Kapitel 12

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Jenna war zutiefst beunruhigt, wie sich ihre beste Freundin seit gestern nach der Schule verhielt. Etwas war definitiv nicht normal. Denn seit dem Moment der Wahrheit hatte sie keine einzige Miene verzogen und trotz aller Erwartungen keine Träne vergossen.

Judy war ungewöhnlich still und beim Heimweg starrte sie nur leer auf die Straße vor sich, die Hände in den Taschen und wirkte beinahe.. mechanisch.

Kein Weinen? Sie hat bis jetzt keine einzige Träne vergossen und das obwohl man ihr das Herz zerrissen hat. Es war schlimm und musste sehr wehtun, so wie sie Nick immer angegeiert hat!Jenna warf ihr nur beinahe entsetzte aber vor allen Dingen besorgte Blicke zu.

„Ich komme mit.", beschloss die Brünette an der Kreuzung, wo sie normalerweise abbiegen würde.

„Wohin?", fragte eine empfindungslose Judy.

„Zu dir.", sagte Jenna, woraufhin Judy nur kurz unbekümmert die Schultern zuckte.

Ach du Schreck. Sie war gefühlstaub. Jenna würde nur warten, bis alles in ihr ausbrechen würde.

Aber dies ließ lange auf sich warten. Sie aßen. Judy starrte auf die Wand. Nach vier Bissen sagte sie: „Ich hab kein Hunger mehr." Dann wollte sie direkt in ihrem Zimmer verschwinden, wobei Jenna ihr hinterherlief. Sie setzte sich auf ihr Sofa, Jenna neben sie und Judy starrte wieder bloß ausdruckslos ins Leere.

„Willst du Hausaufgaben machen?", fragte Jenna sie lächelnd. Judy schüttelte leicht den Kopf.
„Lernen?"

Wieder Kopfschütteln. Jenna riss die Augen auf.

„Morgen ist der Chemie Test!"

Judy zuckte die Schultern. Jenna war sehr besorgt.

Sie ließ sich auf den Platz neben ihr plumpsen und guckte sie lange mit zusammengepressten Lippen an und grübelte.

„Ein bisschen Ablenkung tut gut.", versuchte sie die Stimmung aufzulockern und griff nach der Fernbedienung, woraufhin sie dann Judys Fernseher einschaltete und ihren Lieblingsfilm laufen ließ. Aber nicht mal das half ihr. Sie starrte nur auf einen Punkt. Die ganze Zeit. Nach zwanzig Minuten gab Jenna auf und schaltete stöhnend den Fernseher aus.

„Rede. Weine.", befahl die aufgebrachte Brünette ihr schon streng.

„Warum sollte ich-"

„Ganz einfach, weil es sich offenbart hat, dass Nick keine Gefühle für dich hat, obwohl du ihn schon so lange so sehr mochtest!? Komm schon, lass alles raus! Benutz meine Schulter."

Judy rollte entnervt ihre Augen, was die erste Emotion war, die sie seit längerem zeigte.
„Was soll ich denn da rauslassen? Jenna, ich bin so dumm. Konnte mir noch nicht einmal eingestehen, dass das so klar war. Ich will nicht weinen, weil das so erbärmlich, so armselig ist. Ich bin sowas von hirnverschossen, ein Schwachmat. Ein Schwachmat bin ich.", meckerte Judy, wobei Jenna mit weiten Augen heftig nickte.
„Lass es raus! Es tut weh. So weh, nicht wahr?"

„Jenna, warum machst du das?", wollte Judy komplett mutlos von ihr wissen.

„Weinen ist unfassbar wichtig, dass man wieder glücklich wird. Wenn du's nicht tust, staut es sich alles an und irgendwann explodiert die Mauer. Mit dem Weinen werden Stresshormone ausgespült und danach fühlt man sich ein klitzekleines bisschen besser."

„Verstehst du, ich bin unfähig zum Weinen. Ich kann jetzt nicht.", sagte Judy nur. Sie hatte auch keine gläsernen Augen. Nur Ausdruckslosigkeit. Und vielleicht Enervation. Jenna seufzte ergeben.

Lapina & Ginger- A Zoomania-Miraculous CrossoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt