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Das Spiel verlief auch in der zweiten Hälfte sehr gut. Auch wenn weder Lucy noch ich so recht die Regeln und die Abläufe verstanden, hatten wir unseren Spaß. Wir mampften vor uns hin und legten irgendwann die leeren Tüten beiseite. Ich war vollkommen gesättigt und wusste, dass ich keinen Bissen mehr herunterbekommen konnte. Lucy neben mir saß in ihrem Sitz und schaute dem Spielverlauf zu. Sobald jemand jubelte, jubelten wir ebenfalls. Allerdings hatte Lucy es aufgegeben aufzuspringen und zu jubeln. Sie blieb lieber sitzen und klatschte in die Hände, "Wohoo Super! Weiter so Leute!", rief sie und hielt sich den Bauch, "Ich bin so ungemein vollgefressen, Larissa."
Grinsend betrachtete ich sie. Sie saß eingesunken in ihrem Sitz und eine Hand lag auf ihrem Bauch. Beim Jubeln der anderen war ich aufgesprungen und hatte ebenfalls der Mannschaft zugejubelt. Mittlerweile hatte ich herausgefunden, dass Austin die Nummer 25 hatte. So sah ich immer, was genau er tat und wo auf dem Feld er war. Er war zu einhundert Prozent auf das Spiel konzentriert und war definitiv in guter Form.

Nach dem Spiel gingen Lucy und ich zusammen zu den Umkleiden und warteten draußen vor dem Gebäude auf einer Bank. Ich saß an dem einen Ende und hatte Lucys  Beine auf meine gelegt. Lucy jammerte die ganze Zeit vor sich hin, dass sie Bauchschmerzen hatte.
"Dann hättest du nicht so viel reinziehen müssen", sagte ich und tätschelte ihr Knie.
"Aber es war lecker", erwiderte sie und grinste.
"Ja das war es."
"Was machst du am Wochenende noch?", fragte Lucy mich und tippte auf ihrem Handy rum.
"Ich lerne. Bin gestern und heute nicht dazu gekommen.", erklärte ich und seufzte. Schade, dann hätte ich morgen wieder viel zu viel Stress.
"Schade", seufzte Lucy und legte ihr Handy beiseite. Sie hatte leider Musik angemacht und tippte mit ihren Füßen im Takt der Musik.
"Wieso?", fragte ich, "Was wolltest du denn machen?"
"Dachte wir könnten shoppen gehen", sagte sie, "Das machen wir nächste Woche."
Ich lächelte. Shoppen wäre eine großartige Idee den ganzen Stress abzubauen. Doch leider war morgen Sonntag. Also wäre aus dem Plan sowieso nichts geworden.
"Morgen ist Sonntag", kommentierte ich und lachte, "Aber nächste Woche kann ich. Dann machen wir beide eine Pause von der Schule. In einigen Wochen starten die ersten Zwischenprüfungen, oder?"
Lucy nickte und verdeckte ihr Gesicht mit den Händen, "Leider", stöhnte sie und schloss die Augen, als sie ihre Hände wieder wegnahm. Sie schützte sich so vor der Sonne, denn obwohl es bereits Mitte September war, war es immer noch total warm. Die Sonne schien grell vom Himmel und ließ mich in Austins Trainingsjacke schwitzen. Der Cardigan lag neben mir auf der Bank, ich hatte ihn gegen die leichte Trainingsjacke getauscht. Sie war viel luftiger und representierte unser Team. Und sie roch nach Austin. Was in der Hinsicht eine klitzekleine Rolle gespielt hat.
"Ich habe keine Lust mehr auf Schule", murmelte ich, "Lass uns aufbrechen und irgendwo in einem eingerichteten Müllcontainer wohnen"
"Falls wir beide einen Nervenzusammenbruch im Abschluss haben werden, werden wir diesen Plan umsetzen", versprach mir Lucy grinsend.
"Danke."

Lucy und ich saßen noch eine viertel Stunde auf der Bank bevor die Footballspieler endlich herauskamen. Und dann dauerte es noch mal eine Weile bis Austin mit seinen zwei Freunden quatschend aus der Halle kamen.
"Na endlich", sagte Lucy genervt, "Sag deinem Freund mal, er soll sich demnächst beeilen. Schlimmer als jedes Mädchen."
Lachend nickte ich ihr zu und sah zu John, Austin und Benny. Die drei kamen auf uns zu und die beiden Jungs begrüßten Lucy und mich höflich.  Austin kam auf mich zu und beugte sich nach unten um mich zu begrüßen. Er umarmte mich und küsste meine Wange kurz, "Hab ich gut gespielt?"
"Äh", sagte ich und überlegte, "Ich denke schon."
"Du denkst schon?", fragte Austin und ging einen Schritt zurück. Gespielt gekränkt schaute er mich an und verschwänkte die starken Arme vor der Brust. Er hatte geduscht und trug jetzt eine schwarze Jogginghose und ein schwarzes anliegendes T-Shirt.
"Ich versteh doch nichts vom Football", rechtfertigte ich mich und hob die Hände schützend in die Luft, "Aber ihr habt gewonnen. Das hab ich verstanden. Sogar Lucy hat das verstanden."
"Was soll das denn heißen?", fragte sie entsetzt.
"Na dann sei dir vergeben. Aber ich war wirklich ganz gut", sagte Austin stolz, "Hast du meine Eltern gesehen?"
Ich schüttelte den Kopf, "Nein, wir saßen aber auch die ganze Zeit an der selben Stelle."
"Hm, Schade", sagte er. Austin schien sich einen Moment ablenken zu lassen. Ich konnte sehen, dass er nachdachte. Vermutlich über seinen Vater und wie er das Spiel fand. Austin ließ sich schnell von seiner Meinung beeinflussen, er wollte, dass sein Vater stolz auf ihn war. Und das konnte ich zu einhundert Prozent nachvollziehen. Ich wünschte mir, dass mein Vater mir mal sagen könnte, er sei stolz auf mich. Oder dass meine Mutter mir noch einmal Mut machen könne.
"John, steigt die Party jetzt bei dir?", unterbrach Benny meine Gedanken und sah zu seinem Freund herüber. Dieser nickte nur und zuckte mit den Schultern, "Ja, meine Eltern kommen eh erst morgen Abend."
"Oh ja stimmt", sagte Austin und sah mich und Lucy wieder an, "Heute Abend feiern wir unseren Sieg. Du kannst ja Connor fragen, ob er auch kommen will. Wir dachten wir gehen vorher noch irgendwo was essen."
Lucy und ich schauten uns geschockt an, "Nein!", riefen wir beide etwas zu panisch aus und ich spürte wie mir bei dem Gedanken an Essen etwas schlecht wurde.
"Habt ihr Stress?", fragte Benny.
"Nein, aber viel zu viel gegessen", sagte Lucy, "Noch ein Bisse und ich kotz im Strahl."
Kichernd nickte ich ihr zu und schmiss ihre Beine von meinem Schoß um aufzustehen. Lucy richtete sich ebenfalls wieder auf, blieb jedoch sitzen.
Ich stellte mich zu Austin und nahm seine Hand, "Wir gehen nicht mit Essen. Aber wir kommen mit zur Party heute Abend."
"Sehr schön", Austin grinste und legte einen Arm um meine Schulter um mich an sich zu ziehen. Lächelnd ließ ich es zu und küsste seine Wange.
"Du riechst gut", murmelte ich gegen seine Halsbeuge und sog seinen Duft ein. Er roch nach seinem Parfum und nach Duschgel.
"Danke", antwortete er murmelnd und grinste mich an.
Seine Lippen legten sich sanft auf meine und verweilten dort einige Sekunden, während ich mich an seinem Nacken festhielt. Eigentlich mochte ich diese offenen Liebesbekundungen nicht und fand es nervig, wenn andere Paare durchgehend knutschen, doch bei uns beiden machte es mir nichts aus. Ich löste mich leicht von ihm und lächelte ihn an. Austin drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange bevor er mich an der Taille vor sich zog und mich von hinten umarmte. Sein Kopf legte er auf meine Schulter und seine Hände ruhten an meinem Bauch. Durch seine Berührung kribbelte meine Haut und mein Magen. Diese Schmetterlinge waren zum einen wunderschön und zum anderen furchtbar beängstigend. Denn ich wusste, dass ich mich auf ihn eingelassen hatte. So war die Verbindung zwischen uns umso inniger, aber auch zerbrechlicher. Und würde sie brechen, würde sie damit mein Herz in tausend Stücke reißen.
"Übernachtest du heute bei mir?", wisperte Austin an meinen Hals und hinterließ dort eine Gänsehaut.
"Ich muss morgen früh lernen", murmelte ich zurück und rang mit mir. Er hatte gestern schon bei mir geschlafen und die Schule war mir immer noch wichtig. Aber ich würde nur zu gerne wieder in seiner Umarmung einschlafen und morgens als erstes ihn sehen.
"Du kannst bei mir lernen", bot Austin an und drückte einen Kuss auf meine Wange, "Bitte."
"Naschön", brummte ich und seufzte, "Dann müssen wir noch meine Sachen holen."
"Machen wir", versicherte er mir und drückte einen Kuss auf meinen Hals. Es waren liebevolle Küsse, aber nichts was zu intim wäre.
"Gut", sagte ich leise, "Aber ich werde heute Abend nichts trinken."
"Ich auch nicht."
Ich runzelte die Stirn, ich wusste nicht recht ob ich ihm glauben sollte.
"Du kannst ruhig", erwiderte ich und lehnte mich an ihn.
"Nein, ich möchte nicht."
Na dann, dachte ich und nahm die Antwort einfach hin. Ich drehte mich leicht um und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. 

"Komm Larissa", sagte Lucy plötzlich und griff nach meiner Hand, "Wir fahren jetzt nach Hause und machen noch was für Mädels bis wir feiern gehen."
Austin und ich fingen gleichzeitig an zu widersprechen, doch Lucy schnitt uns das Wort ab, "Du hast schon genug Zeit mit ihr verbracht. Jetzt bin ich dran."
Und dann zog sie mich mit sich und ich kicherte. Austin sah aus, als wäre ihm seine Lieblingsschokolade weggenommen worden.
Einerseits hätte ich gerne den Tag mit Austin verbracht, doch ich freute mich umso mehr mit Lucy Filme anzusehen und mich schließlich zu schminken.
Wir sind schließlich erst zu ihr gefahren und haben uns Filme und Klamotten aus ihrem Zimmer stibitzt, bevor wir uns dann bei mir fertig machten.
Zum Glück schauten wir die Filme zuerst, denn schon nach dem ersten Film mussten wir beide weinen. Es war zu traurig zuzusehen, wie sie sich so liebten und doch nicht zusammen kamen. Schniefend wuschen wir dann unsere Gesichter um sie von den Tränenfurchen zu befreien.
"Wann fängt die Party an?", fragte ich sie und wusch meiner Haare unter der Dusche.
"Um acht. Jetzt ist es aber schon sechs, das bedeutet wir fangen jetzt an uns zu schminken und können dann auch los. Die Jungs sind alle schon vorher da."
"Sehr schön", ich lächelte, "Ich schlaf heute übrigens bei ihm."
"Uhhhh", raunte sie und grinste, "Schläfst du auch mit ihm?"
Ich prustete los, "Ach Quatsch", sagte ich, "Wir lassen uns Zeit."
"Er liebt dich, das sieht man an seinem Blick", erklärte Lucy und seufzte, "ich wünschte Connor würde mich lieben."
"Glaubst du nicht, dass er dich liebt?", fragte ich während ich mich schminkte.
"Ich glaube, dass er mich mag. Aber er liebt mich nicht. Zumindestens nicht so, wie Austin dich liebt.", sagte sie und seufzte, "Aber das ist in Ordnung, ich denke nicht, dass wir irgendwann heiraten. Aber für jetzt ist es wundervoll."

Lucy glättete mir schließlich meine Haare und schminkte mich sehr dezent. Nur meine Lippen waren etwas dunkler geschminkt als sonst. Ich fand mich wirklich ziemlich hübsch, obwohl ich mich lieber selbst schminkte. Anschließend schlüpfte ich in eine enge schwarze Jeans und ein dunkles Spitzenoberteil.
"Du siehst wunderschön aus.", schwärmte Lucy und zog sich eine leicht durchsichtige schwarze Bluse an, durch die man ihren BH erahnen konnte. Für meinen Geschmack etwas zu aufreizend, doch sie erzählte mir ihre heutige Mission. Connor verführen.
"Und du erst", sagte ich lächelnd.
"Welchen BH hast du an?", fragte Lucy und lachte, "Wenn es zwischen dir und Austin ernst wird, solltest du heiß aussehen."
Kopfschüttelnd fing ich den Hauch von nichts auf, den sie mir zuwarf und zog mich noch schnell um. Der BH war schwarz und mit Spitze besetzt. Der Stoff war teilweise durchsichtig, was mich nervös machte, doch ich versuchte mutig zu sein.
Schließlich klingelte es an der Tür und ich hoffte, es würde Austin sein. Und meine Vermutung bestätigte sich. Er kam die Treppe hoch als ich aus dem Badezimmer trat.
"Hallo schöne Frau", sagte Austin breitlächelnd und kam auf mich zu. Er nahm meine Hände in seine und drückte mir einen Kuss auf die Wange, "Du siehst bezaubernd aus"
"Danke", murmelte ich glücklich und schmiegte mich in seine Arme.
"Clarissa", rief Lucy aus dem Bad, "Kommst du mal?"
Ich rief zurück, dass ich sofort da sein würde und bat Austin schon mal meine Bücher einzupacken. Er tat es sofort und ich eilte zu Lucy. Sie saß auf dem Badewannenrand und seufzte.
"Ich bekomm die Hose nicht zu", seufzte sie, "Die ist zu eng."
Lachend half ich ihr den obersten Knopf zu schließen und schließlich waren wir fertig. Ich trug noch weiße Sneakers und eine weiße Tasche. Meine Freundin hatte blaue enge Jeans an und hochhackige Schuhe. Austin dagegen war wie immer gekleidet. Er trug eine verwaschene Jeans und ein enganliegendes schwarzes T-Shirt. Trotzdem sah Austin phänomenal gut aus.
"Soll ich euch mitnehmen?", fragte er und nahm meine Hand.
Wir stimmten seinem Vorschlag zu und er fuhr uns zur Party. Die Tasche mit den Büchern ließen wir im Auto stehen anstatt sie zu ihm zu bringen. Ich wusste genau, wieso er das tat. Wenn die Tasche nicht bei ihm im Zimmer stand, dann würde ich vermutlich nicht schon lernen, während er noch schlief. So konnte er mich vom Lernen etwas abhalten. Aber das war mir teils egal, ich wollte einfach so viel Zeit mit ihm verbringen wie möglich.

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Naa... wie findet ihr das Kapitel?
Ich mag es nicht wirklich, aber das nächste wird übelst spannend und es gibt eine neue Person. Schreibt mir mal in die Kommis, was für eine Art von Charakter eingeführt wird!

a) ein alter Freund von Austin, der Trouble bringt
b) ein neues Mädchen, ein Antagonist
c) ein neuer Typ, der Lucy zuschaffen macht.

Was meint ihr? Es ist alles möglich, aber ich habe schon eine Idee!

Viele Grüße,
Hannah

Not gonna CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt