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Als ich aus dem klapprigen, rostigen Auto meines Großvaters austieg musste ich schlucken. Das Haus meiner Großeltern war klein, lag aber sehr schön versteckt hinter einigen großen Bäumen. Der Garten sah sehr schön aus, auch wenn er etwas unübersehbar war und teilweise Unkraut nur so aus dem Boden sprießte. Mir gefiel das Haus eigentlich und den Vorgarten fand ich sehr schön. Wie wohl der Garten aussah?
Und doch war die ganze Szenerie ein großer Kontrast zu meinem Zuhause, meinem früheren Zuhause. Da war das Haus viel größer, der Vorgarten war gepflegt und erweckte einen schier perfekten Eindruck nach außen.
"Gefällt es dir hier, Larissa?", fragte mein Großvater und ich drehte mich um.
"Ihr habt hier nicht viel getan, oder?", erwiderte ich, "Seit ich das letzte Mal hier war meinte ich"
Mein Großvater lächelte nüchtern, "Nein, deine Granny und ich sind nicht mehr die Jüngsten, aber wir fühlen und hier sehr wohl."
"Das glaube ich", sagte ich und lächelte ihn an, "Lass uns reingehen, einverstanden?"
"Einverstanden", nickte er und legte eine Hand auf meine Schulter, "Deine Granny wird sich so freuen dich zu sehen"
Als wir die weißen Holzstufen zu dem kleinen Haus hoch gingen, hatte ich bei jeder Stufe die Befürchtung ich könnte einbrechen. Doch sie hielten mich und meinen molligen Grandpa ohne Probleme aus. Grandpa war um die 70 Jahre alt und trug ein kariertes Hemd und eine Jeans.
Er sah wirklich glücklich aus, die Lachfalten an seinen Augen, das Lächeln auf seinen Lippen.
Bevor Grandpa die Tür aufschließen konnte, riss Granny sie von innen schon auf.
"Clarissa!", rief sie, "Lass dich ansehen, Kind. Du bist so erwachsen geworden"
Meine Granny, eine große, dünne Frau mit kurzen Haaren strahlte mich an.  Und ich konnte nicht anders als zurück lächeln. Ich war wirklich froh hier zu sein, es war viel besser als in der Familie in der ich vorher war. Sie waren sehr erleichtert als das Jugendamt meine Großeltern ausfindig gemacht hat.
"Granny", ich kicherte, "Wir haben uns vor zwei Jahren das letzte Mal gesehen"
"Ich weiß, deswegen hast du dich auch so verändert. Du bist gewachsen und deine Haare", sie staunte, "Sie sind ja braun"
Ich musste lachen, "Ja, sie sind gefärbt, Granny. Aber jetzt lass uns doch reingehen"
"Oh ja", sagte sie lächelnd und nahm meine Hand in ihre warmen kleinen Finger, dann zog sie mich hinter sich her, "Zieh die Schuhe ruhig aus, ich kümmere mich jetzt erstmal um den Kuchen und dann kannst du in dein Zimmer."
Ich nickte und zog meine Sneaker in der Diele aus, dann fing ich an mich umzusehen. Von innen waren die Wände ebenfalls aus Holz, ebenfalls weiß angestrichen. Der Flur war voll mit kleinen Schnickschnacksachen, Bilder und kleinen Kommoden. Auf dem Boden lag ein rötlicher Teppich. Vorsichtig stellte ich meine schwarzen Schuhe unter die Heizung und lächelte erleichtert.
"Granny?", fragte ich als ich in die Küche ging und mich an den Türrahmen lehnte, "Darf ich mir mein Zimmer mal ansehen?"
Sie nickte und lächelte, "Der Kuchen ist in einer viertel Stunde bereit gegessen zu werden, einverstanden?"
Ich nickte, "Danke Granny, ich gehe mir mein Zimmer anschauen, bis gleich"
Als ich zur Treppe ging traf ich auf Grandpa, der meine schwarze Sporttasche die Treppe zum Flur herauftrug und dabei ziemlich angestrengt aussah.
"Warte", sagte ich schnell und lief zu ihm, "Ich nehm das, das ist doch viel zu schwer"
"Unsinn", erwiderte er, "Das ist schlecht für deinen Rücken, lass das doch. Das geht schon"
Energisch ging er an mir vorbei und stellte die Tasche auf die Treppe nach oben, "Nimm das nur bitte mit hoch", sagte er und lächelte.
"Klar", grinste ich und schulterte die Tasche mit meinen Klamotten. Dann ging ich die Treppe hoch und war auf der Suche nach meinem neuen Rückzugsort. In dem Zimmer in dem ich als Kind immer schlief sollte ich ab nun ebenfalls schlafen.
Als ich die Tür aufstieß hielt ich den Atem an, das Zimmer war schön. Es war lichtdurchflutet und hell. Die Wände waren weiß und der Teppichboden hatte eine beige Farbe. Gegenüber der Tür war ein großes Fenster und eine gemütliche breite Fensterbank.
Das Zimmer war kaum möbiliert, nur ein weißes Bett mit gemütlich aussehendem Bettzeug und ein Schrank befanden sich in dem Zimmer, in meinem Zimmer.
Und doch liebte ich es jetzt schon, es sah noch nicht sehr gemütlich aus, so kahl. Aber Granny hatte mir schon vor einer Weile versprochen, dass wir einmal in ein Möbelgeschäft fahren würden und ich mir da einen Schreibtisch und etwas anderes kaufen könnte.
Und in einer Woche würde ich dann zur Schule gehen, ich hatte keine Ahnung wie das wohl werden würde. Aber ich hatte mir vorgenommen einen super guten Abschluss zu machen. Für Mom.

Abends saß ich noch lange auf meinem Bett und las mein Lieblingsbuch aus, irgendwie konnte ich nicht einschlafen, es war viel zu warm und wenn ich das Fenster aufmachte, hörte ich die Eulen.  Und wenn ich etwas höre, dann kann ich nicht schlafen.
Also dachte ich statt zu schlafen sehr viel nach. Ich dachte an die vergangene Zeit mit meinen Großeltern, an die Zeit mit meiner Mom und meinem Dad, an meine Freunde in der Heimat und an meine Zukunft.
Ich wusste nicht was ich tun sollte, wie mir die Schule gefallen würde, wie die Leute hier so waren und was mich erwartete. Gab es so blöde Bitches wie bei meiner früheren Schule? Oder waren alle ganz nett?
Irgendwann schlief ich durch diese vielen Gedanken auch ein und schlief die ganze Nacht durch.

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Das auf dem Bild da oben soll Clarissa sein, ich hoffe ihr findet sie passend. Falls ihr googeln wollt, das ist Bea Miller :)
LG
Hannah <3





Not gonna CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt