Kapitel 15

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Als Judy die Augen öffnete, fühlte sie sich anders. Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, sah sie erst einmal den Zettel an der Decke, doch, dass sich dieser nicht mehr an Ort und Stelle befand, schien an ihr vorbeizugehen. Ebenso, als sie wach war und sie ihre Gedanken sammelte, kam nicht wieder dieses bedrückende Gefühl in ihr auf. Nichts.

Sie fühlte nichts. Weder Trauer, aber keine Freude. Keine Trübsalblaserei oder etwas dergleichen, jedoch fühlte sie so gar keine Motivation für den Tag.

Was los war, ist nicht schwer zu begreifen. Ihre Resignation ging über zu Einsicht. Und was sonst hätte sie tun sollen? Was sonst wäre das beste für sie gewesen? Es wäre schön gewesen, wenn sie ihre Trauer einfach vergessen hätte und wieder derselbe enthusiastische Mensch sein könnte, aber alles hat seinen Preis.

Sie wusste nicht mehr, wie sie sich Nick gegenüber verhalten sollte. Abstand wahren? So tun, als sei alles wie vorher? Keine Ahnung. Den Gedanken ließ sie gleichgültig unbeantwortet.

Kein Selbstmitleid mehr. Mit was sonst hätte sie rechnen müssen? Es war ihre Schuld, dass sie sich dort befand, wo sie jetzt war. Sie hatte sich zu viele Hoffnungen gemacht. Sie war blind vor Liebe, dass sie die Realität völlig vor Augen verlor. Sie hätte es wissen müssen, aber sie war zu naiv, zu gutgläubig und zu optimistisch. Wenn sie nicht eine derart unrealistische Vorstellung hätte, wer weiß, wäre es ihr nun nicht so ergangen? Das ist das Leben. Da ist immer etwas Schlechtes in Gutem und immer etwas Gutes im Schlechten.
Das einzig Gute war nur, dass sie dem noch „frühzeitig" ein Ende gesetzt hat, denn hätte sie länger gewartet -man weiß ja nie, ein weiteres Jahr oder zwei?- dann würde der Schmerz noch viel tiefer sitzen.

Judy stellte sich vor ihren Spiegel und sah sich genau an. Sie starrte ihr eigenes Spiegelbild an, ohne irgendwelche Emotionen. Versprich mir, du machst diesen Fehler nie wieder, dass du dich nie wieder verliebst, dass du dein Herz nicht noch einmal an jemanden schenkst, der es nicht wert ist- der es nicht schätzt-, dass du mich nie wieder so fühlen lässt,... dass der Schmerz ein Ende findet. Dass die Wunde verheilen kann.

Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete tief durch. Als sie umkehrte und sich durch die Haare fuhr,, machte ihr Herz einen Satz, denn sie sah ihre Kette auf ihrem Schreibtisch. Sie sog die Luft ein und merkte, dass sie Lappy völlig vergessen hat. Ohne zu zögern, legte sie sich die Kette um, bis ihre kleine Freundin auch endlich wieder erschien.

„Judy!", rief ihre zarte Stimme und sie war wieder da, als ein grelles violettes Licht aufblitzte.
„Lappy!", erwiderte ihre Besitzerin und irgendwas an ihrem Erscheinen beruhigte Judy zutiefst.

Das kleine Häschen blickte ihr tief mit ihren riesengroßen besorgten Augen in Judys und auch Lappy atmete etwas erleichtert aus. „Ach herrje, ich weiß, was dir zugestoßen ist, ich hatte schreckliche Angst um dich. Geht es dir nun besser?"

„Alles in Ordnung, keine Sorge. ˋTschuldige, ich ließ die negativen Emotionen von mir Besitz ergreifen, das war... das kommt nie wieder vor.", gestand Judy etwas peinlich berührt. Da sie ja wusste, dass sie nichts mehr mehr verletzten kann.
Sie fühlte sich schlecht, da es für eine Miraculousbesitzerin eher unprofessionell war, das Opfer zu sein und zumal gerettet zu werden. Das war ihr Job. „Und ich hab Ginger total im Stich gelassen, aber er kann ja nicht wissen, dass ich Lapina bin, die das Chaos verursacht hat. Oh man, wie soll ich ihm das denn erklären? Er wird Fragen haben! Das ist alles meine Schuld.", sprach sie nervös und lief in ihrem Zimmer umher.

„Judy, entspanne dich. Ja, du trägst als Lapina eine äußerst große Verantwortung, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du auch bloß ein Mensch bist. Es ist nochmal alles gut gegangen und Ginger hat großartige Arbeit geleistet.", erklärte Lappy.

Lapina & Ginger- A Zoomania-Miraculous CrossoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt