Kapitel 25

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Ob es der samtweiche Wind war, oder der Schock, der seine Nackenhaare zu Berge stehen ließ, war nicht klar.

Die Sonnenstrahlen, die sanft durch ein kleines Fenster schienen, tauchten den holzigen Raum in ein goldenes Licht. Seine roten Haare schwangen nach vorne, doch ansonsten regte sich nichts. Da war nur das dunkelbraune Kiefernholz aus dem die Wand bestand, was er sah.

Nicht mal ein Atemzug war von einer der beiden zu vernehmen.

Es war seltsam.

Trotz, dass ein Regal zwischen ihnen war, standen sie sich dem Rücken zugekehrt.

Judy-nicht mehr Lapina- starrte mit hämmernden Herzen auf die verdellte Metalltür. Ihre Zähne waren aufeinander gebissen, ihre Hände zu Fäusten geballt, ihr Gesicht vor Aufregung verzehrt und ihre Eingeweide zogen sich zusammen. So sehr, dass sie sich vor Schmerz fast krümmte.

Eine gefühlte Ewigkeit herrschte nichts als Totenstille und beide hatten Angst, dass der andere seinen rasenden Herzschlag hören konnte. ‚Hat er's gesehen?', fragte sie sich beunruhigt. ‚Ist er deshalb so still?'
Doch nie würde er sich jetzt trauen sich umdrehen, auch, wenn ein Regal dann seine Sicht trotzdem versperren würde.

Sie wussten nicht, wie lange sie schon schwiegen und die Sekunden verstrichen, in denen sie sich nach wie vor keinen Millimeter von der Stelle rührten- doch zum Glück beruhigte sich ihr Herzschlag ein wenig.

„Lapina?", unterbrach Ginger irgendwann die Stille, aber rührte sich dennoch nicht. Der klare Ton in seiner Stimme überraschte selbst ihn und Judy zuckte beinahe zusammen. Seine Stimme war nur leise, aber für Judy so laut und unerwartet.
Ja?" Die unsichere Stimmlage war nicht zu überzuhören.

Wieder Stille.

Er wusste noch nicht einmal, was er nun sagen sollte. Eigentlich wollte er sich nur vergewissern, ob sie noch anwesend war.

Aber irgendwann nach weiterer minutenlanger Stille, ergriff Ginger doch noch den Mut. Er machte den ersten Schritt: Er drehte sich um- was bereits eine Überwindung war. Dabei knarzte der Boden, was Judy für einen Moment wieder erstarren ließ.
„Darf ich dich nun gar nicht mehr sehen?", fragte er vorsichtig nach und starrte ein paar Servierten an.

„Ginger... Du weißt, wie der Kodex lautet.", antwortete Judy- ihre Stimme nicht lauter als ein Murmeln. Mit gesenktem Kopf legte sie ihre Arme um sich und spürte, wie zittrig sie immer noch war.

„Wen kümmert schon dieser blöde Kodex?"

„Ginger...", seufzte Judy und schloss ihre Augen. War es nur ein Vorwand? War Judy einfach noch nicht bereit dafür? Wahrscheinlich. Sie hatte einfach noch nicht genug Zeit, sich die Vorstellung, wenn Ginger wüsste, dass sie Judy ist, auszumalen. Hatte sie Angst? Aber wovor? Dass Ginger enttäuscht ist? Aber wieso sollte er?

„Nein, wirklich, ich meine, wenn wir jetzt wissen, wer wir sind, was für Konsequenzen soll das denn mit sich bringen?", wollte Ginger von ihr wissen.

„Ganz einfach: Stell dir vor, du nennst mich plötzlich bei meinem echten Namen, während ich Lapina bin und andere bekommen das mit? Was, wenn es Nighthowler mitbekommt? Was, wenn wir nicht vorsichtig genug sind? Passen wir eine Sekunde nicht auf und schon wird irgendwer etwas wiefen!", versuchte sie es Ginger zu erklären, doch spürte eine Welle Kummer über sich rollen. Sie wusste nicht, wieso ihr eigenes Gesagtes sie nun so runterzog.

„Höchst unwahrscheinlich.", blieb Ginger stur, doch enttäuscht.

Der Boden knarzte, als sich nun auch Judy zum Regal drehte, aber weiterhin niedergeschlagen zu Boden sah. „Ginger, du weißt nicht wie tollpatschig ich machmal sein kann..."

Lapina & Ginger- A Zoomania-Miraculous CrossoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt