicht in Judys Händen.

So viele Erkenntnisse liefen in ihren Gedanken ab und mehr und mehr sprach dagegen, bis sie realisierte, dass nichts mehr so sein würde wie früher.

Es sei denn...

... sie vertuschte die Wahrheit.

Judys Augen tränten wieder, ihr Herz hämmerte wie noch nie und sie bohrte ihre Nägel in ihre Handflächen, als sie zu Boden starrte. Nun seufzte sie, während sie sich beschloss zu antworten und ihren Griff lockerte.

,,Nein.", sagte sie. ,,Ich hab nicht gelogen."

Felsenfest davon überzeugt sah sie in seine grünen Augen. Ihr Blick war kalt. Innerlich total ausgelaugt von all den Gefühlsausbrüchen, dass sie einfach nicht mehr konnte.

Ihr Herzschlag beruhigte sich allmählich und man erkannte Judys Handflächen und die paar blutigen Stellen, worin sich einst ihre Nägel befanden. Es tat weh. Es war aber ihre geringste Sorge.
Dieser Satz war erlogen und unaufrichtig, aber vielleicht Judys erster Schritt, endlich von ihrer Liebe hinwegzukommen. Ja, es war nicht nur eine Aussage für ihn, sondern auch für sie selbst. Dass sie sich endlich mit dem Gedanken abfinden soll. Dass ihr dieses Glück einfach nicht zugeteilt wurde.

Nick hätte dies nicht erwartet. Seine Frage, ob er sie anlog, wäre eigentlich schon eher eine rhetorische Frage gewesen und er versuchte irgendetwas in Judys Augen lesen zu können, aber in ihr regte sich rein gar nichts, als er sie weiterhin so musterte. Obwohl er zweifelte, ließ diese plötzlich Distanz von Judy ihn irgendwie einschüchtern und als ob sie keinen Widerstand mehr erlaubte und jede andere Antwort absurd sei.

Judy sah ihm zwar in die Augen, aber ihr Blick war... leer. Als würde sie einfach durch Nick hindurchsehen und er wunderte sich, was plötzlich los war. Gerade noch hatte sie noch so bitterlich geweint und nun schien es, als würde nichts mehr an sie herankommen.

Mit dieser Wendung hätte Nick nun ganz und gar nicht gerechnet und er wusste gar nicht, wie ihm war. Augenblicklich lief er tomatenrot um die Ohren an und er spürte diese Hitze in seinem ganzen Kopf, weil er sich plötzlich ganz klein fühlte.

Lapina & Ginger- A Zoomania-Miraculous CrossoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt