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In der Pause saß ich mit Lucy auf einer Bank und aß ein belegtes Brötchen, das ich mir vom naheliegenden Bäcker geholt hatte. Es war unfassbar lecker und ich war froh noch etwas in meinen Bauch zu bekommen, auch wenn ich mehr Lust auf eine große Pizza oder einen leckeren Burger hatte. Aber das war leider nicht möglich.
"Ich hab keine Lust mehr", quengelte Lucy neben mir und hatte einen sehr weinerlichen Ton drauf, "Wer ist auf die Idee gekommen lange Tage einzuführen? Ich habe keine Lust hier noch 6 Schulstunden herumzu sitzen."
"Tja", sagte ich und grinste, "Ich auch nicht, aber da deine Mutter dich killen wird, wenn du dir noch einen Fehltritt erlaubst, können wir auch nicht schwänzen."
Lucys Mutter war Samstag Nacht vollkommen ausgeflippt. Zum einen wusste sie nicht, dass Lucy ausgehen wollte, sie dachte sie würde bei mir sein und wir würden für einen Test lernen. Tja, so gerissen konnte Lucy wirklich sein. Krass.
"Ich weiß", sagte Lucy traurig und seufzte, dann legte sie ihren Kopf auf meine Schulter, "Wie soll ich denn zwei Wochen Hausarrest aushalten? Ich hab nicht mal mehr mein Handy, nur zwei Stunden in der Woche"
"Das ist sehr doof", stimmte ich ihr zu, "Aber das packst du schon."
"Ich hoffe doch, ich kann nicht  mal Connor treffen", Lucy beschwerte sich wie verrückt, doch ich ließ es zu. Ich hatte sie nicht vom trinken abgehalten und nun hatte sie den Ärger auch teilweise meinetwegen an der Backe.
"Ihr seht euch doch in der Schule", versuchte ich sie zu trösten. Am Anfang der Pause standen die beiden zusammen am Eingang der Schule und hatte miteinander gesproche. Seine Hand lag dabei an ihrer Hüfte und sie hatte die ganze Zeit zu Connor hochgestrahlt. In diesem Moment hat sie wunderschön ausgesehen.
"Ja... aber da kann man nicht so schön miteinander knutschen", lachte Lucy plötzlich.
"Er kann doch in dein Zimmer klettern", scherzte ich, "Dann könnt ihr da sehr viel knutschen"
Das brachte Lucy noch mehr zum Lachen, "Das wärs. Und dann überrascht Mom uns noch. Oh nein, das will ich nicht riskieren"
"Schließ die Tür ab", schlug ich vor.
"Darf ich nicht. Teil der Bewährungsauflagen, du kennst doch meine Mom"
"Ich kenne sie nicht, aber ich kann es verstehen", sagte ich und nickte, "Sie ist halt mega streng. Aber du musst halt abwarten."
"Ich kann nicht abwarten", quengelte Lucy und setzte sich wieder normal hin, "Da ist übrigens Austin."
Sofort setzte ich mich gerade hin und folgte ihrem Blick. Mein Herz schlug augenblicklich schneller als ich ihn sah. Ich spürte wie meine Hände schwitzig wurden und ich nervös wurde. Plötzlich wusste ich nicht ob ich zu ihm gehen sollte, Zweifel tauchten auf und ich atmete tief ein. Er kam gerade aus dem Schulgebäude und schien jemanden zu suchen. Vielleicht suchte er mich. Vielleicht wollte er ja zu mir. Hoffnung tat sich in mir breit und ich atmete wieder aus.
"Oh", sagte ich leise und sah zu Lucy.
"Geh zu ihm hin, du hast noch sein Tuch, also los", sie scheuchte mich auf und wedelte mit den Händen, "Los!"
"Na schön", murrte ich. Meine Hände  wurden noch schwitziger und mein Herz schlug so feste in meiner Brust, dass ich Angst hatte es würde herausspringen. Ich war so nervös, dass mir schlecht wurde.
Ich ging über den Schulhof und steuerte sofort auf Austin zu, der sich in diesem Moment zu seinen Freunden stellte und mir den Rücken zukehrte. Sicherlich hatte er mich nicht gesehen. Trotzdem hat mich das irgendwie verunsichert, ich stand so alleine auf dem Hof, zwanzig Meter von Austin entfernt und wurde plötzlich ängstlich. Was, wenn er wieder ein Idiot zu mir war? Bestimmt nicht oder?
Langsam drehte ich mich zu Lucy um und hoffte sie würde mich ermutigen, doch sie war ganz in einen Kuss mit Connor vertieft. Na super, dann war zurück gehen wohl auch keine Option. Shit!
Lucy war mir nicht böse, wenn ich zu ihnen zurück kehrten, doch ich wollte definitiv nicht stören und ihr den Moment kaputt machen. Daher blieb nur ein Weg, der Weg nach vorne.
Mit großen Schritten ging ich zu ihm und holte tief Luft als ich ihn an der Schulter antippte.
Sofort drehte er sich nur halb um und schaut mich an. Erst schien sein Blick verwirrt, etwas angepisst zu sein, doch dann lächelte er leicht.
"Hey", sagte er sanft und drehte sich dann ganz zu mir um. Ein gutes Zeichen oder? Das dachte mein Herz auch, denn es schien aus meiner Brust springen zu wollen. Ein tolles Gefühl, das mir ebenso Angst einjagte, doch mittlerweile war ich mir sicher, dass ich ihn mochte. Und dass ich verliebt war und dagegen konnte ich nichts tun.
"Hey, ich wollte dir dein Tuch zurück geben", erklärte ich und zog meine Schultasche aus und stellte sie auf den Boden. Ich bin so dämlich, ich hätte mir einfach das Tuch schon rausnehmen können, aber das habe ich vergessen.
"Und mein Pulli?", fragte er und ich konnte sein Grinsen aus seiner Stimme heraushören.
"Den hab ich vergessen, kann ich ihn dir morgen zurück geben?", fragte ich verlegen und machte meinen Rucksack wieder zu. Ich stellte mich wieder gerade hin und gab ihm sein Handtuch zurück. Meine Finger berührten seine als es von meiner Hand in seine Finger wanderte. Sofort zuckte ich zusammen.
"Ich brauch den heute eigentlich noch", sagte er und lächelte mich an, dann kratzte er sich mit der Hand am Hinterkopf und schien zu überlegen.
"Oh", sagte ich leise, ich hatte es nicht vergessen. Ich wollte den Beweis einfach noch länger bei mir behalten. Und irgendwie war es mir unangenehm, dass er wusste, dass der Pullover noch bei mir war.
"Ich hole ihn mir einfach heute Nachmittag, ist das okay?", fragte er und lächelte immer noch.
Ich nickte ihm zu, "Dann bis heut Nachmittag."

Not gonna CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt