Als ich nach einem langen Marsch den Wald verlassen habe, nahm ich mein Handy aus meiner Tasche und rief Lucy an. Sie war die einzige mit der ich momentan sprechen wollte. Zum Glück hatte ich hier mitten im Nirgendwo Netz. Mit zittrigen Fingern tippte ich ihre Nummer ein und hielt mir das Handy ans Ohr. Während dem Tuten ging ich zu Austins Auto und lehnte mich verzweifelt an die Motorhaube. Fuck... ich hatte vollkommen vergessen, dass ihre Mutter ihr ihr Handy weggenommen hatte. Na toll, was mach ich jetzt? Sollte ich etwa den ganzen Weg nach Hause laufen? Das würde bestimmt Stunden dauern und die Zeit hatte ich wirklich nicht. Aber auf Austin zu warten war auch keine Option. Er hatte mir einige Male hinterhergerufen und war mir auch nachgelaufen, doch das war mir egal. Ich wollte nicht mit ihm reden, diese Frage hat mich echt verletzt. Eigentlich dachte ich, dass er vielleicht auf mich warten würde, dass er Rücksicht nehmen würde, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte es nicht erwartet und genau deswegen tat es so weh.
Plötzlich fing mein Handy an zu vibrieren. Lucy! Vielleicht konnte sie mich ja doch zurück rufen. Ich war gerettet. Doch es war nicht Lucy deren Name auf dem Bildschirm leuchtete. Es war Austin. Er hatte mich schon einige Male angerufen, doch ich war nie rangegangen.
"Ja?", fragte ich in das Handy und klang dabei möglichst unfreundlich.
"Warte bitte am Auto, Clary", sagte Austins sanfte Stimme.
"Tut mir leid, aber ich gehe lieber nach Hause, danke. Den Weg finde ich schon, man hört sich."
Und dann legte ich auf und steckte meine Kopfhörer in mein Handy und schaltete die Musik auf volle Lautstärke. Jaja, Straßenverkehr und laute Musik gehören nicht zusammen, aber das war mir egal. Ich schaltete das richtige Lied an und steckte mein Handy in meine Hosentasche. (Das Lied was oben eingeblendet ist, falls ihr es nicht sehen könnt: SODY- Let you know )Nach einem langen Fußmarsch der mit vielen hupenden Autofahrern verbunden war, wurde es irgendwann dunkel. Na super, dachte ich und schaute auf die Uhr, bereits viertel nach Acht.
Und ich war immer noch nicht irgendwo wo ich mich auskannte. Ich hatte keine Ahnung wo ich mich befand und das machte mir Angst. Zwar folgte ich brav den Schildern, aber ich hatte das Gefühl, dass diese Gegend nicht die sicherste war.
Austin hatte mir noch mehrere NAchrichten geschickt, dass er mich suchen würde und dass es ihm leid tuen würde, doch das war mir egal gewesen. Sollte er mich doch suchen, ich würde unter keinen Umständen einsteigen.
Ich hatte mich irgendwie in ihm getäuscht, ich dachte er würde Rücksicht darauf nehmen. Und kurz vorher habe ich mich noch darüber gefreut, dass er meine Hand hielt statt mit mir herumzumachen. Vielleicht war er doch nur ein Arschloch und wollte mich flachlegen. Woher kam die Gewissheit die ich noch vor einigen Stunden hatte? Woher kam die Gewissheit, dass er es ernst meinte? Nirgendwoher, es gab keine und mit diesem Gedanken ging ich schweigend weiter.Zuhause war ich dann um zehn, zum Glück hatte meine Granny irgendwann angerufen und hatte mich gefragt wo ich stecken würde. Als ich ihr erklärt habe, wo ich ungefähr war, war sie sofort losgefahren und hat mich an meinem Standpunkt abgeholt. Sie war ganz besorgt gewesen und hatte zehn Mal gefragt wo ich gesteckt habe und wo denn Austin blieb. Doch ich habe nur geschwiegen, diese Fragen wollte ich ihr nicht beantworten. Und zum Glück hatte sie das auch akzeptiert.
Am Morgen danach war ich überhaupt nicht gut drauf, ich hatte starke Kopfschmerzen und generell war mir einfach alles irgendwie zu viel. In dem Moment als ich meine Augen aufschlug wusste ich, dass ich heute sicherlich nicht in der Lage sein würde zur Schule zu gehen. Doch ich raffte mich auf, sagte mir selbst etliche Male, dass ich das schaffe. Und dass ich mehr wert bin als das, was er von mir wollte.
Nach einer viel zu kurzen Ewigkeit bewegte ich mich aus dem Bett und schlurfte mit hängendem Kopf zu meinem Kleiderschrank. Ich fühlte mich unwohl und das spiegelte sich in meinem Outfit wieder. Eine einfache schwarze Jeans und ein großer einfarbiger Hoodie. Heute schminkte ich mich nicht, dafür hatte ich keine Kraft mehr übrig.
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Not gonna Cry
Romance"Ich werde nicht für dich weinen, hörst du? Keine Träne verschwende ich an dich!", rief ich und schmiss ihm seinen Pullover entgegen, der noch bei mir im Zimmer lag. Und doch wusste ich, dass ich mich diese Nacht zum ersten Mal seit Jahren in den Sc...