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"Hast du Lucy gefunden?", fragte ich ihn, statt auf seine Frage zu antworten. Ich wollte ihm auf keinen Fall erzählen, was passiert war.
"Nein, aber Freunde von Connor haben gesagt, dass er sie nach Hause gebracht hat. Sie war anscheinend nicht mehr so nüchtern.", erklärte er und setzte sich neben mich auf den Rasen."
"Okay gut", erleichtert atmete ich auf. Dann ging es ihr wohl gut. Zum Glück. Ich hatte wirklich Angst, dass ihr etwas passiert sein könnte.
"Willst du nach Hause?", fragte er mich und sah mich an. Seine Augen schauten mich durchdringend an und auf seinen Händen bildete sich ein leichtes Lächeln.
"Ja", sagte ich seufzend, "Aber ich bekomme bestimmt Ärger von meinen Großeltern"
Schon bei dem Gedanken daran wurde mir ganz schlecht. Ich wollte nicht daran denken, dass sie enttäuscht von mir werden könnten.
"Willst du mit zu mir?", fragte er einfach und sah mich an. Als er das sagte, musste ich erst mal schlucken. War er vielleicht doch nicht so nett und wollte in Wahrheit doch etwas von mir?
"Ich will nur nicht, dass du Ärger bekommst. Du kannst mit zu mir, dann essen wir da was, du nüchterst aus und kannst dann nach Hause gehen. Wir müssen nicht einmal in mein Zimmer gehen, wenn du nicht willst", schlug er vor und ich beschloss für mich, dass er die Wahrheit sagte. Also nickte ich ihm zu und versuchte aufzustehen.

Vermutlich war das eine dumme Idee, aber mein betrunkenes Ich wollte eben nicht alleine in meinem Zimmer sitzen und über alles nachdenken. Das würde ich nicht etragen.
Also gingen wir zusammen zu seinem Auto und er ließ mich einsteigen. Im Auto war es kühl, sodass ich meine Beine an meinen Körper zog und Austin bat, die Heizung an zu machen.
"Gleich wird dir warm und jetzt setz dich richtig hin", sagte Austin und startete den Motor.
Wiederwillig schnallte ich mich an und sah aus dem Fenster.
"Hast du etwas getrunken?", fragte ich ihn auf einmal, bevor er noch losfahren konnte.
"Nein, ich wusste, dass ich heute fahren muss", erklärte er und trat aufs Gas. Und so fuhren wir dann los. 

Im Auto war es still und ich war plötzlich so unfassbar müde, dass ich die Augen schloss und erst wieder öffnete, als wir anhielten.
"Ich kann dich auch zu deinen Großeltern fahren", bot Austin an, "Sie werden schon nichts merken, Clary"
"Nein, danke. Ich brauch etwas zu essen, sonst sterbe ich. Und zuhause mache ich zu viel Krach. Also.. nur, wenn ich wirklich bei dir bleiben kann", fragte ich leise. Plötzlich war ich unsicher und wusste nicht, ob ich mich Austin nicht vielleicht aufdrängte.
"Ja klar, meine Eltern sind sowieso auf einem Geburtstag, die werden vor 3 Uhr bestimmt nicht nach Hause kommen", versicherte er, "Ich kann wohl nicht kochen."
"Kein Problem", kicherte ich, während ich mich abschnallte, "Ich kann es dir beibringen."
"Einverstanden", er grinste und stieg mit diesen Worten aus. Auch ich stieg aus und folgte ihm zur Haustür. Dabei merkte ich erst, wie kalt es draußen war. Sofort bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen und Beinen.
"Hoffentlich ist es bei euch warm", murmelte ich und schlüpfte schnell hinter ihm durch die Tür in die Diele. Es war definitiv wärmer, aber ich fror immer noch.
"Du kannst was wärmeres von mir haben", sagte Austin plötzlich und zog eine Augenbraue hoch, "Ich hab irgendwo bestimmt eine Jacke."
"Das wäre lieb", sagte ich und zitterte immer noch. Ich fühlte mich dennoch etwas nüchterner und alleine stehen konnte ich auch ohne Hilfe.
Während ich in der Diele auf ihn wartete, betrachtete ich die Bilder die in der Diele hingen. Alle Bilder waren total niedlich, man konnte definitiv erkennen, dass Austin auch früher ein süßer Junge war. Als er wieder kam, unterbrach er meine Gedanken.
"Hier", sagte er und gab mir einen dicken Pullover, "Ich hatte keine Jacke mehr."
Dankbar kuschelte ich mich in den Pulli und folgte Austin dann in die Küche.
"Austin?", fragte ich irgendwann um die Stille zu unterbrechen.
"Hm", machte er nur und sah nicht von seinem Handy auf. Er lehnte an der Küchentheke, hatte sich ebenfalls umgezogen und trug nun einen Pullover und eine schwarze Jogginghose. Ich kam nicht drum herum, daran zu denken, wie hübsch er doch war. Schnell dachte ich aber an etwas anderes und fokussierte mich wieder auf meine ursprüngliche Frage.
"Wieso warst du in den ersten Tagen so kacke zu mir?", fragte ich leise. Die Frage war mir peinlich, aber ich dachte die ganze Zeit daran. Ich dachte daran, dass das hier nur eine weitere Möglichkeit für ihn  war mich rumzu bekommen, genau so wie seine anderen Bitches.
"Du hast mir gefallen, aber ich habe gemerkt, dass du nichts von mir willst, denke ich. Und weil ich dich irgendwie mochte. Und vielleicht weil ich dachte, wenn ich so direkt bin, dass du dann genauso wie andere Mädchen austickst und dich mir an den Hals wirfst", erklärte er, "Aber ich lag da falsch. So bist du nicht. Ich denke ich hätte nicht mehr verscheißen können als ich es getan habe, kann das sein?"
Ich nickte, "Ja, du hast mich ziemlich genervt"
"Und als du es mir dann zum xten Mal gesagt hast, habe ich es denke ich gescheckt. Aber heute wollte ich dich irgendwie nicht in Ruhe lassen. Du.. du sahst so schön aus, hattest so viel Spaß und schienst doch so hilflos zu sein. Außerdem konnte ich diesen Kyle nicht leiden."
"Deswegen hast du mit mir getanzt? Weil du Kyle nicht leiden kannst?", fragte ich entsetzt. Na toll. Diese Antwort hatte ich nicht erwartet.
"Nein", widersprach er mir, "Ich hab dich den ganzen Abend gesehen und ich hab gesehen wie Kyle dich angesehen hat. Und eben weil ich diesen Kerl kenne und ihn nicht leiden kann, habe ich ihn von dir weg geholt."
So wie er das sagt klingt es so lässig, als wäre es das einfachste auf der Welt. Doch eigentlich hat er mir doch gerade gesagt, dass er eifersüchtig war. Eifersüchtig, dass Kyle mich so angesehen hat.
"Und wieso hast du mich dann heute abend so gut behandelt? Obwoh ich dir schon so sehr klar gemacht habe, dass ich nichts von dir will?"
"Weiß ich nicht. Vielleicht weil ich nicht will, dass irgendein Typ dich ausnutzt und weil ich dich irgendwie beschützen wollte, denke ich", erklärte er, "Du weißt, dass ich dich interessant und nett finde. Und dass ich mit dir ausgehen möchte ist die Wahrheit."
"Mal sehen", sagte ich nur schüchtern, "Ich überlege es mir"
"Das freut mich"

Not gonna CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt